Sonntagsarbeit?

  • Die Sonntagsarbeit ist schwer in der Diskussion.
    In medizinisch-pflegerischen Bereich ist sie sei Jahren obligatorisch. Klar, wer bedürftig ist, ist das unabhängig vom Wochentag.
    Bei der Gastronomie ist es ebenfalls nachvollziehbar. Abends und am Wochenende, das sind die Zeiten, wo am ehesten Menschen ein Bierchen in der Kneipe oder ein schönes Essen im Restaurant genießen wollen. Vom Hotelurlaub mal ganz zu schweigen.


    Aber müssen wir sonntags Kuchen und Brötchen beim Bäcker kaufen?
    Ist es notwendig, sich sonntags einzukleiden, ein Auto auszusuchen, die Waschmaschine reparieren zu lassen? Muss der Brief, den ich Sonntag einwerfe am Montag da sein?


    Vor kurzem habe ich mit jemandem diskutiert, für den das selbstverständlich schien, dass sich Sonntag und Alltag nicht unterscheidet. Er fand das „nicht mehr zeitgemäß“.


    Die Pläne, durch die Lockerung der einschlägigen Gesetze Arbeitsplätze zu schaffen, sind nach meinem Kenntnisstand nicht geglückt.


    Ich selbst kenne beides: Arbeiten und frei haben. Wochenendarbeit hat Vor- und Nachteile.
    Ich backe den Sonntagskuchen in der Regel aber selbst und wenn der Sonntag heute "ausfällt", fehlt er mir. Das ist durch einen freien Wochentag nicht nachzuholen (für mich).


    Aber was meint Ihr? Was ist nötig und was nicht? Habt Ihr eigene Erfahrungen? Was haltet Ihr aus christlicher Sicht für angemessen?


    Viele Grüße von June (die sich immer noch in diesem Forum rumtreibt :))

  • Hallo June,


    ketzerisch, wie es meine Art ist, finde ich die christliche Sicht der "Sonntagsarbeit" relativ nebensächlich - egal. :D


    Prinzipiell bin ich aber sehr für das einhalten EINES FREIEN Tages in der Woch - für die gesammte Bevölkerung, ob Christ, Jude, Moslem, Nihilist, Botaniker oder sonst was.
    Sicherlich gibt es auch Berufe, die auch am Wochenende rann MÜSSEN ! Aber Ausnahmen bestätigen DIE REGEL !
    Ich denke, das eine Gesellschaft kaputt geht, wenn man an allen Tagen alles machen kann. Und das genau darin der eigendliche Sinn des "Sabbat Gebotes" liegt. Der Mensch benötigt !!! eine Pause, der Mensch braucht den sieben Tage Rhythmus.


    Lektüre hierzu könnte ich empfehlen ( habs aber auch nur z.T. gelesen ) :


    SCHABBAT Das Judenum für Nichtjuden verständlich gemacht
    von : Lea Fleischmann
    im : Rasch und Röhring Verlag
    ISBN : 3-89136-637-X


    An sonsten gehen wir unter, mit und zwischen Menschen die Beziehungslossind, an ADS oder ADHS leiden, ein Borderline Syndrom haben, .... klingt vieleicht alles ein wenig platt und pauschal, aber ich glaube wirklich, das ständige Aktion den Menschen KRANK macht.


    Grüße


    Kai

  • Hallo Kai,


    vielen Dank für Deine Antwort. Du hast ja sehr lange geschwiegen (zumindest in diesem Forum, sonst wahrscheinlich nicht).
    Als erstes möchte ich Dir mal mitteilen, dass ich Deine Art überhaupt nicht ketzerisch finde, sondern eher erfrischend provokativ. Solche Leute braucht ein Forum, denn dann werden die anderen motiviert, Stellung zu beziehen. (Ich mein das nett, nicht böse.)


    Jetzt aber zum Thema:
    Im Wissen darum, dass Gott es gut mit uns meint, ist mir die biblische Sichtweise nicht egal.


    Hier mal ein Beispiel des Meisters persönlich, das ist mir ja immer am Liebsten (ich brauch das jetzt nicht mehr abtippen :)).


    "Und er sprach zu ihnen: Wer ist unter euch, dem sein Sohn oder sein Ochse in den Brunnen fällt und der ihn nicht alsbald herauszieht, auch am Sabbat? Und sie konnten ihm darauf keine Antwort geben."(LK14,5).
    Retten und Heilen. Darüber brauchen wir nicht zu diskitieren.


    Dich muss ich jetzt insofern verbessern, dass ja Menschen, die Sonntags arbeiten, nicht mehr arbeiten, als andere. Die haben dann vielleicht Mittwochs frei (außer Mütter).


    Der Sonntag stellt ja eher die Frage nach dem "Kollektiv-Frei". Von Gott ist das so erfunden worden und der meint es ja gut mit uns.
    Und noch was: Beziehungs-, Hyperaktivitäts-, und Borderline -Störungen sind was anderes, das kommt aus einer völlig anderen Ecke.
    Und zum Schluss: Vielen Dank für die Literaturempfehlung.


    Viele Grüße von June

  • Zitat

    Original von June
    Hallo Kai,


    vielen Dank für Deine Antwort. Du hast ja sehr lange geschwiegen (zumindest in diesem Forum, sonst wahrscheinlich nicht).
    Als erstes möchte ich Dir mal mitteilen, dass ich Deine Art überhaupt nicht ketzerisch finde, sondern eher erfrischend provokativ. Solche Leute braucht ein Forum, denn dann werden die anderen motiviert, Stellung zu beziehen. (Ich mein das nett, nicht böse.)


    Hallo June,


    vielen Dank für die Blumen :D. Tja, und ob man eine Provokation als "erfrischend" oder als "aggresiv" empfindet hängt wahrscheinlich sehr mit dem eigenem Selbstwertgefühl zusammen.



    Volle Zustimmung. Der Sabbat für den Menschen, und nicht der Mensch fürs Gesetz.


    Zitat


    Dich muss ich jetzt insofern verbessern, dass ja Menschen, die Sonntags arbeiten, nicht mehr arbeiten, als andere. Die haben dann vielleicht Mittwochs frei (außer Mütter).


    Der Sonntag stellt ja eher die Frage nach dem "Kollektiv-Frei". Von Gott ist das so erfunden worden und der meint es ja gut mit uns.


    Das ist mir schon klar, ich habe auch schon in Bereichen gearbeitet, in denen Wochenend und Feiertagsarbeit unabdingbar sind - was ja aber nichts an der 38,5 Std / Woche ändert. 8)
    Aber es wirkt sich auf jeden Fall auf eine Gesellschaft aus, wenn Sonntagsarbeit nicht mehr die Ausnahme ist.


    Zitat


    Und noch was: Beziehungs-, Hyperaktivitäts-, und Borderline -Störungen sind was anderes, das kommt aus einer völlig anderen Ecke.
    Und zum Schluss: Vielen Dank für die Literaturempfehlung.


    Viele Grüße von June


    Ich bin mir da nicht so sicher .... darüber streiten sich ja wohl auch die Gelehrten. ;)


    Grüße


    Kai

  • Morgens fahre ich immer mit dem Auto zu meiner Arbeitsstelle. Auf dem Weg habe ich Gelegenheit, im Radio eine Morgenandacht zu hören und zwar auf dem Sender WDR 3.
    Wie das mit dem Radio so ist, sie ist mal gut und mal weniger gut, so, wie der vorangehende Choral. In dieser Woche passte er zu diesem Thema, das mich - aus welchem Grund auch immer - so sehr beschäftigt.
    Da ich super schlecht im verlinken bin, habe ich sie mal einfach hier rein kopiert.
    Zitat:
    05.07.06, 7.50 Uhr, Max Koranyi

    Abgesang
    Unterwegs in unserer Stadt. „Schau“, wird einmal mein Enkel Timo zu mir sagen, „da ist das Geschäft, in dem du deine billige Auslegware bekommst. Komisch, sieht gar nicht
    wie ein Tepichlager aus.“ „Das war es auch früher nicht“, werde ich ihm dann antworten. „Und was haben die vorher da drin verkauft?“, wird Timo zurückfragen. „Da wurde nichts verkauft“, werde ich erzählen, während wir vor dem Haupteingang stehen. Auf großen Tafeln lesen wir Sonderangebote pro Quadratmeter. „Das war einmal die Hauptkirche am Ort.“
    Timo bleibt vor den Stufen stehen. „Wozu hat man denn so ein großes Gebäude gebraucht?“ Ich denke nach. Und suche ein bißchen hilflos nach den rechten Sätzen für eine richtige Antwort. „Früher haben die Menschen einen Ort gesucht, an dem sie ausruhen konnten. Das war damals, als die meristen noch sechs Tage arbeiten mussten. So sind sie am Sonntag in ihre Kirche gegangen. Dort wurde gebetet. Gesungen und erzählt. Oder auch einfach nur geschwiegen und zugehört. Und schöne Musik hat man dort auch gehört. Manche haben Kerzen angezündet.“ Ich blicke in ein verständnisloses Kindergesicht. „Da passiert doch überhaupt nichts Aufregendes“, sagt er dann. „Keine action! keine attraction! Da machen die das doch jetzt mit den Teppichböden viel geschickter.“
    Inzwischen werden wir dann im Verkaufsraum angelangt sein. An den Seiten hohe neugotische Glasfenster. Zwischen ihnen Werbeposter von schönen Models auf Teppichen. Überdimensional. In der Mitte des Raumes ein Wühltisch mit Teppichfliesen. „Wie hast Du Dich hier früher nur wohlfühlen können“, merkt Timo an. „Früher“, werde ich antworten, da sah es hier noch anders aus. Wie ich so alt war wie du, war ich oft mit meinen Eltern hier. Und ich war gern hier. Weil alles auch so ein bißchen geheimnisvoll war. Anders eben als mein Leben sonst.“ Dann werden wir Meterware kaufen, an der Kasse neben einem alten Steintaufbecken bezahlen und gehen.
    Übrigens wird es dann Sonntag sein. Ein Tag wie jeder andere. Nur dass die Geschäfte fast noch voller als sonst sein werden. Timo wird sich ein völlig neues Superspiel für seine Konsole kaufen. Und wenn er genügend Geld beisammen hat, sagt er beiläufig im Eventcenter zu mir, dann wird er sich dafür einen Bildschirm kaufen, der so groß wie eine ganze Wand sein wird. Der Sonntag in unserer Stadt wird laut und stickig sein. Aber Timo kennt es ja nicht anders. Er weiß gar nicht, was ein Ruhetag bedeutet. Er würde sich langweilen, wenn die Geschäfter nicht immer geöffnet hätten. 24 Stunden am Tag.
    Wir werden dann noch in ein großes längliches Gebäude gehen. In dem wird ein Drogeriemarkt sein, wo ich Body-Lotion kaufen werde. Und Timo ein Sixpack mit Flüssigkeit von grüner Farbe. Nebenan ist gleich eine Disco. Und ein Zehnminutenfriseursalon. Alles in einem. Ich werde ein bißchen wehmütig dabei. „Das war“, werde ich dann zu Timo, der an einem Handystand steht, sagen, „unser altes Gemeindehaus. Wir haben uns dort als Jugendliche getroffen. Tee getrunken. Getanzt. Sogar die ersten Zigaretten geraucht.“ „Du hast geraucht?“, wird Hans fast entrüstet sagen, „so was habt ihr getan? Das macht doch heute kein Mensch mehr. Da lebe ich doch gesünder als du.“ Und hinter uns versinkt die City in greller Nacht


    Zitat Ende.



    Viele Grüße, Die June

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