Hi, Steffen!
Okay, also ein Statement zum Film:
Für mich gehört er fast in die Reihe der christlichen Filme. Einige seiner Aussagen:
Kriminelle Delikte werden von der Justiz geahndet. Man erntet, was man gesät hat, in diesem Fall für Mord und Vergewaltigung die Todesstrafe.
Die begleitende Betreuung durch die Nonne (Schwester Helen) enthält auch durchaus klare Zitate aus der Bibel, die mindestens zum Nachdenken des Zuschauers führen müssten, nämlich: „Was wäre, wenn mein Leben beendet werden müsste? Was kommt danach?“
Bei dem ersten Gespräch mit dem katholischen Pater kommt das noch nicht heraus. Er empfiehlt als die Hauptsache, dass der Täter bereit werden muß, „die Sakramente“ zu empfangen, da er ja dem Tod entgegen geht.
Bei dem zweiten Gespräch klingt das ganz anders: „Er muß glauben, und die Erlösung annehmen, die in Jesus Christus ist.“
Das ist für mich ganz klar das Evangelium.
Leider kommt es hinterher nicht klar heraus, dass Matthew es wirklich für sich verstanden hat. Seine Fassade bröckelt, unter der coolen, menschenverachtenden Maske (Nazi, Rassist) kommt ein ängstlicher, verzweifelter Mensch zum Vorschein, der es schafft, endlich den Mord und die Vergewaltigung zu gestehen. Er betet für die Opfer, entschuldigt sich vor seiner Hinrichtung bei den Eltern, aber man hört und erkennt nicht, dass er seine Schuld auch vor Gott bekannt hat. Deshalb fand ich es auch nicht erleichternd, dass ihm die Schwester auf dem Weg zur Todeszelle die bekannten Verse aus der Bibel liest: „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir …“
Nur ein wirklich Gläubiger kann die Versprechen für sich in Anspruch nehmen, sonst ist es ohne Berechtigung.
Ich war gespannt, mit welchem Eindruck dieser Film wohl enden würde, denn Gegner und Befürworter bekommen zu gleichen Teilen ja Argumente an die Hand geliefert.
Es ging um den Vater des ermordeten Jungen. Voll Haß, seine Ehe geht kaputt und trotzdem die Bereitschaft, nachzudenken und zuzuhören. Er sucht nach etwas, was er gar nicht klar definieren kann. Obwohl er der Hinrichtung ebenfalls beiwohnt, findet man ihn hinterher als Zuschauer in einer gebührenden Entfernung bei der Beerdigung des Mörders.
Als die Schwester ihn anspricht, erwidert er, überhaupt nicht zu wissen, warum er eigentlich da ist. Er fühle nach wie vor sehr viel Haß und hätte eben nicht ihren Glauben.
Daraufhin schlägt die Schwester vor, sich gegenseitig vielleicht dabei helfen zu können, weil es nicht einfach, sondern ein echtes Stück Arbeit sei.
Er sagt: „Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht daran. Ich denke, ich sollte jetzt gehen.“
Es kommt ein Einschub, und dann endet der Film mit einem Kameraschwenk durch das Fenster der kleinen Kapelle in dem Ghetto, in der man den Vater des ermordeten Jungen und die Schwester nebeneinander knien und beten sieht.
Das war für mich ein einfach guter Abschluß. Ich musste daran denken, wie der Einfluß unseres Herrn seine Kinder stark machen kann zur Vergebung, weil er das einfach vorgelebt hat und es auch von uns erwartet.
Am Ende dieses Filmes bleiben viele kaputte Menschen zurück (Familie des Mörders, Eltern der Opfer), aber es endet mit diesem Hoffnungsträger in Gestalt des Vaters.
Ich weiß nicht, ob der Regisseur es so arrangieren wollte, es ist ja ein säkularer Film. Wenn man die Handlung aber aus einer christlichen Sicht betrachtet, muß man es eigentlich so empfinden.
Unter dem Aspekt der neutestamentlichen Gnade fällt es uns sehr schwer, die Todesstrafe als ein legitimes Mittel von Gott für die Justiz anzusehen, doch die Bibel spricht klare Worte darüber. Deshalb habe ich es außerdem als sehr ernst empfunden, dass unser Gott eben nicht nur der Vater ist, der Gnade und Liebe verkörpert, sondern auch der Gott, dessen weitere Eigenschaftenr Heiligkeit und Gerechtigkeit sind.
Lb. Gruß, Vroni
P.S. Weißt du, was ich interessant fand? Du hast von der "jaulenden Hintergrundmusik" oder so ähnlich gesprochen. Dazu kann ich überhaupt nichts sagen! Ich habe mich so auf die Handlung, die Gesichter, die Worte konzentriert, dass ich die Musik gar nicht wahr genommen habe, sonst müßte ich sie beschreiben können. Kann ich aber echt nicht. Also scheint man ja wohl unterschiedlich aufnahmefähig dafür zu sein, oder?