Beiträge von RCM

    Zum Thema, vielleicht etwas unstrukturiert, noch einige Gedanken:


    „Der Lohn der Sünde ist der Tod.“ (Römer 5,23). Dieses Prinzip, das bereits beim Sündenfall deutlich wurde, ist heute in der Gnadenzeit nicht aufgehoben. Man erntet das, was man gesät hat. Und beim Gericht vor dem großen weißen Thron (Offb. 20) werden die (geistlich) Toten gerichtet werden nach ihren Werken und Ihr Teil wird der zweite Tod, der Feuersee sein.


    Böses erfordert Sühnung/Bestrafung. Das hat mit Wiedergutmachung erst mal nichts zu tun, sondern ist die gerechte Folge der Verfehlung (auch unser deutsches Strafrecht hat mit Schadenersatz nichts zu tun, dafür ist die Zivilgerichtsbarkeit zuständig, das sind zwei verschiedene Rechtszweige).


    Nach Gottes Grundsätzen nach 1. Mose 9 hat ein Mörder sein Leben eben selbst verwirkt. Eine solche Bestrafung ist dann kein Töten im Sinn von 2. Mose 20. Ob ein Christ eine solche Strafe auch ausführen könnte kann ich selber nicht genau sagen und hatte glücklicherweise auch bisher keine Veranlassung darüber eine Entscheidung zu treffen.


    Das Argument, derjenige hätte ohne Todesstrafe länger Gelegenheit, sich zu bekehren, halte ich nicht für stichhaltig. Einerseits können wir uns nicht aussuchen, wann wir uns bekehren wollen, jeder hat gewissermaßen sein persönliche Gnadenzeit, da es sein kann, das wir, obwohl wir noch leben, uns nicht mehr bekehren können (z. B. durch Verhärtung oder Krankheit). Auf der anderen Seite gibt es reichlich Beispiele, dass sich zum Tode Verurteilte noch bekehrt haben (bestes Beispiel ist der Mörder am Kreuz, der übrigens zugab, dass er empfing, was seine Taten wert waren).


    Wenn jemand von einer berechtigten Strafe befreit wird, dann ist das Gnade. Gnade und Gerechtigkeit schließen sich für uns Menschen gegenseitig aus, denn Gnade ist immer etwas Unverdientes. Wir Menschen können nicht gleichzeitig Gnade und Gerechtigkeit walten lassen.


    Gott ist aber sowohl absolut gerecht als auch der Gott aller Gnade. Im Römerbrief wird deutlich, was für einen wunderbaren Weg er gefunden hat, diese eigentlich unvereinbaren Wesenszüge vollkommen zu vereinen. Wir als eigentlich verlorene Sünder sind nämlich, sofern wir uns bekehrt haben, nicht nur begnadigt, sondern auch gerechtfertigt (lies Römer 3,21-26). Das heißt, Gott ist nicht nur gnädig, weil er uns unsere Ungerechtigkeit vergibt und wir nicht für unsere Sünden bestraft werden, sondern er ist dabei auch gerecht. Der Herr Jesus hat nämlich für uns sein Blut vergossen, das Sühnung für uns tut, d. h. er ist für uns in den Tod gegangen und hat das gerechte Gericht Gottes an unserer Stelle getragen.


    Wer das großartige Versöhnungsangebot Gottes nicht annimmt, wird nach seinen Werken gerichtet werden (siehe oben), und das ist ebenfalls absolut gerecht.


    Vergebung setzt übrigens immer echte Buße (d. h. Sinnesänderung) und Bekenntnis voraus (1. Johannes 1,9 und viele andere Stellen). Wir als Christen sollen natürlich immer vergebungsbereit sein, das wurde ja schon mehrfach angeführt und auch Bibelstellen dazu genannt. Das gilt insbesondere deshalb, da wir ja selbst die Vergebung unserer Sünden erfahren dürften.


    Michael nannte schon die Stellen, aus denen ausdrücklich hervorgeht, dass die Obrigkeit unter anderem dazu da ist, Übeltäter zu bestrafen. Im Einzelfall können unter Würdigung bestimmter Umstände auch Begnadigungen ausgesprochen werden. Im Regelfall muss aber eine Straftat (oder Ordnungswidrigkeit) mit der dafür gesetzlich vorgesehenen Sanktion belegt werden. Beispiel: Wenn ich über eine rote Ampel fahre und werde dabei erwischt, bekomme ich eben ein Verwarnungsgeld und Punkte in Flensburg, egal, ob mir die Sache leid tut. Da interessiert nicht, dass mir das vielleicht das erste Mal und aus Versehen passiert ist, weil ich nicht aufmerksam war, und ich sonst als vorbildlicher Autofahrer bekannt bin.


    Genauso ist das auch bei schlimmeren Delikten. Die irdischen Folgen haben wir in der Regel zu tragen, davon entbindet uns Gott nicht. Das gilt auch dann, wenn wir die Sache zwischen uns und Gott und soweit notwendig auch mit unseren Glaubensgeschwistern in Ordnung gebracht haben. Diese Dinge laufen immer parallel.


    Entschuldigt den langen Beitrag.


    Gruß


    RCM

    Hallo Sherpa,


    ich glaube, wir schreiben etwas aneinander vorbei. Ich wollte eigentlich deutlich machen, dass die Todesstrafe der Obrigkeit vorbehalten ist (als härtestes Bestrafungsmittel insbesondere bei Mord), und dass diese nach meinem Verständnis von Gott dazu autorisiert ist. Das hat mit willkürlichem Töten nichts zu tun.


    „Von der Hand des Menschen, von der Hand eines jeden, seines Bruders, werde ich die Seele des Menschen fordern. Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden; denn im Bild Gottes hat er den Menschen gemacht.“ (1. Mo. 9,5b und 6).


    Diese Anordnungen hat Gott nach der Flut Noah und seinen Söhnen gegeben. Das war also, nachdem nahezu die gesamte damalige Menschheit wegen ihrer Bosheit durch das Gericht der Flut vernichtet wurde und ein neues Zeitalter begann (wo der Mensch auch wieder auf der ganzen Linie versagt hat). Gott hatte hier seine Gedanken weitergegeben, da konnte gerade nicht jeder nach Gutdünken die Todesstrafe verhängen. Offensichtlich sollte ein Mörder für seine Tat selbst sein Leben lassen. (Nebenbei: Ich habe den Eindruck, dass das mit dem Wert, den Gott dem Blut beimisst, zu tun hat, wäre eine eigene Studie wert).


    Unter dem Gesetz Moses war die geistliche Führerschaft mit der Obrigkeit identisch (so sollte es zumindest sein). Daher gab es auch klare Anweisungen bezüglich der Todesstrafe. Die wird da nach meinem Verständnis in ihrem Anwendungsgebiet noch wesentlich weiter gefasst als in 1. Mose 9, also nicht eingeschränkt.


    Zu 1. Kor. 5,8-13: Hier geht es um Zuchtmaßnahmen in der Versammlung (Gemeinde), nicht um Anweisungen an staatliche Gewalten. Das Prinzip ist einfach: Die Gemeindezucht kann sich naturgemäß nur auf solche beziehen, die „drinnen“ sind. Jede Gemeindezucht hat die Wiederherstellung desjenigen zum Ziel, der wiederhergestellt werden soll. In der schärfstem Form geschieht das durch den Ausschluss, das heißt im Abbrechen jeder Gemeinschaft. („Tut den Bösen von Euch selbst hinaus“ (Vers 13). Das ist eigentlich das Eingeständnis, dass alle Bemühungen vergeblich waren und derjenige trotzdem im Bösen verharrt. Und auch dann ist das Ziel noch die Wiederherstellung (Vgl. 2.Kor. 2,6-11). Wir sollen dabei sowohl als Versammlung als auch persönlich immer vergebungsbereit sein. Gal. 6,1-5 betrifft in diesem Zusammenhang unsere persönliche Haltung, wie wir uns als Gläubige auch gegenseitig korrigieren sollen. Wenn wir das praktizieren, kommt es sicher kaum noch zu Situationen wie in 1. Kor. 5 und 6.


    Alles das hebt aber nicht die Aufgabe der Obrigkeit auf, das Böse zu verfolgen und zu sanktionieren. Zur Wiederherstellung eines Diebes beispielsweise gehört einerseits natürlich eine echte Umkehr, dann aber auch die Wiedergutmachung, soweit noch möglich. Wenn das im Bereich der Versammlung alles bereinigt ist (ich unterstelle, dass es sich um einen Gläubigen handelt), enthebt ihn das nicht von einer Verurteilung wegen der Straftat Diebstahl. Bei Mord könnte die Strafe auch der Tod sein, wenn unsere Rechtsordnung das vorsehen würde und ich denke, dass das in Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift wäre.


    Gerne lerne ich aber auch hier dazu.


    Gruß


    RCM

    Der Zusammenhang, in dem ein Bibelzitat steht, sollte immer beachtet werden, das war sicher auch der Hintergrund des Hinweises von Freimut. Daher ist der Verweis auf "Du sollst nicht töten" als isoliertes Zitat nicht geeignet, die Todesstrafe als unbiblisch darzustellen.


    Auch im Neuen Testament gilt "Die Obrigkeit trägt das Schwert nicht umsonst (Römer 13,4). Das war zu der Zeit, zu der Paulus dies schrieb, übrigens das despotische Unrechtsregime des Kaisers Nero.


    Ich halte die Todesstrafe daher grundsätzlich auch heute noch für biblisch, sie wurde in 1. Mose 9 (bei Noah) lange vor dem israelitischen Gesetz von Gott vorgesehen. Natürlich ist die Mißbrauchsgefahr groß, so dass sie nur in eindeutigen Fällen angewendet werden darf.


    Zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema rate ich dazu, zunächst einmal die am Anfang dieses Threads genannten Artikel bei http://www.soundwords.de/stichwortsuche.asp?stichwortid=319 anzusehen. Da werden viele der in diesem Zusammenhang zu bedenkenden Punkte behandelt und man kann sich leichter ein Bild darüber machen, welche Aussagen in der Heiligen Schrift zur Todesstrafe gemacht werden. Dann wird vieles sicher leichter verständlich.


    Gruß


    RCM

    Hallo Charlotte,


    als "anderer" vielleicht einige Anmerkungen zu der Umfrage.


    1. Etwa 24 Antworten im Moment sind nicht gerade eine große Grundgesamtheit. Entsprechend vorsichtig muss man sein, wenn man die (Zwischen-)Ergebnisse auswertet.


    2. Die Webseite existiert noch nicht sehr lange, und ist daher noch nicht so sehr bekannt. Viele der Voter gehören vermutlich zu den regelmäßigen Besuchern der Seite. Hiervon sind sicher nicht wenige aus dem Freundes- und Bekanntenkreis des Webmasters Michael S. Aus dem Forum ist zu entnehmen, dass dieser vor kurzem seinen 18. Geburtstag begangen hat. Außerdem kommt er aus einer Familie, wo die Eltern bereits überzeugte Christen waren. Diese Umstände sind, wenn ich mich mal so ausdrücken darf, "günstig" dafür, dass man früh zum Glauben kommt (traf auch mich auch zu).


    3. Wenn eine ganze Reihe der Besucher noch unter 20 sind und aus christlichen Elternhäusern kommen, kann das Ergebnis der Umfrage kaum anders ausfallen. Hinzu kommen die von Dir bereits angedeuteten Aspekte, dass in dem Alter sicher mehr gesurft wird (jedenfalls weniger zielgerichtet), außerdem sicher eher solche Dinge wie Meinungsumfragen angeklickt werden. Vielleicht machen die auch eher "Mehrfach-Votes".


    4. Auch wenn das Ergebnis allenfalls einen Querschnitt durch die User der Webseite bietet und nicht unbedingt repräsentativ für die Situation unter allen gläubigen Christen ist, kann man aus Erfahrungswerten sicher bestätigen, dass es mit zunehmendem Alter schwerer wird, sich zu bekehren, schon deshalb, weil man sich dann nur noch schwerer ändert und seine vorgefassten Meinungen hat, von denen man nur schwer abzubringen ist.


    Gruß


    RCM
    http://www.bibelseiten.de