Von Christus ergriffen

  • Aus: Ich staune über Gottes Führung von L. Bormuth


    Gottes Macht zeigt sich in meinem Leben darin, dass er einen Anfang mit mir wagte und mich hineinzog in seine Gemeinschaft. Wenn ich an meine Kindheitstage denke, dann waren sie alles andere als schön. Umsiedlung in einem großen Treck von Bessarabien am Schwarzen Meer, jahrelanges Lagerleben mit Hunger und Isolierung von der Außenwelt, auf engstem Raum zusammengedrängt.
    Dann Neuansiedlung in Polen und Flucht 1945 vor den Russen. Bei 20 Grad Kälte flüchteten wir auf offenen Pferdewagen in Eis und Schnee. In dieser Zeit ernährten wir uns von getreckneten Semmeln und Milch, die wir mit großer Mühe abends aus 20-Liter-Kannen mit einem Löffel abkratzten, weil sie hart gefroren war. Jeder kam einmal an die Reihe und musste kräftig schaben.
    Die Flucht endete damit, dass wir über viele Jahre hinweg in äußerster Armut und in Heimatlosig- keit leben mussten. Ich litt sehr darunter, und die Frage nach dem Sinn des Lebens brach mit aller Gewalt in mir auf.
    In dieser kummervollen Zeit wurde ich von Christen zu einer Freizeit eingeladen. Begeistert ging ich dorthin, bedeutete doch diese Tagung für mich eine willkommene Abwechslung und Unterbrechung meines öden Daseins.

  • Ich hatte mir vorgestellt, dass wir mit anderen jungen Leuten Wanderungen unternähmen, Spiele machen, Probleme diskutieren und Kontakte knüpfen würden. Und nun war ich in einen Kreis junger Menschen geraten, die sich fast den ganzen Tag über nur mit der Bibel beschäftigten.
    Ich dachte: "Das kann doch nicht wahr sein, dass junge Männer und Mädchen fast ausschließlich die Bibel lesen und sich damit auseinandersetzen. Das ist doch etwas für alte Leute, aber nicht für junges Volk!"
    Ich wäre am liebsten nach dem 3. Tag abgereist, wenn ich nicht bei einer so liebenswürdigen, freundlichen Witwe untergebracht worden wäre. Als sie bemerkte, dass ich gar kein Nachthemd besaß, steckte sie mich in ein Unterhemd ihres im Krieg gefallenen Mannes, das mir bis weit über die Knie reichte.
    Vor dem Schlafengehen kochte sie immer noch ein Glas Tee und stellte mir leckere Weihnachts- plätzchen hin. Zum Frühstück holte sie aus der Speisekammer rote Wurst und Schinken. Für mich waren dies köstliche Delikatessen.
    Ich war sehr unglücklich in jenen Tagen, bis ich entdeckte, dass diese jungen Menschen etwas hatten, was mir fehlte:
    Die Geborgenheit in Gott. In mir brach ein Sehnen nach Gott auf. Als dann einmal das Lied mit dem Refrain gesungen wurde: "Es ist das Kreuz auf Golgatha - Heimat für Heimatlose", da zog es mich mit aller Macht zu Gott.
    Es war eine entscheidende Stunde meines Lebens, als ein Prediger mir im Sprechzimmer das Wort aus Hosea 2,21 mit auf den Weg gab: "Ich will mich mit dir verloben in Ewigkeit; ich will mich mit dir verloben in Gerechtigkeit und Gericht, in Gnade und Barmherzigkeit. Ja, im Glauben will ich mich mit dir verloben, und du wirst den Herrn erkennen."

  • Am Bild der Ehe machte er mir deutlich, dass Gott an meinem Leben so interessiert ist, dass er einen Bund mit mir eingeht, der von seiner Seite aus nie gebrochen wird. Auch wenn ich untreu werde, bleibt Gott treu und bringt mich an sein Ziel.
    Dieses Wort ist in all den Jahren mit mir gegangen. Das war der Beginn von Gottes machtvollem Eingreifen in mein kümmerliches Dasein. Plötzlich war ich nicht mehr das arme, elende, leidende Flüchtlingsmädchen, obwohl ich in die alten Verhältnisse wieder zurückging, sondern Gottes Kind, das sich von ihm geliebt wusste und das an der höchsten Stelle akzeptiert und angenommen war.
    Ich kann gar nicht mehr sagen, wie glücklich ich war, als ich plötzlich Gottes Adel an mir trug und nicht mehr unter dem Makel eines Zigeunerlebens zu leiden hatte. Mitten in aller Not und Zerrüttung hatte ich Gottes Hand ergriffen, der wie ein Fels in der Brandung stand, und hatte zu seiner Herrlichkeit Zuflucht genommen.
    Im Kreuz des Herrn Jesus war jetzt mein Zuhause, und ich konnte froh und dankbar mit in das Lied einstimmen: "Es ist das Kreuz auf Golgatha, Heimat für Heimatlose." Das war für mich der Beginn von Gottes Macht. Seitdem ist das Kreuz Christi für mich der schönste Ort, da Gott seine Liebe zu mir offenbar gemacht und seinen Sohn Jesus geopfert hat.

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