Zuerst zu deinem Beitrag, Mikros
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was ich aber nicht verstehe, weshalb glaubst du "manchen" Historikern mehr als der historischen Überlieferung der Bibel?
Das schließt sich nicht aus, natürlich ist die Bibel eine historische Quelle, als solche ist sie aber dementsprechend zu behandeln.
Das heißt, dass sie natürlich Fehler enthält, sie stützt sich ja auch auf Erzählungen, andere Texte usw. Außerdem ist sie als Schriftstück den historischen Gegebenheiten ihrer Zeit unterworfen, zum Beispiel sind die Evangelien relativ römerfreundlich. Daraus kann man schließen, dass die Römer alle ganz leib waren, oder dass die Autoren in ihren Formulierungen in der Hinsicht eher vorsichtig waren um es sich nicht mit den Römern zu verscherzen.
Aufgabe eines Historikers ist aufgrund fundierter Erkenntnisse und Quellen zu versuchen, die Wahrheit zu rekonstruieren.
Das älteste Evangelium ist aller Wahrscheinlichkeit nach etwa 40 Jahre nach Jesu Tod entstanden, der durchschnittlichen Lebenserwartung nach zu urteilen wird Markus nicht allzu viele Zeitzeugen gekannt haben, wird also auch auf mündliche Überlieferungen angewiesen gewesen sein.
Dass Jesus in Betlehem geboren sein soll kommt wahrscheinlich daher, dass er als Messias in der Stadt Davids geboren sein >muss<, sonst könnte er ja nicht der Messias sein. Das ist also eher eine nachträgliche "Ausbesserung".
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Man muss sich das mal vorstellen, die Pharisäer gaben der Wache, die sie extra am Grab positioniert hatten, weil Jesus ja vorausgesagt hatte - und weil sie es aus dem Alten Testament wussten, dass der Christus (Messias) auferstehen würde - Geld, damit sie ihren Bericht über das furchterregende, aufregende Erlebnis, das sie gehabt hatten
fälschten!!
Oder das ist ein Versuch zu erklären, warum die Berichte so sind wie sie sind und der Schluss, dass sie wohl gefälscht wurden.
Will sagen: Man muss gegebenenfalls alles was man hört oder liest anzweifeln, wenn man Erklärungen sucht und darf sich dabei nicht auf einen Blickwinkel festfahren.
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Nein, dies sollte auch kein Beweis sein, denn wie schon gesagt Gott kann man nicht beweisen. Auch mit meiner Gewissheit kann ich Gott niemandem beweisen. Meiner Meinung nach ist das eine Erfahrung, welche man selbst erfahren muss um sie nachvollziehen zu können.
Das Todschlagargument: Gott >kann< man nicht beweisen.
Wie kannst du aber, für dich allein, so eine Gewissheit aufgrund deiner Gefühle haben?
Du sagst, dass du das merkst, dass du weißt, dass Gott da ist, vielleicht denkst du, ich bekomm das Gefühl auch irgendwann oder hoffst es aus Nächstenliebe
Ich bin mir sogar sicher dass du dir denkst "Jaja, lass ich ihn mal reden, ich >weiß< dass Gott da ist", aber kannst du dir wirklich sicher sein?
Du weißt bestimmt selbst dass Gefühle täuschen können. Die Emphatie die du fühlst sind auch nur chemische Reaktionen in deinem Körper, was währe wenn du einen Tumor in deinem Gehirn hättest, der dich halluzinieren lässt, oder bist schizophren - bei einer Häufigkeit von 1% garnicht so unwahrscheinlich. Die Krankheit würde vielleicht Gefühle in deinem Körper auslösen, die dich absolut von der Existenz von Geistern übezeugen.
Natürlich gehe ich davon aus, dass du gesund bist, aber auf bloße Gefühle kannst du so eine Entscheidung meiner Meinung nach nicht "guten Gewissens" deine Weltvorstellung gründen, vorallem wenn es >keine< eindeutigen Anzeichen dafür gibt, keine, wenn du deine subjektiven Gefühle aus dem Spiel lässt.
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Wenn die Evangelisten aber von Jesus Predigten berichten ist der Wortlaut aber oft sehr ähnlich
Schonmal von der 2-Quellen-Theorie gehört?
Markus schreibt sein Evangelium etwa 70 n Chr. Er stützt sich dabei auf Erzählungen u.ä.
Matthäus und Lukas kannten das Markus-Evangelium und übernahmen daraus, zusätzlich hatten sie eine gemeinsame Quelle(die Quelle Q - eine Spruchsammlunge Jesu) und zusätzliche eigene Quellen(Sondergut - z.B. mündliche Überlieferungen)
Das erklärt Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei den Synoptikern, Johannes ist sowieso immer etwas außen vor.
Dein Argument lässt sich aber umdrehen:
Wenn es wirklich Gott ist, der spricht, warum >unterscheiden< sich dann Berichte bei den Synoptikern im Wortlaut, >obwohl< sie inhaltlich das gleiche sagen.
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Für mich ergibt außerdem auch kein Sinn, dass wenn die Schöpfungsberichte der Bibel wirklich bildlich gesehen werden müssen, dass in dem älteren Bericht (in 1 Mose 2) eine Verheißung auf Jesus ausgesprochen wurde.
Kannst du mir das erklären? Ich bin nicht sicher was du genau meinst.
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Ich habe mich ein bisschen mit dem Hinduismus und dem Islam beschäftigt. Da in den Religionen sehr verschiedenen Gottesbilder vertreten werden, glaube ich nicht dass alle Religionen gleich sind, d.h. dass alle richtig sind.
Würde ich nun diesen Frieden nicht in meinem Glauben gefunden haben, würde ich an der Richtigkeit zweifeln.
Glaubst du, Hindus können keinen Frieden finden? Was wäre, wenn du in Indien geboren wärst? Sag bitte nicht, dass du dann eine innere Unruhe fühlen und schließlich zum Christentum finden würdest.
Oder du bist gebürtiger Saudi und gläubige Muslimin. Glaubst du wirklich, du währst nicht absolut von deinem islamsichen Glauben überzeugt?
Du würdest wahrscheinlich genauso denken wie jetzt, nur aus anderer Perspektive.
Es währe mir Recht würdest du merken, dass die Glaubensform nicht wichtig ist, du weißt so wenig ob dein Glaube "richtig" ist, wie es Anhänger anderer Religionen auch tun.
Auf deinem Punkt zur Grausamkeit im AT gehe ich jetzt nicht ein, das mach ich demnächst, aber lass mich sagen: Man kann sich auch alles zurechlegen und schön reden
mfg Johannes