@ all
Bibelleser kennen die Gleichnisse, die der Herr in Lk. 15 erzählt. Er gebraucht sie, um deutlich zu machen, welche Riesenfreude im Himmel ist, wenn EIN einziger Mensch Jesus Christus als seinen Heiland annimmt und als Herrn über sein Leben anerkennt.
Nehmen wir einmal das Gleichnis von der Frau, die von ihren 10 Drachmen (Silbermünze) eine im Haus verlor. Es wäre sogar möglich, dass es auch ein Schmuckstück gewesen sein könnte, das aus 10 aneinandergereihten Drachmen bestand. Vielleicht sogar ihr Hochzeitsschmuck? Dann besaß es einen großen ideellen Wert für sie.
Wie dem auch sei - eine Drachme war weg, und die Frau suchte hartnäckig im ganzen Haus, kehrt mit dem Besen, rückt Möbel, sie investiert Zeit und Energie, weil ihr das Wiederfinden so wertvoll ist.
Dann hat sie Erfolg – außer sich vor Freude hält sie die Drachme in der Hand! Und diese Freude muß raus … Nachbarinnen, Freundinnen … alle müssen kommen, damit sie es ihnen erzählen und sie sich mit ihr freuen können!
Nun ja, wir lesen dieses Gleichnis, aber können wir diese Freude nachempfinden? Eine einzige Drachme! Dafür das ganze Haus fegen und so einen Terz darum machen … ist doch schon ein bisschen alt, das Ganze, wir leben heute doch etwas moderner, im Zweifelsfall hätte man beim Juwelier halt eine neue Drachme gekauft und einfügen lassen, so einfach ginge das!
Aber Gottes Wort veraltet eben nicht! Und er sorgt dafür, dass sein Wort mit Leben gefüllt wird, indem er uns manche Worte, Gleichnisse selbst erleben lässt. So verstehen wir auch dann viel besser die geistliche Wahrheit, die er uns damit mitteilen will.
Eine etwas „moderne“ Art dieses Gleichnisses, geschehen im Jahr 2004:
Eine seit mehreren Jahrzehnten verheiratete Frau trägt bis auf ganz wenige Ausnahmen (z.B. Ballsport) ihren Ehering immer am Finger. Ihr Mann und sie haben die Ringe mit Liebe und Freude gemeinsam zu ihrer Verlobung ausgesucht, er ist das äußere Zeichen, dass sie in einer Ehe zusammengehören.
Die Frau bemerkt eines Tages ganz plötzlich beim Arbeiten, dass der Ring nicht an ihrem Finger steckt. Komisch. Ihre Blicke schweifen in der Küche umher, nichts zu sehen. In einem anderen Raum? Nichts, warum auch? Sie hat ihn doch nicht vom Finger genommen. Es gab keinen Grund. Oder doch? Das Haus ist groß … Die Frau ist Christin, sie betet, dass der Herr ihr doch zeigt, wo der Ring ist. Doch er hat eine andere Vorstellung von Zeit. In den folgenden Monaten rückt sie immer wieder Schränke, hebt Matratzen hoch, horcht angestrengt beim Staubsaugen, ob es vielleicht klingelt … Sie erzählt anderen von dem Verlust, die beten mit.
Irgendwann wird sie ganz still. Sie übergibt es dem Herrn. Er weiß als einziger, wo der Ring ist, wenn die Zeit reif ist, wird sie ihn wieder bekommen.
Ein Jahr vergeht. Man kann ja mal beim Juwelier nachfragen, wie teuer eine Zweitanfertigung wäre … aber man gibt doch nichts in Auftrag, man vertraut, der Ring wird sich finden!
Manchmal steht die Frau in einem Geschäft, wo es ähnliche Ringe zu günstigen Preisen gibt. Den einen oder anderen streift sie auf ihren Finger, legt sie wieder zurück, sie braucht doch keinen kaufen, der Herr wird ihr den Hochzeitsring wiedergeben.
Aber wann?
Es vergehen anderthalb Jahre. Manchmal kostet es viel Mühe, Vertrauen zu haben, nicht ungeduldig zu werden – sie ist auch oft traurig, wenn sie darüber nachdenkt, manchmal weint sie. Der Ring ist nicht einfach nur ein Stück gelbes Metall, er ist mit vielen Erinnerungen und Freude verbunden.
Einer ihrer Söhne hat das Auto der Eltern übernommen, nachdem ihr ein Lastwagen hineingefahren ist. Eigentlich Totalschaden, aber der Sohn wollte es unbedingt fertig machen. Nun fährt er es. Er gehört auch zu denen, die mit seiner Frau um das Finden beten. Er durchsucht mehrere Male das Auto der Eltern von vorne bis hinten, saugt sorgfältig in allen Ritzen und Winkeln – und findet nichts.
Dann wollte er das Auto verkaufen, aber es kamen Umstände, dass er es behalten musste. Gestern machte er es wieder sauber. Wo er viele Male gefühlt und Staub gesaugt hat, blitzt ihm etwas goldig entgegen. Er traut seinen Augen nicht, der Ehering seiner Mutter!!! Er hält ihn in der Hand, kann es noch gar nicht als wahr ansehen. Er hat Dienst, kann erst am nächsten Tag nach Hause. Er will die Mutter überraschen, selber ihr Gesicht sehen, wenn er ihr den Ring gibt. Sorgfältig verwahrt er ihn, nichts ist ihm sicher genug. Schließlich legt er ihn neben sein Bett, wo ganz bestimmt nichts passieren kann … Ganz klar ist ihm, warum er das Auto zu dieser Zeit nicht verkaufen konnte, denn der Herr wußte ja, wo der Ring war!
Am nächsten Tag bringt er seiner Mutter eine Perfusorspritze mit, in die eine Mullbinde gesteckt ist. Die Mutter guckt fragend, was soll dieser Scherz? Sie wird gedrängt, doch die Spritze auseinanderzunehmen und sich die Mullbinde anzuschauen. Als sie das tut, findet sie in der Binde ihren schmerzlich vermissten Ring … Die Mutter weint – aber vor tiefer Freude, weil der Herr endlich erhört hat, ein gemeinsames Dankgebet wird gesprochen!
Über eineinhalb Jahre beten, suchen, warten – und dann erfüllt der Herr das Gebet. Das sind Bausteine in der Schule Gottes: Geduld lernen, auf seine Zeit warten, anhaltend beten lernen, Vertrauen haben … so viele Dinge, die bei uns Mangelware sind.
Sind wir auch sensibel, um zu verstehen, wie der Herr uns durch solches Erleben formen will?
Wie beten wir, wie ringen wir darin um das „Finden“ einer einzigen Seele? Mit soviel Geduld? Weinen wir, weil sie noch nicht „gefunden“ ist, weil wir Sehnsucht danach haben? Vertrauen wir fest, haben wir inneren Frieden, dass Gott sein Werk tun wird? Joh. 15,5
Ach ja, wer es noch nicht ahnt: die Frau, an deren Finger der Ring seit 2 Stunden steckt, bin ich …. Freut euch mit mir!!!
Lieben Gruß, Vroni
Mit Spr. 13, 12: "... ein eingetroffener Wunsch ist ein Baum des Lebens" einen innigen Dank an alle Beter, die das seit Monaten mitgetragen haben!!