Selbstannahme?

  • Kennt ihr dieses Problem --- Selbstannahme?



    Ich hab dieses Problem bei mir selbst noch nie wahrgenommen, vielleicht, weil ich noch nie stark drüber nachgedacht hab; Aber irgendwo hab ich auch meine probleme damit, allerdings nichts schwerwiegendes.



    Ich frage, weil ich Hilfestellung suche, wie man Menschen begenen und helfen kann, die starke Probleme mit sich selbst haben und sich den ganzen tag nen kopf darum machen.



    Wo liegen die Probleme, wenn man sich selbst nicht annehmen kann und was kann man dagegen tun?

  • Hallo lakost!
    Fehlende Selbstannahme ist ein Bereich mit einer Unmenge von Symtomen, die bei dem einen schwächer, bei dem anderen stärker ausgeprägt bis hin zu echten sozialen Phobien, die dann schon in die Hand eines gläubigen Therapeuten gehören, der entsprechend ausgebildet ist.

    Zu a) Wenn du dieses Problem bei dir noch nicht wahrgenommen hast, dann freue dich, denn dann besitzt du als Gegenstück dazu eine gesunde Selbstakzeptanz, mit dem du auch vorhandene Skepsis/Zweifel z.B. an der eigenen Befähigung in irgendeiner Sache realistisch beurteilen kannst, ohne dich deshalb krankhaft einzuigeln oder unter dem Teppich zu verkriechen.

    Zu b) Ich gehe mal davon aus, dass du Menschen helfen möchtest, die wie du zu Jesus Christus gehören. Dabei ist der Ausgangspunkt immer der, dass sie von Gott geschätzt und in seinen Augen unendlich wertvoll und kostbar sind und von ihm geliebt werden. (Jes. 43, 1-5)
    Das ist die Basis, auf die sich alle andere zuwendende Hilfe und Gesprächstherapie aufbaut.
    Es geht darum, das verkehrte Denken umzuwandeln, denn „man fühlt sich, wie man denkt“. Alles, was durch den Kopf geht, hat Einfluss auf unser Fühlen und Denken, das ist Tatsache.

    Mal ein altes und trotzdem aktuelles Beispiel: Nimm Psalm 73. Asaph ist unzufrieden, er sieht Menschen, denen es einfach nur gut geht. Dabei pfeifen sie auf Gott, leben ohne ihn. Und er, Asaph? Er kann sich nicht annehmen in seiner vermeintlich viel schlechteren Situation, fühlt sich ungerecht von Gott behandelt, fühlt sich von seinen Gedanken geplagt, drehte sich damit vollkommen im Kreis.
    Doch dann wandelt sich sein Denken. V 16 „Da dachte ich nach, um dieses zu begreifen, eine mühevolle Arbeit war es in meinen Augen.“

    Genau so ist das auch mit einem Ratsuchenden. Es kann/wird eine sehr mühevolle Arbeit sein, das eingefahrene Denken abzuschalten und neue Wege zu suchen. Aber es ist nicht unmöglich! Doch a) erfordert es * Will derjenige „gesund“ werden? * (Der Herr fragte das den Gelähmten am Teich Bethesda) b) Bist du bereit, Zeit, Geduld und Liebe zu investieren und ihn bis zu seiner Heilung eine vielleicht lange Strecke zu begleiten? Denken kann nicht von jetzt auf gleich eine absolute Änderung erfahren, es ist ein Lernprozess, Rückschläge mit einbegriffen.




    Zu c) Wo die Probleme liegen? Die können schon in einer verkehrten Erziehung begründet sein. Wenn man ein z.B. ein Kind nicht zur Selbständigkeit erzieht, es eigene Erfahrungen machen lässt, sondern ihm stattdessen in falsch verstandener Liebe alles aus dem Weg räumt oder vielleicht sogar mit dem immer wiederholten Satz „Das kannst du nicht, Mama macht das.“, dann ist die beste Voraussetzung geschaffen, dass dieses Kind sich nichts selbst zutraut, sich als Looser fühlen wird und sich niemals als einen vernünftigen, vollwertigen Menschen annehmen wird.

    Manchmal ist nur ein negatives Geschehen in der Vergangenheit der ausschlaggebende Punkt. Irgendwo hat man versagt und es nie aufgearbeitet, man hat keine Vergebung bekommen oder selbst ausgesprochen, schon ist man drin in diesem schlimmen Kreis und das verkehrte Denken sorgt dafür, sich wie der schlechteste, dümmste, hässlichste Mensch zu fühlen. Eine ganz traurige Sache ist das.

    Oft haben Christen ein ganz verkehrtes Bild von einem Christen. Wer meint, dass er nach seiner Bekehrung nie mehr was Verkehrtes tun wird, kann darüber verzweifeln, wenn er immer und immer wieder auf die Nase fällt. Da ist kein richtiges Wissen über die alte Natur vorhanden, nur das Denken „Und so einer wie ich soll anderen was erzählten? So einem soll Gott vergeben haben? ….“


    Du siehst an diesen wenigen Beispielen (es gäbe Unmengen mehr), die ich hier aufgezählt habe, dass eine Selbstakzeptanz nicht mal eben mit nur einer Ermutigung oder einem Gespräch bleibend aufgebaut werden kann. Das Thema ist wirklich nur angekratzt mit dem, was ich hier geschrieben habe, so vielfältig ist dieser Bereich.
    Erst mal muss ein Vertrauensverhältnis wachsen. Dann muss der Seelsorger feinfühlig versuchen, den Knackpunkt herauszuarbeiten. Ohne Gebet geht übrigens nichts, denn der Herr ist derjenige, der die Weisheit dazu schenkt, überhaupt helfen zu können. Dazu muss bei dem Seelsorger zwingend agape-Liebe vorhanden sein, damit aus einem gebeutelten kopfhängerischem "Looser"ein froher Christ werden kann, denn das ist seine Berufung!
    Übrigens gibt es auch im Temperamentsbereich gute Hinweise. Ein Melancholiker z.B. ist in der Regel ein Mensch, der 300 %-ig alles erledigen will. Da er da nie hinkommen wird, zweifelt er an der eigenen Befähigung. Sagt sich, nie gut genug zu sein. Also führt in diesem Fall das eigene hohe Anspruchsdenken zur Selbstverweigerung. Auch Eltern gehören dazu, die ihre Kinder unbedingt zu Einsteins machen wollen, obwohl sie vielleicht eine Befähigung zu einem super Landschaftsgärtner haben, was in den Augen der Eltern aber nichts ist, schließlich soll der Sprössling ja mal die Apotheke oder Praxis übernehmen … So hagelt es eine schlechte Zensur nach der anderen in Chemie, Mathe … Summa sumarum = ich bin der totale Versager.

    Uff, ich hör hier mal auf, denn du siehst, dass ich bei diesem Thema ziemlich in Fahrt komme. Der Herr hat mir im Laufe meines Lebens bis heute etliche junge Geschwister in den Weg gestellt hat, die genau unter solchen Problemen leiden und dabei sehr unglücklich sind. Aber ich konnte auch mehrfach miterleben, wie nach manchmal vielen Monaten ein froher Mensch zum Vorschein kam, und das ist einfach nur zum Freuen! :]




    Lieben Gruß, Vroni

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