Atheistisch-humanistische Erziehung, Kritik an christlicher Erziehung

  • Hallo,


    in Religionspädagogik (an einer Fachschule für Sozialpädagogik) wurde unsere Klasse in Gruppen aufgeteilt für Referate. Die Themen von diesen durften wir selbst wählen (von der biblischen Geschichte im Kindergarten bis zum Thema Angst, Trauer etc). Nun hat eine besonders diskussionsfreuduige Jungsgruppe sich für das Thema „atheistisch – humanistische Erziehung“ entschieden, in dem auch das Thema „Agnostizismus“ enthalten ist und einer (das haben sie mir mittlerweile schon „verraten“) wird nicht gerade schonend die christliche Erziehung kritsieren. Anschließend soll ein Klassengespräch, wohl eher eine mehr oder weniger heftige Diskussion stattfinden. Vielleicht kennt sich jemand auf diesem Gebiet aus oder kennt jemand gute Informationsquellen bezüglich dieser Themen und kann diese vielleicht weitergeben?
    Unter anderem wollen sie ihre Präsentation mit einigen Bibelzitaten bestücken, wobei sie Verse wie „Erziehe deinen Knaben seinem
    Weg gemäß“ weggelassen haben, sondern lediglich Verse rausgesucht haben, in denen etwas über die Züchtigung und die Zucht mit der Rute steht (ausschlißlich Verse aus dem AT). In der Ausarbeitung, die ich mir schon durchlas, ließen sie auch verlauten, dass die Bibel absolut kein Buch für Kinder wäre, es wäre viel zu grausam und der Gott, um den es sich in dem Buch handelt, sei auch viel zu grausam (s. die 10.Plage Tötung der Erstgeborernen)...Und so kommt ein „Argument“ nach dem anderen...
    ...vielleicht hat ja auch jemand bereits auf solchem Gebiet Erfahrungen (auch was das Diskutieren betrifft) und kann diese hier mitteilen, das wäre eine große Hilfe!


    Mit lieben Grüßen,
    Damaris

    "Allein DEINE Gnade genügt, die in meiner Schwachheit Stärke mir gibt!"

    Einmal editiert, zuletzt von Damaris ()

  • Hallo Damaris,


    ich weiß nicht, ob dir das so viel hilft, aber ich zitiere mal ein Stück aus einem Buch von Claudia und Eberhard Mühlan, die 6 angenommene und 7 eigene Kinder erzogen haben:


    Uns gingen die Augen über: Tatsächlich, Gottes Wort umreißt ein in sich schlüssiges und klares pädagogisches Modell zur Kinder-Erziehung, das sich hinter den Aussagen der modernen Pädagogik nicht zu verstecken braucht!
    Den Schlüssel dazu fanden wir darin, dass unter Schöpfer-Gott als ein Vater - vereinzelt auch wie eine Mutter (Jes. 66.13) - vorgestellt wird und wir seine Kinder genannt werden.
    Dieser Gedanke begeisterte uns. Wir folgerten daraus: So, wie unser himmlicher Vater mit uns, seinen geistlichen Kindern, umgeht, so sollen wir mit unseren Kindern umgehen.


    Aber wie geht unser Vater-Gott mit uns um?


    Er ist liebevoller, zuverlässiger und gerechter, als es irgendein Mensch auf dieser Erde sein könnte!


    In der Bibel liest du, dass er die vollkommene Liebe ist: " ... Gott ist Liebe. Hierin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten" (1. Joh. 4,8 u.9). Gott will dich als sein Kind annehmen und dir tiefe Geborgenheit schenken.


    Ein 2. Wesenszug Gottes ist, dass er uns klare Regeln für das Zusammenleben gibt und uns über die positiven wie auch negativen Folgen nicht im unklaren lässt.
    Psalm 32: "ich will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den du gehen sollst, ich will dir raten, meine Augen über dir offenhalten.


    Da unser Vater im Himmel weiß, dass wir uns manchmal störrisch und ungehorsam gebärden, wird er uns "Zaum und Zügel" anlegen, um uns auf dem rechten Weg zu halten. Das findest du in dem nächsten Vers: "Seid nicht wie ein Ross, wie ein Maultier, ohne Verstand, mit Zaum und Zügel ist seine Kraft zu bändigen, sonst nahen sie dir nicht."


    Vielleicht befremdet es dich, dass du in der Bibel auch von Gericht und Züchtigung Gottes liest. Das Gericht gilt den Gottlosen, die Züchtigung seinen Kindern, wenn sie seine Gebote, die ihnen zum besten dienen, nicht befolgen.


    Wenn du die Bibel durchblätterst, wirst du immer wieder auf diese drei Wesenszüge Gottes im Umgang mit den Menschen stoßen. (Liebe, klare Regeln, Zaum und Zügel) Dadurch wird sie zum einem packenden "pädagogischen Fachbuch" von den ersten bis zu den letzten Seiten.

    Einmal editiert, zuletzt von mikros ()

  • "Also, in gleicher Weise, wie Gott uns mit seiner Liebe begegnet, uns seine Unterweisung erteilt, und aber auch züchtigt, sollen wir unsere Kinder lieben, sie unterweisen und auch disziplinieren, wenn es nötig ist.
    Diese 3 Grundgedanken einer biblisch begründeten Kindererziehung findest du im Neuen Testament in Eph. 6,4 bestätigt: "Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn."


    Den 1. Ausdruck, unsere K. nicht zum Zorn zu reizen - das heißt doch, nicht ungeduldig, ungerecht und unbeherrscht zu sein - kann man auch positiv umschreiben: ihnen die nötige Wärme, Geborgenheit, Zuwendung und Liebe geben.
    Dann werden dazu die Begriffe "Ermahnung" und "Zucht" genannt.


    Wenn du das eben Gesagte noch einmal durchdenkst, kommst du zu dem Schluss, dass das Wort Gottes uns ein einfaches, aber klar umrissenes Konzept zum Zusammenleben mit unseren Kindern nennt:


    1. Fundament bedingungsloser Liebe und Geborgenheit


    2. Zusammenleben mit Unterweisung u. klaren Regeln


    3. Begleitung mit Konsequenz und Disziplin

  • Hallo,
    @ Mikros,
    vielen Dank für diese Hilfestellung. Das Buch von den Mühlans hatte ich bereits gelesen, auf deinen Beitrag hin, habe ich doch noch einmal einen Blick hineingeworfen, und konnte mir noch mal ein umfassenderes Bild vom Thema "Hummanismus kontra Christentum" machen.
    @all
    Die zwei grundlegensten Unterschiede sind hierbei (so wird es in dem, von Mirkos erwähnten Buch, geschildert), dass das humanistische Menschenbild davon ausgeht, dass der Mensch von Natur aus gut ist, aber durch die Umwelt verdorben wird. Aber auch, dass das Kind nahezu unbegrenzt formbar ist - Kindliches Verhalten ist das Ergebnis der Umwelteinflüsse, damit wird außer Acht gelassen, dass das Kind / der Mensch eingenverantwortlich ist für sein Handeln.


    Heute war nun das Referat und die Gruppe ist - zu meinem vollsten Erstaunen - ziemlich "ruhig" geblieben. Sie erwähnten, dass Hummanismus durchaus mit dem christlichen Glauben vereinbar ist, wobei sie die oben genannten Gegensätze in ihrer Präsentation auch nicht erwähnten...und diese sprechen ja wohl eher sehr dagegen!!
    Die besagte Diskussion blieb nicht aus, weil von den Jungens doch einige extra-provokative Behauptungen aufgestellt wurden. Vielleicht hat der ein oder andere noch einen Gedanken zu diesen "Anti-thesen" (oder wie könnten mögliche Reaktionen / Gegenargumente eines Christen aussehen?):
    - Wenn Kinder uns Fragen stellen, kann Gott NIE die einzige und alleinige Antwort sein!!!
    - Die Bibel ist absolut kein Buch für Kinder (siehe Tötung der Erstgeborenen) und so oder so werden den Kinden nur die schönen Seiten gezeigt....!!!
    - Der Gott der Bibel ist recht grausam und wendet viel und oft Gewalt an (wie im ersten Beitrag schon angedeutet, zitierten sie ausschließlich Stellen aus dem AT), die Kinder sind in der Gefahr, das zu kopieren (Vorbildfunktion)!!!
    - Den Kindern wird keine Chance gegeben, selbst nachzudenken, sie können sich die Welt nicht selbst erschließen. Wenn sie Fragen haben bezüglich der Welt und dem Leben etc. ist die Antwort von christlichen Erziehern und Eltern: "Gott ist allmächtig" etc.
    ...


    Mit lieben Grüßen, Damaris :)

    "Allein DEINE Gnade genügt, die in meiner Schwachheit Stärke mir gibt!"

  • Der Gott der Bibel ist recht grausam und wendet viel und oft Gewalt an (wie im ersten Beitrag schon angedeutet, zitierten sie ausschließlich Stellen aus dem AT), die Kinder sind in der Gefahr, das zu kopieren (Vorbildfunktion)!!


    Hallo Damaris,


    wie wäre es, zu argumentieren, dass den Kindern ja auch Märchen erzählt werden (ohne jetzt im geringsten suggerieren zu wollen, dass evtl. bibl. Geschichten erfunden sein könnten!!).



    Märchen sind auch oft sehr grausam (wobei sich einige, wie z.B."Frau Holle" ja noch in Grenzen halten), aber sie werden erzählt, um Kinder zum Nachdenken anzuregen über Gut und Böse, oder auch nur, über die Folgen ihres Tuns. Die "Guten" siegen ja in diesen Geschichten immer und die Bösen wíe die Hexe in Hänsel und Gretel) erleiden oft grausame Strafen.


    Ich glaube, man ist ja allgemein in der Erziehung wieder dazu übergegangen (nach einer Zeit, wo gesagt wurde, die Märchen sind zu grausam für Kinder) diese Geschichten als wertvoll für die Erziehung anzusehen.



    Sie sind ja in einem bestimmten Alter ganz hingerissen von Märchen und hören wie gebannt zu, zittern mit den "Guten" und sind richtig froh und beruhigt, wenn die "böse, böse Hexe" verbrennen muss! Sie wissen, ohne dass man etwas dazu sagen müsste, dass das (die schlimme Strafe/Folge) gerecht ist.

  • Hallo Damaris,


    hier mal eine verspätete Antwot von mir.


    Ich habe ja lange im sozialen und therapeutischen Bereich gearbeitet und kenne das Thema daher sehr sehr gut.


    Hier ein paar Gedanken dazu.


    Solche Diskussionen haben ja etwas sehr Missionarisches und auch etwas Spaltendes. Ich selber gehöre ja zu den Menschen, die nur sehr selten missionieren und nur wenn ich denke, dass mein Gegenüber das auch will. Ich werde aber häufig mit atheistischen Missionsversuchen - und das was du oben beschrieben hast ist für mich nichts anderes - überschüttet. Dabei suchen sich Menschen, die die Bibel ansonsten nicht sehr gut kennen schwierig zu interpretierende Passagen heraus und kommen darüber zu einem negativen Urteil über das Christentum schlechthin. Eine sehr wenig differenzierte Vorgehensweise. Und ich soll das dann endlich einsehen.


    Ein besonderes Merkmal ist bei solchen Diskussionen das Herausstellen von Unterschieden bis zur Halsstarrigkeit. Ich lasse mich auf diese Sorte Diskussion nicht ein. Ich versuche hier vielmehr, Gemeinsamkeiten herauszustellen. Darüber hinaus lasse ich die andere Meinung stehen und zolle meinem Gegenüber Respekt. Das erwarte ich im Gegenzug auch von ihm.


    Das Thema Ermahnung und Züchtigung ist ja selbst unter Christen in der Kontroverse. Fest steht: Auch mit noch so gutem Vorsatz wird keine Erzieherin und kein Erzieher und erst recht nicht Eltern ohne die Ermahnung auskommen. "Pass auf..., lass das stehen..., nicht das Messer..., lass die Tür zu. Ermahnungen.


    Was die Züchtigung betrifft: Ich will auch hier darüber keine Diskussion anfangen. Ich selbst bin eine kompromisslose Gegnerin von Schlägen. Ich interpretiere die Bilel auch nicht als Aufforderung dazu. Konsequenzen kommen allerdings von selbst. Das macht die Welt. Eltern und Erzieher können Gefahren eben vielfach besser abschätzen als Kinder. Und die Konsequenz der Welt kann härter ausfallen als ein Festhalten oder Wegtragen des Kindes durch einen Erwachsenen.


    Was die Bibel selbst betrifft: Sie ist nicht viel grausamer als die Brüder Grimm oder Karl May. Und die Welt ist nunmal nicht nur gut. Ich finde die Bibel - altersentsprechend vorgestellt - sehr bereichernd für eine Kindheit. Die meisten Fernsehfilme übrigens nicht.


    Zum Schluss noch etwas zum Thema: Gib dem Kind die Chance, selbst nachzudenken. Ein sehr moderner Standpunkt. Auch hier denke ich, das es nicht möglich ist. Jeder von uns lebt Werte vor und trägt eine Version einer Wahrheit in sich. Wir können uns auf den Kopf stellen, wir geben das immer weiter. Und gerade bei den Humanisten und Christen sehen sich die Ergebnisse, also wie die Erziehung konkret im Alltag verläuft, ja manchmal ganz schön ähnlich.


    Ob man an Gott glaubt, das muss man halt selbst wissen.


    So, vielleicht hilft Dir das. Herzliche Grüße und viel Erfolg!


    June

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