Hallo Zusammen,
wie dem Einen oder Anderen in diesem Forum aufgefallen sein dürfte, bin ich nicht oft einer Meinung mit Spunk. Doch nun "muss" ich ihm zustimmen.
Ich möchte mal meine Eindrücke vom Artikel von Leslie M. Grant vorstellen:
Negativer erster Eindruck
Als erstes ist mir Negativ dieses tolle Zeichen aufgefallen, mit dem der Artikel "verziert" worden ist. Klar, dieses Zeichen wird wohl kaum von Grant sondern von den Betreibern der Homepage stammen, hätte mich jedoch fast davon abgehalten den Artikel zu lesen. Wie man auf die komische Idee kommen kann ein "Rauchen verboten"-Schild in ein "Abendmahl verboten"-Schild umzuwandeln, ist mir schleierhaft.
Grants Argumentation
Als nächstes baut Grant seine Argumentation auf den Geschehnissen um die Einnahme von Jericho auf. Bei dieser Einnahme handelte Achan gegen die Eindeutige Anweisung Gottes alles zu verbannen (vernichten), was nach der Einnahme der Stadt gefunden wird. Achan jedoch schafft einige Dinge beiseite und vergräbt sie in seinem Zelt. Die Folge dieses Ungehorsams ist grausam: Bei der Schlacht gegen die vermeintlich kleine Stadt Ai erleidet Israel eine katastrophale Niederlage und viele Soldaten müssen sterben.
Von diesem Punkt ausgehend versucht Grant die Argumentation aufzubauen, dass die Verbindung mit Sünde nicht nur den Sünder sondern alle, die mit ihm in Verbindung sind verunreinigt und unter die Strafe Gottes stellt (Gott sagt: "Israel hat gesündigt").
Als Unterstreichung seiner Argumentation führt er noch Daniel, Esra und Nehemia an, die sich vor Gott beugen und sagen, dass Sie gemeinsam mit dem Volk gesündigt hätten, obwohl sie zum Zeitpunkt der Sünde noch nicht verantwortlich waren (Daniel] bzw. vielleicht auch noch nicht gelebt hatten (Esra und Nehemia).
Mehr als Interessant empfinde ich dann den Satz: "Im Neuen Testament wird die Frage nach der Verunreinigung durch Verbindungen selten erhoben, und wir brauchen sie auch nicht zu stellen." An dieser Stelle fehlt mir eine Zusammenstellung der Stellen, wo die Verunreinigung durch Verbindung im NT erwähnt wird und eine Begründung dafür, warum ich die Frage nicht stellen brauch!
Um nun den Dreh auf die NT-Gemeinde zu kriegen, geht Grant über 1.Korinther 5 (Umgang mit Sünde in der Gemeinde) und die Aussage aus 2.Korinther 6 ("Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen").
Lediglich in den letzten beiden Absätzen kommt Grant auf die Gemeinschaft beim Abendmahl zu sprechen.
Warum die Argumentation aus meiner Sicht nicht zieht
Grant geht von Achan und seiner Verbindung mit Israel und den draus resultierenden Folgen aus. Achans Sünde war, wie Grant richtig argumentiert, in Israel unbemerkt geblieben (lediglich seine Familie scheint etwas gewusst und ihn gedeckt zu haben, da sie ebenfalls sterben musste). Israel wusste also gar nicht, dass da jemand im Volk war, der gegen das eindeutige Gebot Gottes verstoßen hatte. Trotzdem musste das Volk leiden. Warum? Weil es Sünde duldete und sich somit mit ihr eins machte? Ich glaube kaum. Wie kann ich etwas dulden, von dem ich nichts weiß?? Grant führt richtig aus, dass Israel die Niederlage in Ai hätte verhindern können, wenn sie vor der Schlacht Gott befragt hätten und nicht im Siegestaumel losmarschiert wären. Dann hätte Gott ihnen vorher schon klar gemacht, dass da Sünde im Volk ist und sie hätten entsprechend mit Achan und seiner Familie handeln können. Meiner Ansicht nach besteht der Grund in der Niederlage bei Ai im überschätzen der eigenen Fähigkeiten und dem Unterschätzen des notwendigen Beistands Gottes.
Esra, Nehemia und Daniel wussten von der Sünde Israels. Sie war vorher öfter von verschiedenen Propheten angeprangert worden. Ebenso die Gemeinde in Korinth. Sie akzeptierte bewusst sündiges Verhalten in der Gemeinde und weigerte sich (warum auch immer) mit den entpsrechenden Personen zu handeln. Eine Verbindung zu der Begebenheit mit Achan herzustellen funktioniert aus meiner Sicht an dieser Stelle nicht.
Was dann noch die Stelle über die Warnung mit einem Ungläubigen nicht in einem Joch zu gehen hier zu suchen hat, ist mir schleierhaft. Ich gehe mal pauschal davon aus, dass wir uns alle einig sind, dass ungläubige Menschen (nicht gerettet auf der Grundlage des Kreuzes von Golgatha) nicht am Abendmahl teilnehmen können.
Wenn ich nun Achan, Esra, Nehemia und Daniel in ihren Verbindungen mit Israel als Sinnbild für mich und die Verbindung mit der Gemeinde sehe, dann kann eine Stelle über Ungläubige nicht zur Argumentation passen, da sie nicht zur Gemeinde bzw. zu Israel gehören (wenn man Ungläubige mit den Nationen/Heiden gleichsetzt).
Im NT werden die Gemeinde vor dem bewussten Dulden von Bösem in ihrer Mitte gewarnt. Mir ist keine NT-Stelle bewusst, wo Gott mit einer Gemeinde handelt, weil sie unbewusst Böses in ihrer Mitte duldete. Im Gegensatz. In Apg. 5v1-11 (Hananias und Saphira) sehen wir sogar etwas ganz gegensätzliches. Gott richtet diejenigen, die Sünde in die Gemeinde tragen und nicht die ganze Gemeinde. 1.Korinther 5 macht jedoch deutlich, dass Gott Gericht an der Gemeinde in Korinth übt, weil sie Sünde nicht als solche Kennzeichnen und sich von den Sündern in ihren Reihen trennen.
Wenn Grants Argumentation mit Achan auf die Gemeinde zutreffen würde, dann hätte ich eine riesige Angst jemals am Abendmahl teilzunehmen, weil ich ja damit rechnen muss, dass jemand am Abendmahl teilnimmt, der eine ungeklärte Sünde in seinem Leben hat und ich jetzt vor Gott als ebenfalls sündig angesehen werde, obwohl ich von gar nichts weiß. Im Grunde wären wir dann (zumindest besteht die Möglichkeit) alle ständig sündig und nicht fähig Gemeinschaft mit Gott zu haben.
Einige abschließende Fragen
Wie soll der letzte Abschnitt praktisch ausgeführt werden, wenn Grant davon schreibt, dass wir die Verbindungen von jemand prüfen sollen, der bei uns am Abendmahl teilnehmen will? Wer kann sich anmaßen über Kilometer hinweg ein Urteil über den inneren Zustand einer Gemeinde und die nicht offenbar seiende Sünde in ihr zu sprechen? Was ist mit denen, die wir schon aufgenommen haben, müssen wir die auch jeden Sonntag vor dem Abendmahl wieder neu prüfen, ob sie vielleicht versteckte Sünde in ihrem Leben haben? Wie soll das praktisch aussehen?