Hallo @ all!
Es ist 2 Jahre her, seit ich die u. a. Frage gestellt habe, darauf wurde aber meines Wissens nicht eingegangen.
Aber es erreichte mich jetzt eine späte Antwort, die ich hier mit Erlaubnis veröffentliche. Vielleicht interessiert es noch jemanden.
Herzlichen Gruß von Vroni.
ZitatMeine Frage:
Der HERR kommunizierte mit Adam und Eva im Paradies, auch die Schlange (Satan) sprach zu den Menschen. In 1. Mose 11,1 liest man, dass die ganze Menschheit EINE Sprache und EINERLEI Worte hatte. In V. 6 wird das wiederholt und in V. 9 war es dann die Sprachenverwirrung und Zerstreuung der Menschen durch den HERRN vollendet.
Ich habe mich gefragt, in welcher Sprache der HERR wohl mit Adam und Eva sprach. Könnte es hebräisch gewesen sein, die Sprache des irdischen Volkes Gottes? Oder war es vielleicht eine ganz andere Sprache, die sie aber aus dem Paradies mitnehmen durften und die die ganze Menschheit zunächst einheitlich sprach?
Gibt es da irgendwo in der Schrift oder auch historisch konkrete Hinweise/Schlussfolgerungen oder wären Gedanken dazu reine Spekulation?
Ich lese im Moment ein ganz tolles und sehr interessantes Buch. Es heißt "Herkunft und Entwicklung der Sprachen" von Roger Liebi. Ich bin ja sehr sprachlich interessiert und auch, was Bibelgeschichte interessiert. In diesem Buch geht es sehr viel um Bibelsprachgeschichte. Um dieses Buch gut verstehen zu können, braucht man allerdings viel Basiswissen aus dem Bereich der Linguistik, aber das habe ich ja aufgrund meines Deutsch- und Englischstudiums. Wie mit so vielen Büchern geht es mir auch bei diesem Buch: Es steht so viel Wissenswertes drin, was man sich am liebsten direkt merken würde, aber man vergisst so vieles so schnell wieder.
Nun zum Anlass meines Schreibens: Ich kann mich erinnern, dass du vor einigen Jahren im Forum im Zusammenhang mit dem Reden in Sprachen die Frage gestellt hast, ob man irgendwie Rückschlüsse darauf ziehen kann, welche Sprache im Garten Eden und bis zur babylonischen Sprachverwirrung gesprochen wurde. Dieses Buch liefert ein paar ziemlich gute Argumente:
1. In den ersten Kapiteln des ersten Buches Mose gibt es einige Wortspiele, die so nur im Hebräischen möglich sind. Z.B. das Oppositionspaar Mann - Männin (im Hebräischen 'is - 'isah)
2. Man könnte sich auch fragen ob Mose bei der Abfassung seiner Bücher nicht einfach die Eigennamen und die geographischen Namen aus einer uns unbekannten Ursprache ins Hebräische übertragen hat. Dann könnten wir natürliche keine Rückschlüsse mehr auf die erste Sprache der Menschheit ziehen. Aber es gibt gute Gründe anzunehmen, dass er dies nicht getan hat, denn alle nicht-hebräischen Namen im Rest der Bücher Mose wurden nicht ins Hebräische übertragen, wie z.B. Nebukadnezar, Kedorlaomer, Belsazar oder Potiphar. Daraus können wir folgern, dass es sich bei der Ursprache bis zur babylonischen Sprachverwirrung um ein Ur-Hebräisch gehandelt haben muss.
Eine weitere interessante Sache, die Liebi schreibt, möchte ich dir auch noch sagen: Die Namen der ersten 10 vorsintflutlichen Patriarchen sind Adam, Seth, Enos, Kenan, Mahalalel, Jered, Henoch, Methusalah, Lamech und Noah.
Die Übersetzungen der Namen sind:
Adam: Mensch, Erdling
Seth: Ersatz, Stellung
Enos: sterblich, sündig
Kenan: Klagender
Mahalalel: Gott ist lobenswürdig
Jered: herabsteigen
Henoch: Geweihter
Methusalah: Ist er tot, so wird er es senden
Lamech: gewalttätiger Mensch
Noah: Ruhe
Man kann die Bedeutungen dieser Namen zu einer Evangeliumsbotschaft zusammenfassen: Der Mensch (Adam) kam in die Stellung (Seth) eines sterblichen Sünders (Enos). Er musste klagen (Kenan). Der lobenswerte Gott (Mahalalel) stieg herab (Jered). Er lebte in Geweihter Hingabe (Henoch). Sein Tod sendet (Methusalah) dem gewalttätigen Menschen (Lamech) Ruhe (Noah).
Natürlich etwas spekulativ, aber trotzdem interessant, oder?