"Es reute den Herrn"

  • Hi!!!
    Ich hab da mal eine Frage:


    Nachdem das Volk Israel in 2.Mose 32 das goldene Kalb angebetet hat, will Gott es in Vers 10 vernichten (außer Mose). Als Mose ihn anfleht, das nicht zu tun, steht in Vers 14


    „Und es gereute den Herrn des Übels, wovon er geredet hatte, dass er es seinem Volk tun werde.“


    Bereut Gott etwas, was er getan oder gesagt hat? Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, denn er macht doch keine Fehler und er weiß alles im Voraus, was geschehen wird.


    Auch in 1.Mose 6,6 steht zum Beispiel, dass es den Herrn reute, dass er den Menschen gemacht hatte weil es so viel Sünde auf der Erde gab.
    Er wusste doch, dass sie sündigen würden, warum hat er sie dann erst gemacht?


    Ich glaube, es gibt noch mehr solche Stellen.
    Ich hoffe, ihr versteht, worauf ich hinaus will.....
    Ich komme irgendwie nicht darauf, wie dieses „es reute den Herrn“ zu verstehen ist.


    Wäre schön, wenn jemand etwas dazu sagen könnte...


    Gruß,
    Sam

  • Hallo Sam, hallo zusammen,


    ich denke wir können diese "Reue" Gottes so verstehen, dass Gott in seinem Wort damit ausdrücken will, dass er es wirklich als extrem schlimm ansieht, was da geschehen ist. Er drückt das in dem Wort "Reuen" mit menschlichen Gefühlen aus, die wir so haben, um klar zu machen, wie schlimm er das emfindet.


    Aber ich denke nicht, dass Gott erst einen Plan fasst und es sich dann anders überlegt. Nein! Gott hat einen Plan mit den Menschen und diesen Plan wirft er nicht einfach um!


    Das ist sehr schwer zu verstehen, weil wir bedenken müssen, dass Gott nicht an die Zeit gebunden ist! Wir können da nicht durchdringen, jedenfalls jetzt noch nicht, weil wir alles was wir denken an Zeit binden und in Zeit denken. Wir können nicht außerhalb der Zeit denken.


    Diese Gedanken das Gott jenseits von Zeit und Raum lebt habe ich schon öfters weiterverfolgen wollen, aber das geht nicht! Da ist unser kleines Verständnis einfach viel zu klein. Aber man bewundert dann immer wieder Gott wie groß er ist!


    Vielleicht konnte ich dir eine kleine Hilfe geben.


    Viele Grüße
    Christopher

    Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um damit zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.
    (Jim Elliot, Missionar)

  • Hallo, Sam und Christopher!


    Noch eine kleine Ergänzung:
    Im AT steht für dieses Wort im hebr. Text nacham. Dieses Wort bedeutet „erleichtert sein/getröstet sein/ein tiefes Aufatmen aus Erleichterung oder Schmerz“
    Trotz dieser Bedeutung wurde es in der Bibel als eine Sinnesänderung übersetzt, eben Reue/Buße, und das führt dann zu der gestellten Frage von dir, Sam. Es ist also ein gewisses Übersetzungsproblem.


    Wir legen natürlich unser menschliches Verständnis an. Reue? Dann ist natürlich ein Unrecht begangen oder etwas falsch gemacht worden, was eine Sinnesänderung, oft ein Selbstgericht nach sich zieht. Aber Reue in diesem Sinn kann es bei Gott natürlich niemals geben, er ist heilig, vollkommen und begeht kein Unrecht, keinen Fehler.
    Wenn Gott sich "gereuen" lässt o.ä., dass ist z.B. gemeint, dass er eine angedrohte Strafe oder auch einen angekündigten Segen zurück nimmt (z.B. Jona 4; Jer.18, 7-10) Ich habe mal darüber die Erklärung gelesen: Gott hebt unter innerer Anteilnahme eine ausgesetzte Belohnung oder angedrohte Strafe auf.


    Wenn man jetzt die wörtliche hebr. Bedeutung z.B. bei 1.Mo.6,6 nimmt, verstehen wir diesen Vers ganz anders.


    Eben nicht, dass es Gott leid tat, dass er den Menschen überhaupt gemacht hatte und er jetzt erkannte, welch gigantischen Fehler er da begangen hatte,
    sondern ein tiefes Aufatmen aus Schmerz über die Bosheit des Menschen, ein Schmerz , den Gott mit seinem ganzen Herzen empfand.


    Noch eine ganz wichtige und schöne Sache für uns Christen:
    In Bezug darauf, dass Gott im AT Segnungen zurück nahm, könnte man jetzt vielleicht verunsichert meinen, dass vielleicht doch etwas dran ist an der Meinung, dass Gläubige wieder verloren gehen können. Warum sollte Gott nicht auch das zurückziehen können?
    Dazu 2 Stellen, die das Gegenteil beweisen:


    Zitat

    Rö. 11, 29: Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar.


    Rö. 6, 23: Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christo Jesu, unserem Herrn!


    Was Gott durch das Werk seines Sohnes am Kreuz verheißen hat, ist also unbereubar, nie zu ändern, es ist ewige Sicherheit. Praise the Lord!


    Gruß,
    disciple


    P.S. In der Scofield-Bibel findet ihr unter Sach. 8,14 auch eine gute Anmerkung in der Fußnote 19..

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