Das Reich Gottes

  • Eine kurze und knappe Definition dieses Begriffes ist fast nicht möglich, dazu umfasst er zu viel. Trotzdem habe ich versucht, ihn zu Anfang möglichst kurz zu erläutern. Darunter findet sich dann aber für die weiter Interessierten eine ausführliche Darlegung des Reiches Gottes.
    Der besseren Übersicht wegen habe ich kleine Überschriften eingesetzt.


    Versuch einer knappen Definition des Ausdrucks
    Das Reich Gottes ist ein Herrschaftsbereich Gottes in seiner Schöpfung, in welcher der Herr Jesus selbst König ist. Es nahm, als Er auf der Erde lebte, seinen Anfang, besteht heute in einem anderen Charakter immer noch und wird im Tausendjährigen Reich seine herrliche Vollendung finden. Zum Reich Gottes gehören alle wahren Gläubigen (die Versammlung/Gemeinde = innerer Bereich), aber auch alle Menschen, die zum Bekenner-Christentum gehören, also nicht wirklich errettet sind (äußerer Bereich). Das wird aus vielen Gleichnissen in den Evangelien deutlich (z.B. das Gleichnis von den zehn Jungfrauen). Um in den inneren Bereich des Reiches zu gelangen bzw. daran teilhaben zu können, ist eine echte Umkehr zu Gott (Bekehrung) zwingend erforderlich. Das Reich Gottes ist, bzw. sollte gekennzeichnet sein von Grundsätzen, die wir vor allem in der so genannten Bergpredigt finden.


    Die Ankündigung des Reiches Gottes im Alten Testament
    An vielen Stellen des Alten Testaments finden wir bereits ausdrückliche Hinweise auf ein angekündigtes Reich Gottes und den König dieses Reiches (1Mo 49,10; 5Mo 33,26-29; Ps 72; Ps 45; Jes 9.11.60-66; Micha 5; Daniel 9,25). Spätestens aber seit den Worten bezüglich Judas Herrschaft, Zepters und des kommenden Schilo (der Ruhebringende, der Friedenschaffende), die Jakob in seinem Segen zu Juda sprach, kam unter den Kindern Israels die Erwartung eines Königreiches des Friedens auf (1Mo 49,10).
    In Daniel 2 lesen wir dann von dem Reich Gottes des Himmels. Ergänzend dazu zeigt Daniel uns im 7. Kapitel, dass es nicht nur eine Himmelsherrschaft quasi aus der Ferne sein wird, sondern dass diese Herrschaft einem herrlichen Menschen anvertraut werden wird.


    Es muss im AT allerdings unterschieden werden zwischen dem Reich Gottes, das mit dem 1. Kommen Jesu aufgerichtet wurde und dem Tausendjährigen Reich, das noch kommen wird. Die an der ersten Auferstehung teilgenommen haben (was uns, den wahrhaft Gläubigen kurz bevorsteht) werden in diesem Reich mit dem HERRN Jesus herrschen. In den erwähnten Stellen aus Daniel geht es beispielsweise primär um dieses Tausendjährige Reich. Wie wir noch sehen werden, sind die beiden im Grunde ein Reich, denn das Reich Gottes wird im Tausendjährigen Reich seine herrliche Vollendung finden!


    Die Juden wussten um diese Stellen in ihrer hebräischen Bibel, und erwarteten daher auch ein Reich, in ihren Vorstellungen allerdings ein menschliches, irdisches, politisches, das vor allem ihre äußeren Umstände verbessern sollte, vor allem nachdem sie aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt waren. Dabei übersahen sie aber, dass in den prophetischen Schriften auch deutlich von einer Erneuerung des inneren Menschen gesprochen wurde (Hes 36.37). Somit wurde ihre Vorstellung um das damals noch bevorstehende Reich völlig verdreht.


    Das Reich Gottes im Neuen Testament
    Johannes der Täufer war ein Wegbereiter für den HERRN. Er verkündete: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.“ Und auch Jesus selbst verkündete, dass das Reich mit Ihm nun mitten unter ihnen wäre. (Übrigens ist deutlich zu erkennen, dass selbst die Jünger und Johannes der Täufer nicht verstanden, worum es sich bei dem angekündigten Reich zunächst wirklich handelte, denn als Johannes der Täufer im Gefängnis saß, ließ er Jesus zweifelnd fragen, ob er der Christus sei, oder ob sie auf einen anderen warten sollten (Mt 11,3; Lk 7,19). Und auch die Jünger waren, wie man an ihren Überlegungen unschwer erkennen kann, nicht viel „schlauer“ (Lk 18,34; 24,21).)


    Was war nötig, um an diesem Reich Gottes teilzuhaben, bzw. in es hineingehen zu können, das Jesus in sich selbst zu ihnen gebracht hatte? Umkehr (Buße)! Deswegen predigte Jesus auch die Buße (Mt 4,17.23). Außerdem machte Er klar, dass eine kindliche Gesinnung und eine echte Umkehr nötig sei, um in das Reich Gottes eingehen zu können. Eine neue Geburt, wie Er Nikodemus klargemacht hatte (Johannes 3,3.5).
    Jesus hatte das Reich Gottes in Seiner Person, als König dieses Reiches, auf diese Erde gebracht, zunächst in erster Linie zu den Juden. Nach Daniel und Jes 49,6 aber auch zu der ganzen Erde. Niemand aber konnte das Reich Gottes sehen, noch in es hineingehen. Um dies zu ermöglichen, war, wie gesagt, innere Umkehr nötig.


    Wie wir beim Lesen der Evangelien feststellen, trat nach der Ankündigung des Reiches Gottes eine Wendung ein. Die Jünger, ein Teil des Volkes und andere nahmen den HERRN Jesus als Messias, König Israels und als den Sohn Gottes an. Aber der größte Teil des Volkes verwarf seinen König und wollte Ihn nicht. Vor allem geschah dies bei den Pharisäern und Schriftgelehrten. Vorausgesagt war auch dies schon in den alten Schriften (Ps 2,1; Daniel 9,26). Diese Verwerfung des Sohnes Gottes änderte aber nichts an Gottes Plänen.
    In der Bergpredigt erklärte der HERR seinen Zuhörern, dass Er sie nicht von der Römischen Besatzungsmacht befreien würde. Statt dessen sagte Er ihnen, dass jeder, der Ihn im Glauben angenommen hat, leiden muss und dadurch den Charakter des Königs offenbaren darf. Aber wie bereits erwähnt lehnte dies der überwiegende Teil des Volkes und der Schriftgelehrten ab. Es kam soweit, dass sie die Wirksamkeit des HERRN dem Teufel zuschrieben (Mt 12,24). Der Höhepunkt der Verwerfung fand sich dann in der Gefangennahme und Kreuzigung des HERRN.
    Ab Matthäus 13 sehen wir dann, dass sich der HERR Jesus von dem Volk Israel in gewissem Sinne abwendet und sich jetzt den Nationen zuwendet. Das Verlassen des Hauses und Setzen an den See sind Bilder dafür. Er sucht jetzt nicht mehr Frucht bei Israel, sondern fängt an, den Samen des Wortes auf den Acker zu streuen. Der Acker ist hier ein Bild von den Nationen, der Welt. Nun stellt Er das Reich Gottes in völlig veränderter Form dar. Denn nun würde vorerst nicht mehr Israel das Zentrum sein, wo Er auf dem Thron Davids sitzen würde, sondern Er als der König würde verworfen werden und damit abwesend sein. Dieses Reich würde dann aus Israel und den Nationen bestehen, die entweder in Wirklichkeit oder nur dem Bekenntnis nach das Wort Gottes annehmen (Dazu gleich mehr).

    Übrigens, wenn der HERR Jesus vom Geheimnis des Reiches spricht, dann meint Er damit erstens den Charakter den dieses Reich einnehmen würde, wenn Er gestorben, auferstanden und verherrlicht zur Rechten des Vaters sitzen würde. Das heißt, Er würde die Verantwortung über dieses Reich dann den Menschen übergeben. Dies wird in den 10 (= Verantwortung des Menschen Gott gegenüber) Gleichnissen über das Reich der Himmel in Matthäus 13 deutlich.
    Das zweite Geheimnis, bzw. der zweite Teil des Geheimnisses ist die damit verbundene Offenbarung der Versammlung (ekklesia) Gottes. In dem 16. Kapitel des Matthäusevangeliums wird diese das erste Mal konkret erwähnt.


    Weiter wird aus den Gleichnissen in Matthäus 13 deutlich, dass während der „Abwesenheit“ des HERRN ein anderer, der Fürst dieser Welt (Satan) seinen eigenen bösen Samen unter den guten Samen säen würde. Beides würde zusammen bis zur Ernte heranwachsen und erst dann voneinander getrennt werden. Auch mittels der anderen neun Gleichnisse wird uns unter anderem die äußere und innere Entwicklung des Reiches verdeutlicht (Mt 13,24-30.31-32.33.44.45-46.47-50; 18,23-35; 20,1-16; 22,1-14; 25,1-13). Hieran kann man sich die Bedeutung des Reiches Gottes nun etwas besser vorstellen.
    Ein bekannter Bibelausleger, William MacDonald beschrieb das Reich Gottes z.B. einmal mit zwei konzentrischen Kreisen. Im inneren Kreis befinden sich die wahrhaft Gläubigen, also die, die den HERRN Jesus als persönlichen Erretter und HERRN über ihr Leben angenommen haben. Sie erkennen seine Herrschaft als König des Reiches an und stellen sich darunter.
    Im äußeren Kreis befinden sich die Namens - oder Bekennerchristen. Sie besitzen kein neues Leben aus Gott, weil sie sich nie ernstlich bekehrt haben. Solche unterstellen sich vielleicht formell der Herrschaft Gottes (ggf. auch zwangsweise), haben aber keine echte Beziehung zu ihm. Dies wird in den Gleichnissen vom Sämann, vom Senfkorn, vom Sauerteig und den zehn Jungfrauen deutlich.


    Man könnte noch etliches zur Entwicklung und den Gleichnissen sagen, die vom Reich Gottes bzw. Reich der Himmel sprechen und ebenso zum kleinen Unterschied zwischen diesen beiden, dies würde aber dann den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Vielleicht hat noch ein anderer ein paar Gedanken hierzu.


    Das Reich Gottes und die Versammlung
    Ein wichtiger Aspekt ist, dass das Reich Gottes nicht mit der Versammlung Gottes zu verwechseln ist, die alle wahren Gläubigen bilden. Denn:
    [list=1]
    [*]ist die Versammlung kein Herrschaftsbereich - die Versammlung Gottes ist ein himmlischer Organismus.
    [*]Die Versammlung befindet sich innerhalb des Reiches, aber eben nicht jeder, der zum Reich Gottes gehört, gehört auch zur Versammlung Christi!
    [*]Das Reich Gottes begann, als der HERR Jesus hier auf der Erde war und wird bis zum Ende des Tausendjährigen Reiches andauern. Die Versammlung dagegen begann am Pfingsttag und wird nur bis zur Wiederkunft Christi, wenn Er uns, Seine Versammlung entrücken wird, andauern.
    [*]...
    [/list=1]Das Tausendjährige Reich
    Wie wir schon sahen, wird schon im Alten Testament von einem Reich gesprochen, bzw. in gewissem Sinne von zwei unterschiedlichen Reichen. Einmal dem Reich Gottes, in dem wir uns momentan noch befinden, einem geistlichen Reich, und zweitens vom Tausendjährigen Reich, wo der HERR Jesus Christus dann sichtbar mit Seiner Versammlung herrschen wird. In gewissem Sinne ist es ein Reich, das zu der Zeit, wo der HERR hier auf der Erde war, begann, und dann im Tausendjährigen Friedensreich seine herrliche Vollendung finden wird.
    Bevor es allerdings zum Tausendjährigen Friedensreich kommen kann, muss dem noch einiges vorrausgehen, bzw. Vorbedingungen müssen erfüllt werden. Da ist zum einen die Entrückung der Versammlung. Dies wartet noch auf uns. Es gibt aber auch Dinge die sich schon erfüllt haben, bspw. die Rückkehr der zwei Stämme und die Gründung des Staates Israel im Jahre 1948. Weiter muss nach Daniel 2 und 7 und Offenbarung 13 noch das westeuropäische Römische Reich in Form eines Staatenbundes von zehn Ländern entstehen.
    In Babylon wird das Verderben der bekennenden Christenheit seinen Höhepunkt finden, während es heutzutage schon traurige Ausmaße angenommen hat. Bevor dann Babylon vom wiedererstandenen Römischen Reich vernichtet wird, wird es vorher noch von diesem gestützt werden (Off 17,1-6 und 16; 2Thess 2,6.7).
    Im Anschluss daran wird Satan (das erste Tier) auf die Erde geworfen werden (Off 12,7-12). Er wird das Römische Reich zur Empörung gegen Gott führen (Off 13,1-10). Danach wird der Antichrist aufstehen, das zweite Tier. Dieser wird der geistliche Anführer der Juden und Heiden sein, ebenfalls, wie auch sein Name schon ausdrückt, gegen Gott (Off 13,11-18; Dan 11,36-39).
    Wenn wir in Daniel weiterlesen (Daniel 8 und 11), dann sehen wir, dass ein/der König des Nordens mit Hilfe einer anderen Macht (Russland?) den Antichristen und Israel angreifen, siegen und dann nach Ägypten weiterziehen wird. Infolgedessen wird der Antichrist, der ja vor dem König des Nordens geflohen war, gemeinsam mit dem Herrscher des Römischen Reiches nach Israel zurückkehren.
    Dann, so finden wir es im 19. Kapitel der Offenbarung und Daniel 11, wird allerdings der Zeitpunkt des HERRN kommen!
    Er wird aus dem Himmel herabkommen, die Heere und den König des Nordens vernichten und die beiden Anführer lebendig in die Hölle werfen.
    Wenn dann noch die beiden Nachbarvölker ihr Gericht empfangen haben und die zehn Stämme, die ja über die ganze Erde zerstreut waren, zurückgekehrt sind, wird das Gericht der Lebenden stattfinden, so finden wir es in Matthäus 25,31-46. Dann kann das herrliche Tausendjährige Reich, in dem der HERR Jesus mit Seiner Versammlung regieren wird, angetreten werden.
    Der Satan wird für diese 1000 Jahre gebunden werden.
    Was wird das sein, wenn der HERR Jesus als König auftritt und in diesem Reich regieren wird?
    In diesem Friedensreich werden die dann lebenden Menschen das genießen, was die Menschheit seit unzähligen Jahren zu erreichen sucht. Es wird Frieden, Gerechtigkeit, Glück, Wohlstand, Gesundheit, langes Leben … ja, einfach Glückseligkeit herrschen!
    Jeder, der in irgendeiner Weise während dieser Zeit sündigen wird, wird noch am Abend des Tages sterben. ( >Ende des Tausendjährigen Reiches< )


    Das Gericht, der Feuersee und der neue Himmel, sowie die neue Erde
    Danach wird der Satan aber nochmals freigelassen werden, um die ganze Welt zu verführen (Off 20,7.8 ). Nachdem die Verführten ihr Gericht empfangen haben, werden die Himmel in Feuer geraten, aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen. Noch einmal wird der HERR danach auf den großen Weißen Thron steigen, um die in ihren Sünden gestorbenen Menschen zu richten. Sie werden zunächst auferweckt, gerichtet und dann in den ewigen Feuersee geworfen werden, ebenso der Teufel mit seinen „Gehilfen“!


    Dann, wenn alle böse Herrschaft, Gewalt und Macht weggetan sein werden, wird der HERR Jesus dem Gott und Vater das Reich übergeben (1Kor 15,24-28 ).


    Offenbarung 21,1 und 2Petr 3,13: Der neue Himmel und die neue Erde! Der HERR wird im Anschluss an das oben genannte Gericht, einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Dort werden die wahrhaft Gläubigen dann für ewig und in völliger Harmonie bei Ihm sein, das heißt in völliger und ewiger Gemeinschaft mit unserem Gott und Vater und unserem HERRN Jesus Christus!


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    Auch der Abschnitt über das Tausendjährige Reich war nur ein „Abklatsch“ von der ganzen Fülle, die wir darüber in der Bibel finden. Vielleicht ist ja jemand bereit, noch etwas dazu zu schreiben. Aber auch zu den anderen Punkten gibt es sicherlich noch so manches zu ergänzen.


    Für Fragen aber auch Korrektur anhand der Bibel bin ich wie immer offen.


    Liebe Grüße,
    Michael



    Literatur die mir hilfreich war und die ich zu dem Thema empfehlen kann:
    Lexikon zur Bibel, R. Brockhaus, Fritz Rienecker, 1974, Wuppertal
    Jerusalemer Bibellexikon, hänssler, Kurt Henning, 1990, Neuhausen-Stuttgart
    Walvoord-Bibelkommentar, hänssler, John F. Walvoord/Roy B. Zuck, 1992, Holzgerlingen
    Kommentar zum Neuen Testament, CLV, William MacDonald, 1997, Bielefeld
    Das Reich Gottes, CSV, Arend Remmers, 1984, Ernst-Paulus-Verlag, Neustadt

    Du möchtest die Bibel näher kennenlernen, weißt aber nicht recht wie du vorgehen sollst? Vielleicht kann dir dabei ein Fernbibelkurs Hilfe sein. Interesse? www.dasleben.info

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