Glaubensgehorsam

  • In dem Buch "Es war ein reiches Leben" von A.E.Wilder-Smith/Beate Wilder-Smith werden viele verschieden Themen behandelt. So z.B. schreibe ich hier mal einen Ausschnitt aus dem Kapitel "Die Kriegsgefangenen-Arbeit - Rückblick" (S.146)


    W.-S. war ja Engländer und gehörte zu den Offenen Brüdern.


    Er schreibt: "Als der Krieg in Europa gewonnen worden war, befanden sich in England zahlreiche Kriegsgefangene, die aus den meisten Nationen Europas stammten. Alle, die mit den Nazis gekämpft hatten, alle, die in deutschen Uniformen gefangen genommen wurden, kamen in Gefangenenlager. ...
    Wie wir schon feststellten, gab es zu wenig Geistliche in der Wehrmacht, um mit der überaus großen Not dieser Lager fertig zu werden. ...


    Einige christl. Freunde in Cholsey - wo Vaters Farm lag - sahen ihre Wut, und wir beschlossen, etwas zu unternehmen. Wir fragten uns, ob es nicht richtig wäre, diese Gefangenen in ihrer Gefangenschaft - in ihren Lagern - zu besuchen, wie der Herr Jesus Christus und auffordert, das zu tun. ...
    Nun, seine Gefangenen saßen Abend für Abend herum, hatten nichts zu tun, sorgten sich die ganze Zeit um ihre Familien und Verwandten. Da wäre Ablenkung irgende. Art sicher willkommen. Ich persönl. hatte 5 Jahre kaum ein Wort Deutsch gesprochen, hatte aber die Lutherbibel jeden Tag fleißig gelesen und Texte daraus auswendig gelernt, sonst hätte ich die Sprache sicher vergessen. So fingen wir in diesem Lager an, Bibelarbeit und Vorträge zu halten.


    ...Oft kamen dort ca. 1000 Mann zu einem Abendvortrag. Propaganda war nicht nötig, spontan strömten sie in die Säle, wo ich sprach. Man muss hinzufügen, dass mein Deutsch damals nicht gut war, denn ich sprach biblisches Lutherdeutsch - das war das einzige, was ich damals kannte. Aber gerade dies faszinierte die Männer. Es war reines Deutsch und kein Dialekt, das gaben sie zu!
    Einmal sprach ich über den sterbenden Schächer am Kreuz - den sterbenden Mann, der den Heiland am Kreuz beschimpft hatte und später die Zusage des Paradieses, ohne irgend ein gutes Werk tun zu können, erhielt. Die harten Männer hörten fasziniert zu, als ich die Kreuzigung und ihren Zweck schilderte. So etwas hatten sie nie gehört.


    (Fortsetzung folgt)

  • Die Militärbehörde lud uns dann im Laufe der Zeit ein, überall in den Lagern zu dienen. Viele Männer fingen an, in ihren Bibeln zu lasen. Eine ganze Anzahl wurde gläubig und fing an, unter ihren Kameraden Christus zu bezeugen.
    .. Dort wurde eine große Anzahl gläubig und bat um die neutastamentl. Taufe. Diese öffentl. Taufen stifteten viel Segen in den Lagern. ... wo es ein SS-Lager gab, in Woking und in Oxford. Viele Männer, besonders die SS-Männer, wussten wirklich nicht, was für ein Buch die Bibel darstellt. Ich hatte in jenen Tagen viele vor mir, die nicht einmal den Namen Jesus Christus kannten - für solche war der Name einfach ein Spottname und nichts mehr.
    Im Laufe der Zeit gewannen wir so viel Vertrauen seitens der Kriegsgefangenen und auch der Militärbehörde, dass diese es uns erlaubten, Busse in die Lager zu schicken, um die Gefangenen zu uns in die Gemeinde zu bringen. Oft gab es 3-4 Busladungen in unserer kleinen Gemeinde. Ich weiß, dass der bekannte Evangelist aus Altenkirchen, Anton Schulte, durch eine ähnl. evangelist. Tätigkeit der Offenen Brüder in Schottland zu Christus fand.

    Einmal editiert, zuletzt von mikros ()

  • Diese Zeiten waren geistlich gesehen froh und fruchtbar, obwohl die äußere Not im Lande nach dem Krieg groß war. Lebensmittel waren streng rationiert. Was sollte man mit all diesen heimatlosen jungen Männern anfangen? Wir wollten sie nach dem Gottesdienst nicht direkt ins Lager zurückschicken, sondern ihnen ein wenig ungezwungene christl. Gemeinschaft bieten. Wir entschlossen uns also, alle, die den Gottesdienst besucht hatten, zu uns nach Hause einzuladen.
    Die Einladung wurde nach dem Gottesdienst bekanntgegeben, und wie ein Mann nahmen sie alle an. Sie freuten sich, endlich einmal unter jungen fröhlichen Menschen sein zu dürfen.
    Diese Regelung brachte für die Hausfrauen ein ernstes Problem mit sich. Sie wollten Tee und Kuchen anbieten, wie man das nach den Gemeinschaftsstunden zu tun pflegte. Aber wo sollten sie für so viele junge Männer so viel Tee, Kuchen, Butter und Brot hernehmen? Das Ergebnis war, dass jede Familie einen Teil der eigenen Ration opferte. Als aber buchstäblich Hunderte von diesen innerlich und äußerlich Verwahrlosten bei uns in der Gemeinde auftauchten, standen wir da, wie die Jünger vor den 5000 hungernden Menschen zur Zeit Christi. Sollten wir sie leer nach Hause schicken? Viel Essbares besaßen wir nicht, also beteten wir. Nach dem Gebet klingelte das Telefon. Es meldete sich ein Kolonialwarengeschäft in Wallingford. Der Besitzer kannte uns gut. Wir kauften immer bei ihm ein. Er war kein bewusster Christ, aber ein lieber, netter Mann. Es war Samstagabend nach der Bibelstunde. Viele waren gekommen, um mit uns die Bibel zu lesen, und wussten, dass wir kein Brot, keine Butter und keinen Belag mehr im Haus hatten. Nun, sprach der Inhaber dieses Geschäfts in W. am Telefon, es sei Samstagabend und er habe im Laden eine Menge Brot übrig. Er könne es nicht verantworten, all dieses Brot alt werden zu lassen. Er würde uns das Brot ohne Marken verkaufen - unter diesen Umständen sei diese Handlungsweise erlaubt und gesetzl. in Ordnung. Er wusste sehr wohl, dass wir nichts Ungesetzliches tun würden.

  • Wir sandten einen kleinen Wagen zu dem Geschäft, und der Inhaber packte uns das Auto voll bis zum Dach mit Brot. "Aber was machen Sie mit Brot, ist bei Ihnen Butter oder Margarine vorrätig, um sie darauf zu streichen?" Wir standen verlegen da, denn wir besaßen nichts dergleichen. Er fragte nicht weiter und erschien mit einem Korb voll Butter zurück - es handelte sich sicher um mehrerer Kilo, so viel Butter hatten wir jahrelang nicht mehr gesehen.
    "Diese Butter", sagte er, "ist überdatiert. Wenn Sie sie nicht nehmen, wird sie ranzig. Sie können sie etwas billiger von mir und auch ohne Marken haben."
    Auch das war unter diesen Umständen erlaubt. So nahmen wir dankend die Butter und das Brot, beides ohne Rationierungsmarken, aber gegen Geld, entgegen. Wir waren sehr froh, auf diese Weise die "Fische und die Gerstenbrote" zu erhalten. Wir zahlten und bedankten uns herzlich. Aber er schien einen Moment abwesend zu sein, dann sagte er: "Was haben Sie für einen Belag für die Butterbrote?"
    Wir schauten uns wiederum verlegen an und sagten nichts.
    "Warten Sie einen Augenblick", sagte er und verschwand in seiner Vorratskammer. Nach einigen Minuten tauchte er mit einer riesigen Kiste voll Marmeladengläser auf.
    "Die sind auch überdatiert, aber noch gut", sagte er. "Ich darf sie deshalb ohne Marken verkaufen."
    Wir rechneten ab - er gab uns einen tüchtigen Mengenrabatt, denn er wusste was wir mit diesen Lebensmitteln anfingen - und wir fuhren triumphierend nach Hause.

  • Einige der gläubig gewordenen Gefangenen waren über die Ernährungslage bei uns in der Gemeinde unterrichtet und beobachteten mit Freude, wie Gott für seine Kinder, die seinen Willen tun wollen , sorgte.
    Diese und andere Gebetserhörungen stärkten sie im Glauben, denn sie erkannten die Realität des erhörlichen Gebets.


    Aber einige, die noch nicht so weit waren, konnten es einfach nicht fassen, was sie mit eigenen Augen sahen. Sie fragten sich, warum die Freunde der Gemeinde der Offenen Brüder diese Arbeit unter den ehemaligen Feinden taten. Ein junger Gefangener, der die ganze Tätigkeit der Gemeinde beobachtet hatte - aber erst später gläubig wurde - kam eines Abends zu mir mit der Frage: "Warum tun Sie diese Arbeit. Sie haben von den Deutschen und den Nazis nur Böses erfahren! Warum tun Sie Gutes? Ist es nicht wahr, was viele, die heute Abend hier sind, im Lager offen behaupten, dass Sie ein Agent der britischen Regierung sind und dass Sie uns eigentlich nur ausspionieren wollen?"

  • Diese jungen Männer konnten es nicht begreifen, warum man Gutes tut - besonders denen gegenüber, die Böses getan hatten. Ich fragte daraufhin diesen jungen Mann, der ein Namenschrist war, was der Herr Jesus Christus meinte, als er seine Jünger aufforderte, ihre Feinde zu lieben, Böses mit Gutem zu vergelten und die hungernden Feinde zu speisen? Ich zeigte ihm die Stellen in der Bergpredigt, wo diese Gebote stehen, und las sie ihm vor. Dann bat ich ihn, die Stellen selbst laut vorzulesen, was er tat. Dann fragte ich ihn, was dies bedeutet: die Feinde zu lieben, wenn der Feind hungert, ihn zu speisen, und Böses mit Gutem zu vergelten? Er schaute mich fassungslos an. Es war ihm endlich ein Licht aufgegangen.

  • Die Bedeutung dieser Stellen wurde ihm klar. Und ich fragte ihn, wie er handeln würde, wenn Gott, sein Schöpfer, ihn auffordern würde, seine Feinde zu lieben, und wenn sie hungern, sie zu speisen, und Böses mit Gutem zu vergelten? Was würde er tun, wenn Gott vom Himmel her ihn aufforderte, so zu handeln? Der Schatten eines Lächelns huschte über sein Gesicht, als er ein einziges Wort als Antwort gab: "Gehorchen".

  • "Haben Sie persönlich irgendetwas dagegen, lieber Freund, wenn wir tun, wie Sie selbst tun würden, nämlich `gehorchen`?"
    "Ach", sagte er, "jetzt verstehe ich, der Glaube ist nicht einfach eine religiöse Angelegenheit, die unverpflichtend im Herzen hockt. Er ist ein Gegenstand des Gehorsams, sonst glaubt man in Wirklichkeit nicht!"


    Er hatte verstanden, was Jesus meinte, als er sagte: "Wer mich liebt, wird mein Wort halten." Joh. 14,23

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