Hallo zusammen
Ich glaube, ich habe jetzt lange genug gewartet. Eigentlich habe ich gehofft, dass auch jemand antwortet, der sich im verlinkten Thread für die Todesstrafe ausgesprochen hat. Mir geht es nämlich nur vordergründig um David. Tatsächlich will ich anhand dieser Begebenheit zeigen, dass die Bibel keine Notwendigkeit der Todesstrafe sieht.
Einführung
Meine Vorgehensweise will ich anhand der Mathematik deutlich machen. Nehmen wir einmal an, dass ein Mathematiker ausführlich beweisen würde, dass alle Primzahlen ungerade sind. Der Beweis kann dann von mir aus 30000 Seiten stark sein und so komplex, dass es Jahre brauchen würde um ihn zu analysieren. Aber wie kann dieser Beweis dann widerlegt werden? Die einfachste und sauberste Methode ist die, einfach ein Blatt Papier zu nehmen und die Zahl „2“ darauf zu schreiben. Dies nennt man dann ein Gegenbeispiel. Natürlich kann man mathematische Vorgehensweisen nicht komplett auf andere Bereiche übertragen, aber trotzdem gehe ich davon aus, dass meine Argumentation stichhaltig ist.
Argumente der Befürworter der Todesstrafe
Es werden nur zwei Bibelstellen herangezogen. Jene wären 1. Mose 9,6 und eine Stelle im Römerbrief.
ZitatWer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden; denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht.
Zitat
Jede Seele unterwerfe sich den obrigkeitlichen Gewalten; denn es ist keine Obrigkeit, außer von Gott, und diese, welche sind, sind von Gott verordnet. 2. Wer sich daher der Obrigkeit widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes; die aber widerstehen, werden ein Urteil über sich bringen.3. Denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk, sondern für das böse. Willst du dich aber vor der Obrigkeit nicht fürchten? So übe das Gute, und du wirst Lob von ihr haben; 4. denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten. Wenn du aber das Böse übst, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der Böses tut.
Die Stelle im Römerbrief reicht isoliert betrachtet nicht aus, um damit die Todesstrafe zu belegen. Selbst wenn eindeutig bewiesen werden kann, dass mit dem Schwert die Todesstrafe gemeint ist, dann würde dort trotzdem nur stehen, dass Gott der Obrigkeit eine unumschränkte Gewalt gegeben hat. 1. Mose 9,6 eignet sich besser. Der Bund mit Noah gilt noch immer. Das Verbot Blut zu essen wird im neuen Testament eindeutig bestätigt, aber nicht das Gebot einen Mörder hinzurichten. Da ich nicht polemisch werden möchte, muss ich zugeben, dass dies nicht viel zu sagen hat. Die Bibel geht davon aus, dass Christen in der Welt eine unerwünschte Minderheit darstellen und nicht die Obrigkeit. Deshalb würde eine derartige Anweisung nur einen hypothetischen Fall behandeln. Ich, jedenfalls, bin nicht in der Lage zu beweisen, dass 1.Mose 9,6 heute nicht mehr gelten sollte. Wie in meiner Einführung geschrieben, muss ich dies aber auch überhaupt nicht.
Ausweg für Befürworter der Todesstrafe
Ich gebe zu, dass meine Argumentation einen Haken hat. David war König und damit selbst die Obrigkeit. Infolgedessen war niemand berechtigt ihn hinzurichten. Dieses Argument könnte man zwar anführen, aber nur zu sehr hohen Kosten. Das Prinzip der Bibel ist, wie man z.B. an Mose deutlich sieht, dass aus einer besonders hohen Stellung auch eine besonders große Verantwortung folgt. Und außerdem knüpfte Gott nach Davids Sünde wieder mit ihm an. Zwar musste David leiden, aber er wurde nicht von Gott umgebracht.
Logische Folgerungen aus der Geschichte Davids
Gott hat angeordnet, dass ein Mörder umgebracht werden soll. David war ein Mörder. Also hätte David umgebracht werden müssen. David wurde nicht umgebracht, da er seine Sünde bekannte. Daraus folgt, dass das Todesurteil bei Mord durch Gottes Willen mindestens einmal nicht vollstreckt wurde. Gott konnte also zur Zeit des Alten Testaments schon einen Mörder begnadigen. Da wir heute aber in der Gnadenzeit leben, wird dies heutzutage erst recht zutreffen.
Schlussbemerkungen
Ich habe die Aussage: „Die Todesstrafe ist unbiblisch“ vermieden. Wie weit meine Ausführungen interpretiert werden, bleibt jedem selbst überlassen. Vielleicht fühlt sich ja auch ein Befürworter (oder auch ein Gegner!) der Todesstrafe jetzt berufen, mich zu widerlegen. Wenn dies einigermassen sauber gelingt, bin ich auch bereit mich belehren zu lassen. Allerdings erwarte ich eine gewisse Fairness. Polemisch wäre es auf jeden Fall, wenn jemand meine Argumente unzulässig erweitert und dann seine eigene Erweiterung widerlegt.
Liebe Grüße, Norman