• Hallo ihr!


    Ich habe da mal eine, vielleicht doofe, Frage!?


    Mir ist schon öfters aufgefallen, dass Brüder, bei uns, öfters zum Schluß des Gebets beten:
    ...und bitte komme bald!


    Irgendwie versteh ich das nicht so ganz, denn eigentlich ist der "Termin" doch schon festgelegt. Gott und auch der Herr Jesus (?) weiß doch wann er kommt.
    Warum dann: Bitte komme bald?


    Lieben Gruß, Annemarie

  • Ich kann da leider nichts zu schreiben - ich bete das nicht, und ich kenne auch keinen der das tut - zumindestens nicht regelmäßig.


    Aber in der Bibel steht doch auch, dass sich die Schöpfung nach Erlösung sehnt. Und wenn eine Schöpfung das darf, warum nicht auch ein Bruda ?! :D


    Grüße


    Kai

  • Hallo Annemarie,


    genau die Bedenken, die du geäußert hast, hat mir neulich jemand gesagt, und zwar unser Ben :-). Wir haben uns darüber ausgetauscht, auch noch mit einem anderen Bruder geredet, und ich durfte lernen, dass wir eher nicht beten sollten, dass der Herr Jesus bald kommen solle.


    Zwei Gründe, die mich eigentlich auch überzeugt haben:
    [list=1]
    [*]In der Bibel finden wir kein Gebet, dass diesen Inhalt hat. Selbst die Braut des Herrn Jesus (=die Gemeinde) betet "nur": "Komm!" (Offb 22,17.20)
    [*]Ist es nicht ein wenig egoistisch, da wir dabei nur bedenken, dass unsere Leiden, Probleme etc. verschwunden sind, aber es gibt doch noch so viele Menschen, die dann verloren sind, wenn der Herr Jesus heute kommen würde. Sicherlich wird er kommen, und dann wird es für alle unbekehrten Menschen zu spät sein, aber diesen Zeitpunkt, weiß nur Gott. [/list=1]


    Der Apostel Petrus schreibt dazu in 2.Petrus 3,9: "Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten, sondern er ist langmütig gegen euch, da er nicht will, daß irgend welche verloren gehen, sondern daß alle zur Buße kommen." - Es ist also Langmut des Herrn, dass Er noch nicht gekommen ist, und wenn diese Langmut noch Jahre oder Jahrzehnte währt, dann sollten wir uns darüber freuen und uns nicht das Gegenteil wünschen, indem wir beten, dass Er bald kommen solle!


    Es ist doch außerdem wunderschön, dass der Herr Jesus von der Mühsal seiner Seele Frucht sieht und sich sättigen wird (Jes 53,11) Und solange Er noch nicht kommt, bekehren sich doch Menschen, die diese Frucht größer machen und an denen sich der Herr (in Ehrfurch gesagt) weiter sättigen darf. Wie muss uns das doch für unseren Herrn freuen, der doch auch für uns so gelitten hat!


    Herzliche Grüße
    Euer Christopher

    Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um damit zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.
    (Jim Elliot, Missionar)

    Einmal editiert, zuletzt von Christopher ()

  • Wenn man es an der Wortwahl festmacht: Der Hauptgrund, diese Formulierung eher nicht zu verwenden, dürfte sein, dass der Herr Jesus, auf das Gebet der Braut hin selbst zusichert, bald zu kommen (Offb. 22,20). Das ist also eine Verheiißung auf die wir bauen dürfen und für die wir danken können.


    Trotzdem sehe ich an der Formulierung nichts Verkehrtes. Die Verwendung des Wortes "bald" in einem Gebet drückt ja nur das Anliegen des Betenden mit eigenen Worten aus. Einen substantiellen Hintergrund zu der Bitte der Braut sehe ich da nicht, denn diese Bitte ist vor dem Hintergrund der sehnlichen Erwartung der Braut nach der Gegenwart des Bräutigams zu sehen. Übrigens weniger wegen der Befreiung aus widrigen Umständen sondern wegen des Verlangens nach voller Gemeinschaft.


    Gruß


    RCM

  • Hallo Christopher,


    ich sehe auch nichts Verkehrtes in dieser Bitte.
    Es ist eine zu einfache Denkweise, als einzigen Grund bei Geschwistern, die so zum Herrn beten, anzunehmen, sie hätten das Leben hier satt und möchten endlich für immer Ruhe haben …
    Obwohl der Herr auch so einen Grund verstehen kann, denn er hat Mitleid mit unseren Schwachheiten (Hebr. 4, 15) Denke mal an die, die wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, Märtyrer, deren Frauen und Kinder vor ihren Augen abgeschlachtet wurden. Da ist sicher manches Gebet in diesem Sinne getan worden.


    Aber der „richtige“ Beweggrund zu dieser Bitte sollte Sehnsucht sein. Sehnsucht nach dem Herrn, der uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat. Ralf Christian hat von „sehnlicher Erwartung“ und „Verlangen nach voller Gemeinschaft“ geschrieben. Genau das gilt für beide Seiten, denn genauso sehnt sich der Herr danach, seine „Braut“ zu sich zu holen.


    Wenn dann die Überlegung kommt, dass wir mit so einer Bitte Egoismus zeigen und uns Ungläubige nicht so wichtig sind, dann sollte sich in einer solchen Aussage jeder selbst ganz ehrlich prüfen.
    Bringt man dieses Argument wirklich aus einer echten, tiefen Liebe zu Verlorenen? Drängt einen diese Liebe, täglich den persönlichen Anteil daran zu haben, indem ich für sie besorgt bin, meinen Herrn bezeuge, das Evangelium weitertrage, ihnen nachgehe?
    Oder gefällt es mir eigentlich recht gut hier in meinem Wohlstand, ich bin ja Christ, aber die Sehnsucht und Liebe zu meinem Herrn ist halt nicht sooo prickelnd, denn eigentlich ist das Leben doch recht schön, und wir freun uns versteckt so tief innen drin, dass noch die sogenannte „Gnadenzeit“ ist?



    Manfred Siebald hat so eine Haltung in einen sehr guten Liedtext umgesetzt, ich poste ihn mal hier:


    Wir haben es uns gut hier eingerichtet, der Tisch, das Bett, die Stühle stehn.
    Der Schrank mit guten Dingen vollgeschichtet, wir sitzen, alles zu besehn.
    Dann legen wir uns ruhig nieder und löschen müd vom Tag das Licht.
    Wir beten laut: „Herr, komm doch wieder!“
    Und denken still, doch jetzt noch nicht …


    Es musste manches lange Jahr verfließen, bis alles hing und stand und lag.
    Es ist nicht viel, doch wollen wir’s genießen, freun uns auf jeden neuen Tag.
    Das Glück hält unsre Sorgen nieder und webt die Stunden dicht an dicht.
    Wir sind gewiss, der Herr kommt wieder
    und denken still, doch jetzt noch nicht …


    Ist uns der Himmel fremd geworden? Kann uns nur noch die Erde freun?
    Soll unser Süden, unser Norden die Grenze unsres Lebens sein?
    Vom Himmel singen unsre Lieder, doch nie vom irdischen Verzicht.
    Wir singen laut: Herr, komm doch wieder
    und denken still, doch jetzt noch nicht …


    Mag sein, wir sahen nur die vielen Gaben und sahn darin den Geber nicht.
    Durch den wir doch erst alle Freude haben und der uns noch viel mehr verspricht.
    Wir wollen neu das Sehen üben und auch das Danken nicht zuletzt.
    Dann sagen es bald nicht nur unsre Lippen:


    „Herr, komm doch wieder … Herr, komm jetzt!“

  • Ich weiß das Thema ist schon etwas älter, aber ich möchte noch was hinzufügen. Heute hörte ich einen Vortrag, bei dem es unter anderem genau um diese Thema gingt. Genau was Vroni auch schrieb der Beweggrund sollte sein, dass man den Herrn sehen möchte, also die Sehnsucht zu ihm und nicht in erster Linie, dass unsere Leiden zu ende sind, das ist nur ein Nebeneffekt.
    MfG Damaris

    "Allein DEINE Gnade genügt, die in meiner Schwachheit Stärke mir gibt!"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!