Kreuz an der Halskette?

  • Hallo @ all!


    Ich gebe hier mal eine Frage weiter: Ein Mann, gläubig geworden, trägt an einer Halskette ein silbernes Kreuz.
    Seine Frage: Kann ich das weitertragen oder gibt es Hinweise aus Gottes Wort, dass ich das lieber lassen sollte?


    Was meint Ihr? Kann man heute noch ein "Zeugnis" durch das Tragen eines Kreuzes sein, wo die Angebote der Mode über straßbesetzte XXL-Kreuze reichhaltig angeboten und von jedermann genutzt werden können? Rutscht man in die Nähe eines Talismans?


    Lieben Gruß, Vroni :]

  • Hi, sicher keine direkte Antwort auf die Frage, aber ein paar Gedanken dazu. Hier gehts ja nicht um Schmuck-Tragen an sich, sondern um Schmuck als besondere Ausdrucksform z.B. des Glaubens.


    Im AT gibts auch Stellen, die von "kultischen" Schmuckstücken reden, z.B.: "An jenem Tag wird der Herr wegnehmen den Schmuck der Fußspangen und der Stirnbänder [o. Sönnchen] und der Halbmonde... und die Amulette..." Jes 3,18ff. Schmuck tragen zur Darstellung etwas "Religiösen" (hier aber mit okkultem Hintergrund) ist also nicht neu.


    Erstens ist es mit den Christen ja grundsätzlich so, dass wir nicht durch Schauen, sondern durch Glauben leben (2Kor 5,7) - ich wende das mal unter Vorbehalt auch auf das Evangelium/Zeugnis an, dass wir nicht mit großem Pomp und zur Schau getragenem Schmuck von Christus zeugen müssen - sondern schlicht von ihm zeugen, im Verhalten, im Reden.


    Zweitens sollten wir überlegen, was es heißt, "sein Kreuz aufzunehmen" (Mt 16,24 u.a.) - es meint nämlich nicht, dass wir ein wirkliches Kreuz herum tragen sollen (einige beziehen sich auf diese Stelle, wenn sie ein Halskreuz tragen).


    Ein römisches Kreuz war ein Folter-Mittel zur Vollstreckung der Todesstrafe. Zu dieser Zeit wäre wohl keiner mit einem Kreuz um den Hals herum gelaufen - wir würden uns ja auch entsetzen, wenn sich heute einer mit kleinen versilberten E-Stühlen schmückt... Da Kreuze uns allen heute nicht mehr als Todes-Instrumente bekannt sind, hat es vielleicht etwas von diesem Beigeschmack verloren und ist modisch, sozusagen salonfähig geworden. Wir sehen im Kreuz Christi, wie Gott die Sünde hasst - und was er zu unserer "Entlastung" zu geben bereit war. Für uns Christen ist es ferner aber auch das Zeichen des Sieges Christi über den Tod und die Sünde.


    Um das zu glauben und weiterzugeben ist das Tragen von Kreuz-Schmuck nicht nötig - und doch sollen wir "uns selbst verleugnen und unser Kreuz aufnehmen". Das bedeutet auch nicht, unter bedrückenden Lasten gebeugt durchs Leben zu gehen, auch wenn mit "Kreuz aufnehmen" auch das Akzeptieren der Verwerfung durch die Welt (nämlich des Herrn und uns) gemeint ist. Wie gesagt, das Kreuz stand damals für Sterben, für Tod - nicht für eine Last. Es ist das Todesurteil über unser Ich, eben Selbstverleugnung, Aufgabe des Eigenwillens, die Verwerfung der Welt akzeptieren - dabei aber nicht Bußübungen oder Lebensmüdigkeit.


    Sich selbst aufzugeben und dabei doch noch Lebensfreude zu erfahren ist paradox. Wir können es auch nicht aus uns. Aber Jesus ist für uns ans Kreuz gegangen und hat uns eine Basis gelegt, die uns unser Leben auch in diesem Licht sehen lässt - seine Schmach/Verwerfung tragend (Hebr 13,13).


    Auch wenn Kreuze uns täglich begegnen, darf uns weder der Horror noch die Hoffnung des einen Kreuzes gewöhnlich werden.



    Ich zitiere zum Thema ein Lied von M. Siebald (aus "Das kleine Kreuz an deinem Hals", 1976):


    Das kleine Kreuz an deinem Hals, das trägt sich gut;
    nicht so wie das, an dem einst Jesus Schweiß vergoß.
    Da ist kein Dreck mehr dran und nichts mehr von dem Blut,
    das dort für dich und mich und unsre Schulden floß.


    Was ist mit dem Kreuz passiert? Wer hat es blank poliert?
    Wer hat es klein gemacht, handlich und süß?
    Was ist mit dem Mann geschehn? Wer hat den Mann gesehn,
    der sich für alle dort kreuzigen ließ?


    Das war nicht prunkvoll, als er starb, das war nicht schön;
    das war für unsre Augen eher ärgerlich.
    Doch Jesus mußte in die tiefste Tiefe gehn,
    damit wir selbst nicht gehen müssen, du und ich.


    Was ist mit dem Kreuz passiert? Ist es so blank poliert,
    weil du nicht wissen willst, was dort geschah?
    Was ist mit dem Mann geschehn? Hast du ihn angesehn,
    wie er am Kreuz hing? Für dich hing er da.

    Peace - Billy

  • Hallo billy,


    danke für deine Ausführungen. In ähnlicher Weise habe ich ihm auch geantwortet, ihm aber trotzdem die Entscheidung überlassen.
    Einem, der jung im Glauben ist, wird der Heilige Geist nach und nach Dinge verständlich machen, und dann ist es aus eigener Glaubens-Überzeugung, etwas zu tun oder zu lassen.
    Ich habe ihm die Stelle aus 2. Korinther 3, 2.3 genannt und erklärt, was unter einem "lebendigen Brief" zu verstehen ist, denn dadurch wird ja auch klar, dass wir in unserem Leben, in unseren Worten, in unserem Tun als Christ erkannt werden sollten und dazu nicht ein äußeres Zeichen notwendig haben. Das ist das allerbeste Zeugnis und deckt sich sicher auch mit deiner Auffassung. :]


    Worüber ich aber gestaunt habe, war deine Anmerkung, dass sich einige auf die Stelle "sein Kreuz aufzunehmen" beziehen, um damit das Tragen eines Kreuzes am Hals oder wo auch immer, zu rechtfertigen. Das ist mir noch nicht vorgekommen, und ich finde die Auffassung ziemlich abenteuerlich. :rolleyes:


    Lieben Gruß, Vroni

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