David als Mörder

  • Hallo zusammen


    David ermordete Uria um den Beischlaf mit dessen Frau Bathseba zu vertuschen.
    Laut 1. Mose 9,6 soll derjenige hingerichtet werden, der einen anderen Menschen ermordet.
    Nathan spricht aber im Auftrag Gottes: „..., du wirst nicht sterben.“ 2. Samuel 12,13


    Wieso musste David nicht sterben?


    Vorhin habe ich mir den Thread zur Todesstrafe angesehen. Todesstrafe
    Je nachdem wie die Antworten ausfallen werde ich auf den Link zurückgreifen.


    Liebe Grüße, Norman

    Siehst du die brausenden Wellen?
    Siehst du wie sie alle an den Klippen zerschellen?
    Und bäumen sie sich noch einmal auf
    und spritzen noch einmal höher hinauf;
    So müssen sie doch ins Meer hinausgleiten,
    und verlieren ihre Kraft in den endlosen Weiten.

  • Vielleicht weil der Sohn schon sterben muss? Meiner Ansicht nach sehen wir hier ein Beispiel für Stellvertreterschaft. Denn wenn David und der Sohn hätten sterben müssen, dann könnte ich nicht sicher sein, dass Gott nicht doch noch meine Sünden auch an mir richten wird, obwohl der Herr Jesus schon für sie gerichtet wurde.

    Schönen Gruß
    Thorsten

  • Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich David's Buße, ein Charakterzug den ich an meinem biblischen Namensvetter übrigens außerordentlich schätze. Zwar galten noch die Maßstäbe des Alten Testaments und in den Gesetzen war kein Straferlass aufgrund von Buße eingeplant, aber ich denke Gott war auch damals ein vergebender Gott.
    Soweit von mir, Dafresl

  • Hallo Thorsten


    Du hast deine Antwort als Frage formuliert. Daraus schließe ich, dass du damit vielleicht nicht ganz glücklich bist. Natürlich will Gott bei einer Sünde Blut sehen, aber dass ein unschuldiger Mensch umkommt (außer dem Herrn Jesus natürlich), damit Schuldige frei ausgehen, ist mir neu. Wenn der Tod von Davids Sohn tatsächlich eine Stellvertreterschaft dargestellt hätte, und damit ein Vorbild auf den Kreuzestod des Herrn Jesus wäre, dann müsste zum Einen die Vergebung noch radikaler gewesen sein und zum Anderen müsste dies auch irgendwie deutlich gemacht werden. Deshalb glaube ich hier schon das Naheliegende, dass das einfach eine Strafe war.



    Hallo David (Dafresl)


    Natürlich hast du recht. So steht es ja auch in der Bibel. David kannte Gott auch schon als einen erbarmenden Gott.


    Zitat

    1.Chronika 21,13: Und David sprach zu Gad: Mir ist sehr angst! Möge ich doch in die Hand Jehovas fallen, denn seine Erbarmungen sind sehr groß; aber in die Hand der Menschen laß mich nicht fallen!


    Liebe Grüße, Norman

    Siehst du die brausenden Wellen?
    Siehst du wie sie alle an den Klippen zerschellen?
    Und bäumen sie sich noch einmal auf
    und spritzen noch einmal höher hinauf;
    So müssen sie doch ins Meer hinausgleiten,
    und verlieren ihre Kraft in den endlosen Weiten.

  • Hallo zusammen


    Ich glaube, ich habe jetzt lange genug gewartet. Eigentlich habe ich gehofft, dass auch jemand antwortet, der sich im verlinkten Thread für die Todesstrafe ausgesprochen hat. Mir geht es nämlich nur vordergründig um David. Tatsächlich will ich anhand dieser Begebenheit zeigen, dass die Bibel keine Notwendigkeit der Todesstrafe sieht.


    Einführung
    Meine Vorgehensweise will ich anhand der Mathematik deutlich machen. Nehmen wir einmal an, dass ein Mathematiker ausführlich beweisen würde, dass alle Primzahlen ungerade sind. Der Beweis kann dann von mir aus 30000 Seiten stark sein und so komplex, dass es Jahre brauchen würde um ihn zu analysieren. Aber wie kann dieser Beweis dann widerlegt werden? Die einfachste und sauberste Methode ist die, einfach ein Blatt Papier zu nehmen und die Zahl „2“ darauf zu schreiben. Dies nennt man dann ein Gegenbeispiel. Natürlich kann man mathematische Vorgehensweisen nicht komplett auf andere Bereiche übertragen, aber trotzdem gehe ich davon aus, dass meine Argumentation stichhaltig ist.


    Argumente der Befürworter der Todesstrafe
    Es werden nur zwei Bibelstellen herangezogen. Jene wären 1. Mose 9,6 und eine Stelle im Römerbrief.

    Zitat

    Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden; denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht.


    Zitat


    Jede Seele unterwerfe sich den obrigkeitlichen Gewalten; denn es ist keine Obrigkeit, außer von Gott, und diese, welche sind, sind von Gott verordnet. 2. Wer sich daher der Obrigkeit widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes; die aber widerstehen, werden ein Urteil über sich bringen.3. Denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk, sondern für das böse. Willst du dich aber vor der Obrigkeit nicht fürchten? So übe das Gute, und du wirst Lob von ihr haben; 4. denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten. Wenn du aber das Böse übst, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der Böses tut.


    Die Stelle im Römerbrief reicht isoliert betrachtet nicht aus, um damit die Todesstrafe zu belegen. Selbst wenn eindeutig bewiesen werden kann, dass mit dem Schwert die Todesstrafe gemeint ist, dann würde dort trotzdem nur stehen, dass Gott der Obrigkeit eine unumschränkte Gewalt gegeben hat. 1. Mose 9,6 eignet sich besser. Der Bund mit Noah gilt noch immer. Das Verbot Blut zu essen wird im neuen Testament eindeutig bestätigt, aber nicht das Gebot einen Mörder hinzurichten. Da ich nicht polemisch werden möchte, muss ich zugeben, dass dies nicht viel zu sagen hat. Die Bibel geht davon aus, dass Christen in der Welt eine unerwünschte Minderheit darstellen und nicht die Obrigkeit. Deshalb würde eine derartige Anweisung nur einen hypothetischen Fall behandeln. Ich, jedenfalls, bin nicht in der Lage zu beweisen, dass 1.Mose 9,6 heute nicht mehr gelten sollte. Wie in meiner Einführung geschrieben, muss ich dies aber auch überhaupt nicht.


    Ausweg für Befürworter der Todesstrafe
    Ich gebe zu, dass meine Argumentation einen Haken hat. David war König und damit selbst die Obrigkeit. Infolgedessen war niemand berechtigt ihn hinzurichten. Dieses Argument könnte man zwar anführen, aber nur zu sehr hohen Kosten. Das Prinzip der Bibel ist, wie man z.B. an Mose deutlich sieht, dass aus einer besonders hohen Stellung auch eine besonders große Verantwortung folgt. Und außerdem knüpfte Gott nach Davids Sünde wieder mit ihm an. Zwar musste David leiden, aber er wurde nicht von Gott umgebracht.


    Logische Folgerungen aus der Geschichte Davids
    Gott hat angeordnet, dass ein Mörder umgebracht werden soll. David war ein Mörder. Also hätte David umgebracht werden müssen. David wurde nicht umgebracht, da er seine Sünde bekannte. Daraus folgt, dass das Todesurteil bei Mord durch Gottes Willen mindestens einmal nicht vollstreckt wurde. Gott konnte also zur Zeit des Alten Testaments schon einen Mörder begnadigen. Da wir heute aber in der Gnadenzeit leben, wird dies heutzutage erst recht zutreffen.


    Schlussbemerkungen
    Ich habe die Aussage: „Die Todesstrafe ist unbiblisch“ vermieden. Wie weit meine Ausführungen interpretiert werden, bleibt jedem selbst überlassen. Vielleicht fühlt sich ja auch ein Befürworter (oder auch ein Gegner!) der Todesstrafe jetzt berufen, mich zu widerlegen. Wenn dies einigermassen sauber gelingt, bin ich auch bereit mich belehren zu lassen. Allerdings erwarte ich eine gewisse Fairness. Polemisch wäre es auf jeden Fall, wenn jemand meine Argumente unzulässig erweitert und dann seine eigene Erweiterung widerlegt.


    Liebe Grüße, Norman

    Siehst du die brausenden Wellen?
    Siehst du wie sie alle an den Klippen zerschellen?
    Und bäumen sie sich noch einmal auf
    und spritzen noch einmal höher hinauf;
    So müssen sie doch ins Meer hinausgleiten,
    und verlieren ihre Kraft in den endlosen Weiten.

  • Hallo Norman,


    ich muss zugeben, dass ich den oben verlinkten Thread bestenfalls überflogen habe. Verzeih mir also bitte, wenn ich da etwas übersehen habe.


    Nachdem ich deinen post gelesen habe, habe ich gedacht "so what?" Deine Schlussfolgerung ist "Gott konnte also zur Zeit des Alten Testaments schon einen Mörder begnadigen. Da wir heute aber in der Gnadenzeit leben, wird dies heutzutage erst recht zutreffen."


    Ich kann mir kaum vorstellen, dass hier jemand widersprechen wird. (unabhänig vom hier betrachteten Bsp. Davids).


    Ich möchte kurz zusammenfassen, was für mich offensichtlich ist:


    (*) Gott möchte grundsätzlich erstmal nicht, das Menschen andere Menschen töteten
    (*) Dennoch erklärt Gott die Todesstrafe im AT für eine u.U. angemessene, ja z.T. sogar erwünschte, Strafe
    (*) Gott wiederholt dies im NT nicht explizit, sagt aber auch nicht das Gegenteil
    (*) Die ist aber auch nicht weiter verwunderlich, da der Rahmen ein ganz anderer ist: Im AT ging es um das irdische Volk Gottes, mit irdischen Gesetzen. Im NT geht es um die Familie Gottes, die ohne Gesetze (und somit auch ohne Strafen) auskommt (Das ist jetzt natürlich arg verkürzt und auf die Spitze getrieben!)


    Meine Schlussfolgerung: Wir leben nicht mehr unter Gesetz, und das gilt m.E. auch in diesem Zusammenhang. Es wäre abolut nicht konsequent zu sagen, wir lebten nicht mehr unter Gesetz, aber Mörder müssten wir töten. Dennoch sagt Gott, dass die Obrigkeit ihr "Schwert nicht umsonst" trägt. Also: Gott verurteilt die Todesstrafe m.E. nicht, aber er fordert sie auch nicht (mehr).


    DAvon unabhängig kann Gott immer begnadigen, und wir werden aufgefordert "einander zu vergeben, wie der Christus uns vergeben hat". Allerdings ist die Vergebung Gottes an eine Bedingung geknüpft: Buße und Umlehr, ansonten muss er verurteilen und richten - ist nicht auch dies Bestandteil des "wie"?
    Das ist natürlich gefährlich: Wie sollen wir beurteilen, ob die "Buße und Umkehr" ernst gemeint ist: Wir können uns leicht immer wieder in dieser Richtung Ausreden verschaffen. Aber das Leben ist nun mal nicht leicht...


    Wie dem auch sei: Ich denke, dass Gott die Todesstrafe akzeptiert, ich selber sehe da aber große Probleme in der Durchführung, und sage deshalb: Ich selber möchte niemals in dieser Form, wie es ein betroffener Richter z.B. tut Verantwortung für einen Menschen tragen.

  • Zitat

    Aber Gott sprach zu mir [David]: Du sollst meinem Namen kein Haus bauen; denn du bist ein Kriegsmann und hast Blut vergossen.

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