Mein Erlebnis mit Gott (Wie ich Christin wurde)

  • Es war Mitte Februar 2005 als ich Christin wurde. Wie das passiert ist kann ich nur erklären, indem ich etwas aushole.


    Ich bin am 12. Oktober 1962 geboren, habe eine ältere Schwester und zwei jüngere Brüder. Meine Eltern haben uns mit vielen Entbehrungen großgezogen. Ich hatte immer das Gefühl, obwohl ich die zweitälteste bin, dass ich das schwächste Glied in der Familie war.


    Mittlerweile bin ich 42 Jahre alt und habe selbst schon eine erwachsene Tochter und zwei Stiefsöhne sind noch dazu gekommen, die auch schon erwachsen sind.


    Vor knapp acht Jahren lernte ich meinen Lebengefährten Herbert kennen. Herbert ist seit seinem siebzehnten Lebensjahr Christ. Er erzählte mir im Laufe der Zeit von seinen Visionen die er in diesem Alter hatte und ich glaubte ihm jedes Wort, doch brachte mich das nicht zum Glauben. Nur dachte ich damals schon „Das was der hat, hätte ich auch gerne. Eine Verbindung zu Gott.“


    Unsere Beziehung lief sehr gut, doch gab es immer wieder Probleme, weil ich zu Depressionen neigte. Die hatte ich schon, so lange ich mich zurückerinnern kann und machte deswegen auch mit ca. 27 Jahren eine Therapie, die über einen Zeitraum von einem Jahr ging (einmal die Woche). Die Therapie war sehr hilfreich für mich. Ich konnte mit meiner Situation im Alltag besser umgehen. Doch war es nur eine kleine Hilfe. Meine Depressionen blieben. Ich hatte etwas in mir, dass mich immer wieder in ein finsteres Loch fallen ließ, mir Alpträume bereitete und alles um mich herum zerstören wollte. Ich nannte dieses Zerstörende in mir „Grüne Männchen“. Sie attackierten und bedrängten mich aufs Heftigste und wollten mir Glauben machen, dass ich das Allerletzte sei, es nicht wert sei geliebt zu werden und somit es schon gar nicht wert sei zu leben. Auch erzählten sie mir, dass es die Menschen um mich herum nicht gut mit mir meinten. Oft vergewisserte ich mich bei Herbert ob er mich auch wirklich liebte. Immer dann wenn ich mit einer Situation nicht zurecht kam, waren sie da. Sie kannten mich in- und auswendig und es war ein Leichtes für sie meine inneren Wunden zu erkennen und hineinzustechen.


    Ich versuchte alles Mögliche um sie loszuwerden. Ich „outete“ sie vor meinem Freund, schrie sie an, dass sie abhauen mögen, fragte sie, was sie von mir wollten, jedoch half das alles nur bedingt. Sie lernten schnell dazu und ließen sich nicht vertreiben. Jede meiner Schwächen nutzten sie um zu erscheinen um an meinem Lebensmut zu nagen. Was mich am meisten belastete war, dass ich durch diese Bedrängung getrieben, den Menschen in meiner Umgebung schadete. Ich richtete an – und speziell bei den Menschen die mir am Nahesten standen und die ich sehr liebe. Das war mir immer bewusst und so schaltete sich mein Gewissen ein und das erzählte mir dann erst recht was für ein Monster ich war und es besser für mich sei, wenn ich nicht da wäre, denn dann könnte ich auch nichts anrichten. Es war ein Teufelskreis aus dem ich keine Chance sah herauszukommen.


    Herbert hat mir immer mal wieder von Gott erzählt und ich habe oft abends mit ihm in der Bibel gelesen. Ich vertraue ihm wie keinem anderen Menschen und irgendwie wusste ich, dass es Gott geben musste oder besser gesagt ich hoffte, dass es ihn gab. Er bedrängte mich nicht mit Gott, im Gegenteil. Ich löcherte ihn regelmäßig. Irgendwo musste doch seine Kraft, seine innere Festigung und Zuversicht herkommen. Also las ich regelmäßig in der Bibel, aber es half nichts. Ich bekam keine Verbindung zu Gott und es machte mich jedes Mal wieder traurig und mutlos. Wusste ein Teil in mir doch, dass jedes Wort was in der Bibel stand wahr ist und war es somit doch die einzige Hoffnung für mich aus diesem schwarzen Loch herauszukommen.


    Dann kam dieser besondere Tag im Februar 2005. Ich hatte wieder einmal sehr großen Ärger mit Herbert und der Inhalt unseres Streites war wie immer diese starke Bedrängung meinerseits. Denn die „grünen Männchen“ waren wieder da und waren auf Zerstörung aus. Es ging so weit, dass ich unsere ganze Beziehung bezweifelte und Herbert unter anderem vorhielt, dass er zu jedem x-beliebigen Menschen gnädig sei, bloß nicht mit mir. Mit mir ginge er sehr hart um und das solle er doch dann auch mit den anderen Menschen tun, die Böses anrichten – und im speziellen mit denen, die mich verletzten. Das wäre doch nur fair, denn die hätten ja wohl zumindest eine entsprechende Verachtung verdient. Doch Herbert ließ sich auf dieses „Spielchen“ nicht ein. Er machte mir klar, dass er sich von mir nicht an diesen finsteren Ort ziehen lasse und er keinen Handel damit betreiben würde. Ich leugnete nichts, denn ich wusste ja ganz genau, dass ich mit meinen Argumenten am Ende war und er mit jedem Wort recht hatte. Also blieb mir nichts anderes übrig als mich verletzt ins Schlafzimmer zurückzuziehen.


    Die Not in mir war groß, sehr groß. Ich legte mich aufs Bett und versuchte mich zu beruhigen. Nach einer Weile schaute ich mich nach einem Buch um, was mich auf andere Gedanken bringen sollte. Ein Nachbar von mir hatte mir mal vor langer Zeit ein Buch in die Hand gedrückt, dem ich eigentlich nie eine besondere Bedeutung zugemessen hatte. Es nennt sich „Die wirkliche Struktur des Seins“. Etwas kleiner geschrieben stand unter dem Titel: „Im Namen und Auftrage des heiligen Geistes wurde dieses Buch geschrieben.“ Ich dachte so bei mir, dass es ja nicht schaden könnte, da mal reinzuschauen. Also nahm ich mir das Buch und begann zu lesen. Unter anderem stand dort auch drin, dass jeder Mensch, egal ob arm ob reich, ob gebildet oder nicht oder was auch immer – jeder Mensch ein Stückchen für sich darin finden könnte. Es gab Themen und Passagen in diesem Buch, die ich halbherzig überflog, die mir zu technisch oder utopisch waren und andere Stellen, die mich fesselten.


    Mittlerweile kam mein Freund ins Schlafzimmer und legte sich neben mich. Der vorangegangene Streit war seltsamerweise total vergessen und ich hatte das tiefe Bedürfnis ihm aus dem Buch vorzulesen. Je mehr ich in diesem Buch las, desto mehr fing meine Stimme an zu zittern und ich konnte meine Tränen kaum unterdrücken. Ich war gerührt. Etwas hatte mein Herz berührt. Speziell bei dem Satz: „ … werft die Sorgen, Probleme und Nöte die unlösbar erscheinen, auf den Sohn Gottes mit der Bitte um Unterstützung oder Hilfe. Die Hilfe kommt bald.“ Und gedanklich aus tiefstem Herzen heraus machte ich das, was da geschrieben stand. Ich war kaum in der Lage weiterzulesen, doch las ich das Buch bis zum Ende. Immer wieder musste ich weinen, nicht vor Schmerz, sondern vor Rührung. Irgendetwas war mit mir geschehen. Mir war auf einmal so leicht, alles war so leicht und ich war gefüllt mit so viel Liebe. Ich hätte die ganze Welt umarmen können. Es gab nichts mehr was mich drückte und eine riesige Last war von mir genommen. Es war schon mitten in der Nacht. Stundenlang genoss ich dieses Gefühl und ich wollte auf keinen Fall einschlafen. Allerdings war mir noch nicht ganz klar, was mit mir los war. Nur eines wusste ich : Ich wollte das Gefühl nicht mehr verlieren. Endlich war alles friedlich und schön.


    Eingeschlafen bin ich dann doch. Am nächsten Morgen war erst mal alles wie immer und doch war es anders. Ich dachte über den gestrigen Abend nach. Mein Freund war mittlerweile mit unseren Hunden unterwegs und ich war allein. Ich dachte darüber nach ob das Gott gewesen sein konnte, obwohl ich es in meinem Innersten ganz genau wusste. Dann dachte ich über meine Sünden nach, über die Last die von mir gefallen war und nahm wieder das Buch zur Hand. Ich suchte die Stelle die mich am meisten bewegt hatte. Wieder bewegte mich der Satz und ich musste weinen. Darüber, dass es einen Menschen gab der all unsere Sünden und Unzulänglichkeiten auf sich genommen hatte, sich für uns hatte kreuzigen lassen, um uns den Weg zu Gott zu öffnen. Es bewegte mich so sehr, dass ich laut anfing Jesus anzusprechen, ihn um die Vergebung meiner Sünden bat und nochmals meine Nöte und Ängste von mir zu nehmen. Als ich mein Gebet beendet hatte, ging ich wieder ins Wohnzimmer und da geschah es erneut. Ich war wieder umhüllt mit Liebe. Eine Liebe die ich in dem Maß noch nie gespürt hatte. Es kam mir vor als wenn ich in einer anderen Ebene war, als ob ich die volle Erleuchtung und die totale Erkenntnis hatte.


    Herbert war mittlerweile von seinem Spaziergang zurück und ich saß im Wohnzimmer und strahlte ihn an. Ich war so gefüllt mit dieser bedingungslosen Liebe, dass ich hinauslaufen wollte um es jedem zu erzählen. Ich wollte die Natur sehen, als wenn ich sie vorher noch nie gesehen hätte, ich wollte alle Menschen umarmen und ihnen sagen, dass ich sie unendlich liebe. Ich verspürte eine so große Kraft und wusste über alles Bescheid.


    Das ganze wiederholte sich innerhalb eines Zeitraums von ca. 14 Tagen noch ein paar Mal.


    Heute, knapp 3 Monate später, habe ich festgestellt, dass es ein böses Unterfangen ist, einfach hinauszugehen und den Menschen davon zu erzählen. Nicht jeder versteht wovon ich rede und andere wiederum fragen mich ob ich in eine Sekte geraten bin. Ich gehöre keiner christlichen Gemeinschaft an und habe auch im Moment nicht das Bedürfnis. Ich kann mich sehr gut mit meinem Freund und einigen christlichen Freunden darüber austauschen und das genügt mir.


    Was für mich auch noch sehr wichtig ist und ich es deshalb erwähnten möchte ist, dass ich endlich weiß, dass der Kläger in mir nicht Gott ist. Gott bedrängt mich nicht, er geht sanft mit mir um und klagt mich für nichts an. Der der mich anklagt und bedrängt ist ein anderer. Seit diesem Februar bin ich nicht mehr damit allein. Es ist für mich als sei ich neu geboren. Es gibt zwar auch die Finsternis in der ich ab und an zu finden bin, doch Gott trägt mich auch da durch und dafür bin ich sehr dankbar. Ich brauche der Liebe nicht mehr suchend hinterherlaufen. Ich weiß, dass Gott mich, so wie ich bin, mit all meinen Schwächen, bedingungslos liebt und nichts von mir verlangt. Er misst mich nicht an meinen Taten. Doch aus meiner Liebe und Dankbarkeit zu Jesus Christus und zu unserem Vater, werde ich vieles tun um ihm zu gefallen.


    Wenn es nur einen einzigen Menschen geben sollte, dessen Herz hiervon berührt wird und der dadurch den Weg zu Gott finden sollte, dann hat es sich für mich gelohnt, diese Zeilen zu schreiben.

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