(Ein kleiner Nachtrag: Beim nachträglichen Durchlesen ist mir aufgefallen, dass der folgende Text vielleicht teilweise sehr direkt geschrieben ist, und aggressiv klingen kann. Deshalb möchte ich vorneweg schicken, dass ich hiermit niemanden angreifen möchte!)
Aber wir müssen uns sehr wohl an die Dinge halten, die für uns gelten.
Nachdem ich mich in den vergangengen Wochen sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt habe, reizt mich das doch sehr zum Widerspruch! Unter der Gnade gibt es m.E. nur ein Ding, an das wir uns halten müssen:
Zitat
[K]ein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen (Apg 4,12)
Ich habe mich wie gesagt seit einiger Zeit sehr intensiv mit der Frage beschäftigt, was das eigentliche Verhältnis zwischen Gesetz und Gnade ist, und bin zu dem Schluss gekommen, dass das immer noch sehr viele nicht so ganz verstehen.
Ein Bsp: Wir werden vermutlich (hoffentlich!) öfter mal gefragt "Warum machst du das (nicht)?". Ein naheliegende, und häufig gegebene - aber nichtsdestotrotz m.E. falsche - Antwort ist "Weil es in der Bibel steht." Natürlich ist es gut, sein Handeln mit Bibelstellen begründen zu können, und auf Versuchungen so zu reagieren, wie der Herr es tat, indem er sagte "Es steht geschrieben ..." (Lk 4). Aber das ist nicht der Grund für unser Handeln:
Der Herr Jesus erläutert das in zwei Gleichnissen so:
Zitat
Mark 2:21 Niemand näht einen Flicken von neuem Tuch auf ein altes Kleid; sonst reißt das Eingesetzte von ihm ab, das neue vom alten, und der Riß wird ärger.
Mark 2:22 Auch tut niemand neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der Wein die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche verderben; sondern neuen Wein muß man in neue Schläuche tun.
Was der Herr Jesus meiner Meinung nach hiermit sagen möchte ist, dass das Gesetz (altes Kleid, alte Schläuche) nichts aber auch gar nichts mit der Gnade (neuer Wein) zu tun hat. Wenn wir - die wir durch Gnade errettet sind - meinen, es gebe noch Dinge, an die wir uns halten müssten, würden wir letztlich alten Wein in neue Schläuche tun.
W.T.P. Wolston schreibt zu diesen Gleichnissen sinngemäß folgendes (in: "The Church: What is it?"):
Das Verhältnis Gottes zu den Menschen ist unter Gesetz und unter Gnade vollkommen anders.
Unter Gesetz erwartete Gott zunächst etwas vom Menschen, und gab dann: "Wenn du gehorchst, werde ich dich segnen". Das bekannteste Bsp. ist wohl "Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf daß deine Tage verlängert werden in dem Lande, das der HERR, dein Gott, dir gibt." (Exod 20:12)
Unter Gnade ist es genau anderes herum: Hier gibt Gott etwas ("John 3:16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe." [man beachte: die Gabe ist bedinungslos!], "Rom 5:8 Gott aber erweist seine Liebe gegen uns darin, daß Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.", "Eph 2:5 als auch wir in den Vergehungen tot waren, hat uns mit dem Christus lebendig gemacht, durch Gnade seid ihr errettet", "Col 2:13 Und euch, als ihr tot waret in den Vergehungen und in der Vorhaut eures Fleisches, hat er mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat;" [Gott wurde tätig, als wir tot waren!]), und in Folge dessen ist der Mensch überhaupt erst fähig etwas zurückzugeben, und tut dies aus Liebe zu ihm heraus auch ("1John 4:19 Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.", 1Pet 2:24 welcher selbst unsere Sünden an seinem Leibe auf dem Holze getragen hat, auf daß wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben", "Rom 6:2 Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollen wir noch in derselben leben?", "Rom 6:10 Denn was er gestorben ist, ist er ein für allemal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott.")
Das ist es, was es bedeutet, wenn wir lesen:
Zitat
Ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade. (Rom 6:14)
Nicht heißt nicht! Kein noch-so-klitze-kleines-bisschen. Weder unter einem alten noch unter einem neuen Bund. Sondern unter Gnade.
Dennoch ist - nur damit jetzt keiner denkt, ich würde das Gesetz gering schätzen, oder gar zur Seite setzen - das Gesetz heilig, gerecht und gut (Röm 7,12). (Nur so nebenbei: Das es heilig und vor allem gerecht ist - dem hätten wir wohl alle auch dann zugestimmt, wenn wir nur das zweite und dritte Buch Mose gelesn hätten. Aber gut? Nun, das ist Gottes Urteil, und dies wird in Röm 7 ausführlich begründet.)
Die Antwort, die ich deshalb auf die Frage "Warum tust du dieses oder jenes (nicht)?" vorschlage, ist: "Weil ich meinen Herrn und Heiland liebe - denn er hat mich zuerst geliebt! als ich nocht tot war! - und nichts tun möchte, was ihm nicht gefällt. Und in der Bibel erkenne ich, dass es ihm nicht gefallen würde, wenn ich dieses oder jenes (nicht) täte."
Und so begehen wir Christen auch deshalb keinen Ehebruch, weil wir unseren Herrn lieben, und nicht weil es uns verboten ist.
(Und so stimme ich C.F. auch zu, dass es sehr wichtig ist, das Alte Testament auch zu studieren, weil wir auch dort sehr viel darüber lernen, was Gott gefällt, oder nicht gefällt.)
(Für einen Nicht-Christen sieht das übrigens, denke ich, ganz anders aus: Für ihn gibt es keinerlei Grund nur solche Dinge zu tun, die dem Herrn Jesus gefallen, denn er ist im Bezug auf die Sünde noch nicht gestorben (Rom 6,2).)
So viel für den Moment von meiner Seite zu diesem Thema
Herzlichen Gruß
Michael