Inzest-Verbot im Neuen Testament?

  • Hi zusammen,


    vielleicht habt ihr auch von dem Inzest-Fall, der aktuell für Schlagzeilen sorgt, gehört. Da ist ein Geschwisterpaar, die getrennt voneinander aufgewachsen sind, sich später erst kennengelernt haben und bisher schon vier gemeinsame Kinder haben ([URL=http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,540272,00.html]http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,540272,00.html[/URL]. Laut deutschem Recht ist Geschlechtverkehr unter nahen Verwandten strafbar. Deshalb saß der Mann dafür schon mehrere Jahre, ist nun aber bis vor das Bundesverfassunggericht gegangen, indem er hinterfragt hat, ob ein Inzest-Verbot nicht verfassungswidrig sei. Diese Klage wurde heute abgelehnt ([URL=http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,541246,00.html]http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,541246,00.html[/URL]).


    Es ist ja so, dass gerade am Anfang der Menschheitsgeschichte es zwangsläufig eine ganze Menge Inzest gab. Und auch zu Zeiten, wo das nicht mehr notwenig war - ich denke an Abraham - heirateten Geschwister: Sarah war Abrahams Halbschwester.


    Erst im Gesetz vom Sinai wurde Inzest verboten und zwar in 3. Mose 18. Hier wird detailliert ausgeführt was Inzest ist, und zwar jeglicher Sex mit Vater/Mutter, Stiefvater/Stiefmutter, Bruder/Schwester, Halbbruder/Halbschwester, Enkel, Onkel/Tante, Schwiegersohn/Schwiegertochter, Schwager/Schwägerin. Inzest wird außerdem als Schandtat bezeichnet.


    Nun stehen wir aber nicht mehr unter Gesetz und deshalb frage ich mich, wie ein Christ dazu stehen muss? Besonders wenn ich wie oben erwähnt an 1.Mose denke, zweifele ich sehr stark daran, dass es für Gott etwas grundsätzlich Verkehrtes ist.


    Auf eure Antworten bin ich sehr gespannt!


    Viele Grüße
    Christopher

    Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um damit zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.
    (Jim Elliot, Missionar)

  • Lieber Christopher,


    kurz: ja, auch im NT gilt das Inzest-Verbot aus 3. Mose 18,6f. Es wird sozusagen auf dem „Index der Moralvorschriften“ unter dem Begriff der „Hurerei“ geführt. Begründung: z.B. 1. Korinther 5,1. Wenn jemand in der Gemeinde/Versammlung/Kirche zu Korinth nicht seines Vaters Frau haben durfte, was ausdrücklich von Gott in den Geboten vom Sinai (3. Mose 18,7.8; 27,34) verboten war, sollte/n dann nicht auch die anderen Rechte und Satzungen bezüglich der blutsverwandtschaftlichen Beziehungen gehalten und darin gewandelt werden, z.B. das Verbot des Geschlechtsverkehrs (letztlich Heirat) mit einer Schwester? Ich denke ja!


    3. Mose 18,6f: „Kein Mensch soll sich irgendeiner seiner Blutsverwandten nahen, um ihre Blöße aufzudecken. Ich bin JHWH. Die Blöße deines Vaters und die Blöße deiner Mutter sollst du nicht aufdecken; sie ist deine Mutter, du sollst ihre Blöße nicht aufdecken. Die Blöße der Frau deines Vaters sollst du nicht aufdecken; es ist die Blöße deines Vaters. Die Blöße deiner Schwester, der Tochter deines Vaters, oder der Tochter deiner Mutter, daheim geboren oder draußen geboren - ihre Blöße sollst du nicht aufdecken. …“


    Grundsätzlich kann man sagen, und davon bin ich überzeugt, dass alle sittlich-moralisch-ethischen (inneren) Grundsätze aus dem AT (bzw. Gesetz, dass Gott den Kindern Israel gab) auch uns heute ohne Ausnahme gelten, denn der HERR selbst und der Heilige Geist greifen in den Evangelien, bzw. Briefen, auf viele zurück.
    Alle rituellen (äußeren) Vorschriften hingegen gelten heute nicht mehr, sondern müssen (zunächst) geistlich interpretiert werden (siehe bspw. 1. Korinther 9,9f; 10,1–-11; Galater 4,21-–31; Hebräer 7,1–3; 9,1-–14; 10,1), da wir nicht mehr unter dem Gesetz sind; und das wird uns ebenso an etlichen Stellen des NT bestätigt. (ich lasse mich gerne anhand der Bibel korrigieren)


    Wenn nun Abram seine Schwester Sarai, etwa 400 Jahre bevor das Gebot auf dem Sinai kam, zur Frau nahm, war es dann ein Verstoß gegen Gottes Vorschriften? Meiner Erkenntnis nach kann man diese Frage weder mit Ja noch mit Nein beantworten, wohingegen es (sogar) Gründe einer Billigung seitens Gottes für diese Ausübung gibt (siehe unten). Wir finden dazu keine explizite Aussage in Gottes Wort (man möge mich korrigieren), wohl aber, dass Inzest gehandhabt wurde (Nachkommen von Adam und Eva, Noah usw.).


    Gott hatte den damaligen Menschen wohl etliches offenbart, wobei uns nicht berichtet wird, wann und wie es geschah, z.B. „das Empfinden dafür“ auf welche Opfergaben Gott blickte und auf welche nicht, welche für ihn ein lieblicher Geruch waren und welche nicht (Kain und Abel, Noah, uva.), dass Scheidung von Schöpfung an nicht göttlich gewillt war, mit (k)einer Ausnahme (Matthäus 19,8; Markus 10,6 ) usw.
    Ob Gott ihnen also auch mitgeteilt hatte, dass sie keine Blutsverwandten heiraten sollten, wissen wir nicht.


    Gott hatte dem Menschen geboten fruchtbar zu sein, sich zu mehren und die Erde zu füllen (1. Mose 1,28 ). Ohne Inzest wäre diese Aufforderung, ja letztlich sogar der Wunsch Gottes, nicht zu erfüllen gewesen. Und ich bin mir auch sicher, dass Gott keinen anderen Weg des Vermehrens im Falle des nicht Eintretens des Sündenfalles gewählt hätte, denn er gehört zur Schöpfungsordnung und diese wurde vor dem Sündefall „festgelegt“.
    Allerdings waren bereits nach wenigen Generationen so viele Menschen auf der Erde, dass Geschwisterehen (ersten Grades, also inzestuös) nicht mehr notwendig waren und folglich von Gott verboten wurden. Warum?
    Werner Gitt schreibt auf eine verwandte Frage, dass mit dem Sündenfall nicht nur Tod und Leid in diese Welt kamen, sondern auch eine mit der Zeit stetig zunehmende Degeneration des ursprünglich sehr guten Erbgutes (zzt. Adams und Evas). Ab der Zeit des Mose, und das sind etwa 2500 Jahre später, verbietet Gott die Heirat in enger Verwandtschaft, weil die genetischen Fehler sich schädlich aufsummieren.


    Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen.


    Lieben Gruß,
    Michael

    Du möchtest die Bibel näher kennenlernen, weißt aber nicht recht wie du vorgehen sollst? Vielleicht kann dir dabei ein Fernbibelkurs Hilfe sein. Interesse? www.dasleben.info

    Einmal editiert, zuletzt von Michael ()

  • Hallo,
    ich möchte mich noch zu drei Sachen äußern.


    1) Michael hat bereits 1. Kor 5,1 angeführt, wo ein klarer Beleg aufgezeigt wird, dass die Gebote von 3. Mose 18 für uns Christen bindenden Charakter haben. Ich möchte zusätzlich zu dieser Stelle an das erste Apostelkonzil in Apg. 15 erinnern. Auslöser war die Zankerei über die Beschneidung, die einige von den gläubigen Nichtisraeliten forderten. Auf dem Konzil wurde diese Forderung verworfen, aber in V. 20 und 29 werden 3 Dinge angeführt, die auf jeden Fall gehalten werden sollten.
    1.) Enthaltsamkeit von Götzen bzw. Götzenopfern 2.) von Hurerei/Unzucht 3.) von Ersticktem/Blut.


    Hurerei im engeren Sinn von Ehebruch war längst bekannt, denn darüber hatte der Herr klar gesprochen, z.B. in Mt 5,28.32. Aber hier wird der Horizont um grundlegende ethische Normen erweitert, indem er sich auf die Satzungen Gottes von 3. Mose 18 bezieht. In ihnen wird auch der Ehebruch und Homosexualität V. 20.22 nebst den anderen Vorschriften gefunden. Für Israeliten war das bindend, aber auch für „den Fremdling, der bei ihnen war“. Nachdem Gott die Struktur der Familie klar gemacht hat, wurde der Inzest zur Sünde. Gott verbot ihn aus moralischen und biologischen Gründen, wobei die moralischen meistens viel gravierender sind. Dazu möchte ich hier einen Link setzen. Eine Frau, die von ihrem Vater mit ihrer Schwester gezeugt wurde, kümmert sich als persönlich Betroffene seit 10 Jahren um Inzestkinder. Wen es interessiert: www.melinaev.de


    2) Nicht mehr unter Gesetz … Richtig, wir leben im Zeitalter der Gnade. Gnade heißt aber nicht, Bahn frei für die moderne Aufgeklärtheit und sexuelle Selbstbestimmung. Im AT gibt es neben den 10 Geboten vom Sinai unzweideutige göttliche Gebote, die auch für uns gelten, denn sie werden im NT angeführt. Der Herr selbst hat die Autorität des AT bestätigt, z.B. in Mt 5,18 oder Joh 10,35 u.a. Stellen. Er war auch nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen.


    3) Zitat Christopher:

    Zitat

    Es ist ja so, dass gerade am Anfang der Menschheitsgeschichte es zwangsläufig eine ganze Menge Inzest gab. Und auch zu Zeiten, wo das nicht mehr notwenig war - ich denke an Abraham - heirateten Geschwister: Sarah war Abrahams Halbschwester.

    Zitat Michael:

    Zitat

    Wenn nun Abram seine Schwester Sarai, etwa 400 Jahre bevor das Gebot auf dem Sinai kam, zur Frau nahm, war es dann ein Verstoß gegen Gottes Vorschriften?


    Abram heiratete Sarai nicht erst, als Gott ihm erschienen war. Sie war schon seine Frau, als er Gott noch gar nicht kannte. Er wohnte mit ihr und anderen aus der Familie in Chaldäa und später in Mesopotamien. Abram war ein Götzenanbeter, und er tat mit dieser Heirat nichts anderes, als die „Weise der Nationen“, von denen Gott sein Volk auch durch die später gegebenen ethischen Vorschriften unterscheiden wollte. Ur und Haran waren sogar das Zentrum der Mondanbeter. Ist übrigens wertvoll, mal darüber nachzudenken, weshalb ausgerechnet Abraham der Stammvater des Volkes Israel wurde. :]


    Abschließend: Ich bin froh, dass es noch biblische Gebote gibt, die tatsächlich in unserem Staat Grundlage für Gesetze sind. Der Paragraph 173 weist allerdings trotzdem erhebliche „Freiheiten“ auf, über die ich den Kopf schüttel. Tatsache aber ist, dass Satan an allen verbliebenden Fundamenten rüttelt, damit alles im Chaos versinkt und Gottes Ordnungen auf den Kopf gestellt werden. Betr Homosexualität hat er es geschafft, den Begriff „wilde Ehe“ kennt keiner mehr, Abtreibung ist legalisiert … Auch Pädophilie wird gesellschaftsfähig werden, denn warum denn nicht Sex mit Minderjährigen?! Da ist doch nichts bei?? Eine Abschaffung des Inzest-Paragraphen wäre meines Erachtens der erste Schritt dazu. X(


    Als Christen sollten wir nicht auf die liberale und tolerante Schiene einer Gesellschaft geraten, die immer weniger Werte braucht und damit absolut wertlos wird. Was gegen Gottes Wort ist, darf uns nicht vereinnahmen und einlullen.
    Mann Leute, womit soll Salz gesalzen werden, wenn es geschmacklos und fade geworden ist? Es ist nur noch zum Zertreten gut … :(


    Lb. Gruß, Vroni.

  • Hi zusammen,


    vielen Dank erstmal für eure interessanten Antworten. Ich wollte auf die ein oder andere Sache aber nochmal eingehen.


    1.) Zu 1. Korinther 5: Ich habe diese Stelle bisher noch nie so verstanden. Ich hatte die Sünde, die dort beschrieben ist, immer als Sex außerhalb der Ehe verstanden. Sicherlich war in dem Fall eben noch die familiäre Beziehung vorhanden, es war nämlich Sex zwischen Stiefsohn und Stiefmutter. Ich bin mir allerdings nicht wirklich sicher, ob diese Beziehung das Problem war oder eben einfach die Sache an sich, denn außerehelicher Sex ist eben Sünde - ganz egal mit wem.


    2.) Michael schreibt:

    Zitat

    Grundsätzlich kann man sagen, und davon bin ich überzeugt, dass alle sittlich-moralisch-ethischen (inneren) Grundsätze aus dem AT (bzw. Gesetz, dass Gott den Kindern Israel gab) auch uns heute ohne Ausnahme gelten, denn der HERR selbst und der Heilige Geist greifen in den Evangelien, bzw. Briefen, auf viele zurück.


    Vroni schreibt:

    Zitat

    Im AT gibt es neben den 10 Geboten vom Sinai unzweideutige göttliche Gebote, die auch für uns gelten, denn sie werden im NT angeführt. Der Herr selbst hat die Autorität des AT bestätigt, z.B. in Mt 5,18 oder Joh 10,35 u.a. Stellen. Er war auch nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen.


    Ich habe damit so meine Probleme. Ich habe das schonmal so gelesen - das war in einem Buch, wo der Autor über Kleidung schrieb und auch so ähnlich argumentierte. Damals schon - ist bestimmt schon 3 Jahre her - habe ich das hinterfragt und bin eigentlich zum dem Schluss gekommen, dass wir das nicht machen können. Wir können nicht hergehen und die Gebote aus dem Gesetz nehmen, in zwei verschiedene Kategorien unterteilen (sittlich-moralisch und rituell), und dann die eine Hälfte halten. Wir sind dem Gesetz gestorben und es ist in keiner Weise unsere Lebensregel. Sicherlich gibt es eine Menge sittlich-moralisch-ethische Grundsätze, die Gott ganz generell hat, die er auch(!) im Gesetz erwähnt, aber die wir nicht halten sollen, weil sie im Gesetz stehen, sondern Gott zeigt sie uns in der Bibel außerhalb vom Gesetz.


    Dazu zwei Beispiele:
    1. Töten: In den 10 Geboten steht: "Du sollst nicht töten". Töten wir nun deshalb nicht, weil das in den 10 Geboten oder allgemein im Gesetz steht. Nein, absolut nicht. Gott zeigt uns in der Bibel, dass er das Menschenleben erschaffen hat, dass er jeden einzelnen Menschen lieb hat, und dass wir Menschen nicht zu hassen haben, sondern uns untereinander zu lieben. Deshalb töten wir nicht.
    2. Hurerei: Im Gesetz gibt es eine Menge an Regeln, die Hurerei verbieten. Bezeichnen wir Hurerei deshalb als Sünde? Nein, absolut nicht. Gott zeigt uns in seinem Wort, wie er die Ehe einsetzt und dass "Ein-Fleisch-werden" (1.Mose 2) eben in den Rahmen der Ehe gehört. Deshalb ist Sex außerhalb der Ehe Sünde.


    Deshalb, um zurück zum Thema zu kehren: Wäre Inzest nur und absolut ausschließlich im Gesetz verboten und es gäbe in der Bibel keinerlei Hinweise darauf, dass Gott etwas dagegen hat, dann ist Inzest heute erlaubt. Dazu auch ein Vergleich: In 5.Mose 22,11 sagt Gott im Gesetz: "Du sollst nicht Zeug von verschiedenartigem Stoffe anziehen, Wolle und Leinen zusammen." Für diese Vorschrift, gibt es nun außerhalb vom Gesetz keinen Hinweis. Deshalb kann ich sehr wohl "Zeug von verschiedenartigem Stoff" anziehen.


    Fazit: Wenn ich nun diese beiden Punkte zusammennehme, dann muss ich leider sagen, dass ich nicht wirklich etwas in der Hand habe, um Inzest für die heutige Zeit als verkehrt dazustellen. Bitte! Ich möchte nicht falsch verstanden werden! Ich selbst habe allein vom Empfinden her mit Inzest ein Problem, aber ich sehe auch ein Problem darin es biblisch zu begründen und es dann letztendlich auch einem Ungläubigen zu erklären.
    Gut, 1.Korinther 5 wäre ein Ansatz, aber wie ich oben gezeigt habe, bin ich mir nicht so sicher, ob die eigentliche Sünde Inzest ist.


    Noch etwas zu Abraham: Vroni, du schreibst quasi, dass Abraham Sara bevor er gläubig wurde heiratete. Hier frage ich mich aber, ob das ein Argument ist. Ja, ich weiß, Gott hasst Scheidung, aber wenn es eine grobe Sünde damals war, dass sie geheiratet haben, dann war es auch eine Sünde, wenn sie nachdem sie gläubig wurden, zusammen lebten, denn es blieb Inzest.


    Viele Grüße
    Christopher

    Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um damit zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.
    (Jim Elliot, Missionar)

  • Hallo. Christopher!


    Ich will mal versuchen, deinen letzten Beitrag etwas aufzuteilen, weil es sonst zu lang wird und das Lesen ermüdet.
    Zunächst zum Inzest im Blick auf 1. Korinther 5.


    Zitat

    * Zu 1. Korinther 5: Ich habe diese Stelle bisher noch nie so verstanden. Ich hatte die Sünde, die dort beschrieben ist, immer als Sex außerhalb der Ehe verstanden. Sicherlich war in dem Fall eben noch die familiäre Beziehung vorhanden, es war nämlich Sex zwischen Stiefsohn und Stiefmutter. Ich bin mir allerdings nicht wirklich sicher, ob diese Beziehung das Problem war oder eben einfach die Sache an sich, denn außerehelicher Sex ist eben Sünde - ganz egal mit wem.
    * Deshalb, um zurück zum Thema zu kehren: Wäre Inzest nur und absolut ausschließlich im Gesetz verboten und es gäbe in der Bibel keinerlei Hinweise darauf, dass Gott etwas dagegen hat, dann ist Inzest heute erlaubt. * Fazit: Wenn ich nun diese beiden Punkte zusammennehme, dann muss ich leider sagen, dass ich nicht wirklich etwas in der Hand habe, um Inzest für die heutige Zeit als verkehrt dazustellen. Bitte! Ich möchte nicht falsch verstanden werden! Ich selbst habe allein vom Empfinden her mit Inzest ein Problem, aber ich sehe auch ein Problem darin es biblisch zu begründen und es dann letztendlich auch einem Ungläubigen zu erklären.
    Gut, 1.Korinther 5 wäre ein Ansatz, aber wie ich oben gezeigt habe, bin ich mir nicht so sicher, ob die eigentliche Sünde Inzest ist.


    Vergleichen wir mal die Korintherstelle mit dem Inzestverbot.


    1. Korinther 5, 1: „… dass Hurerei unter euch ist … dass einer seines Vaters Frau hat.“


    3. Mose 18, 8: „Die Blöße der Frau deines Vaters sollst du nicht aufdecken; …“ (wird in Kap 20,11 wiederholt)


    Der gleiche Wortlaut. In 3. Mose 18 wird in Vers 7 zunächst von der Mutter gesprochen, in Vers 8 dann von der Frau des Vaters. Das ist nicht eine doppelte Erwähnung der leiblichen Mutter, wozu auch? Die zweite Erwähnung kann also nur eine Stiefmutter meinen.
    Deine Annahme im Fall der Korinther ist also richtig. Da die „Frau des Vaters“ = Stiefmutter der Kinder aber auch im Inzestverbot in 3. Mose aufgeführt wird, wird dadurch Inzest auch im NT in 1. Kor. 5 klar als Sünde definiert. In dem Fall war es sogar doppelte Sünde, nämlich Ehebruch und Inzest, bezeichnet als „Hurerei“.


    Wenn es den Sündenfall nicht gegeben hätte, wäre dieses Inzestgebot wohl nie ausgesprochen worden. Denn alles war „sehr gut“ von Gott erschaffen, auch die Gene der Menschen waren vollkommen. Da aber durch den Sündenfall die Gene degenerierten/mutierten, wurde das Gesetz von Gott zum Schutz der Menschen gegeben. Es ist ja leider eine Tatsache, dass durch Inzest z. B. schwachsinnige Kinder gezeugt werden. Bei dem Paar, von dem die Presse berichtet, ist das ja auch der Fall.
    Aus meinem persönlichen Umfeld kann ich dazu auch etwas anführen. Von einer ländlichen Ecke unseres Stadtteils ist bekannt, dass unter den dort ansässigen Bauern vermehrt Inzest getrieben wurde, um die Höfe beieinander zu halten. Ich kenne von dort 2 Frauen persönlich, bei deren Nachwuchs der Inzest schlimme Folgen hatte. Beide haben 5 Kinder. Von der einen Frau war ein Kind in der Lage, eine Ausbildung zu machen. Eines macht Handlangerdienste. 3 sind so schwer geistig behindert, dass sie in einem Heim leben müssen. Ich war von Kind an häufiger mal in dieser Familie und weiß, was das für ein Sorgenelend mit den Kindern war/ist. Die Ärzte haben klar gesagt, dass die betriebenen Inzeste die Gene so sehr geschädigt haben, dass die Kinder die Leidtragenden sind.

    Deshalb bin ich dankbar, dass Gott dieses Gesetz erlassen hat und es bis jetzt in unserer Gesetzgebung verankert ist. Und ich betone noch einmal, wie traurig das ist, wenn „aufgeklärte“ Menschen meinen, sie wüssten es besser als Gott und daher diese Gesetze ändern wollen. Wir sollten uns als Christen klar davon distanzieren.


    Ich hoffe, dass du meine "Beweisführung" nachvollziehen kannst und damit etwas „in der Hand hast“, um vor Anderen argumentieren zu können, warum das Inzestverbot nicht aufgehoben/ungültig ist, sondern noch heute für uns gilt.


    Zitat

    Noch etwas zu Abraham: Vroni, du schreibst quasi, dass Abraham Sara bevor er gläubig wurde heiratete. Hier frage ich mich aber, ob das ein Argument ist. Ja, ich weiß, Gott hasst Scheidung, aber wenn es eine grobe Sünde damals war, dass sie geheiratet haben, dann war es auch eine Sünde, wenn sie nachdem sie gläubig wurden, zusammen lebten, denn es blieb Inzest.


    Nein, keine Inzestsünde, denn zu Abrahams Zeiten hatte Gott dieses Gebot doch noch gar nicht gegeben, Christopher. Das geschah erst in der Gesetzgebung am Sinai.
    Abraham wurde so 2.166 vor Chr. geboren, und das Volk Israel zog 1.446 v. Chr. aus Ägypten aus. Da liegen also rund 700 Jahre zwischen, und Abraham war längst gestorben, als Gott dem Volk Israel das Inzestverbot gab.


    Übrigens interessant, dabei auch an Isaak und Rebekka zu denken. Mal schauen: Isaak war Abrahams Sohn. Rebekka war die Tochter von Abrahams Neffen Bethuel, gleichzeitig also die Tochter von Isaaks Cousin.
    Jakob war Isaaks Sohn und heiratete Lea und Rahel, die die Nichten von Rebekka waren, da Laban ihr Bruder war … Uff, Verwirrung komplett? :DAlles schön in einer Familie, weil eben kein Inzestverbot zu der Zeit nötig war, da die Gene da noch in Ordnung waren. Moses lebte 6 Generationen nach Abraham, war also sein UrUrUrUrUr-Enkelkind ... bo ey. Hab ich richtig gerechnet? ;)


    Das war ein langes Werk, deshalb zu den Gesetzen/10 Geboten einen neuen Beitrag.


    Lieben Gruß von Vroni.:]

  • Hallo, Christopher!


    Zu der Gesetzgebung am Sinai … Ich habe den Eindruck, dass du meine Aussagen missverstanden hast, weil ich mich nicht klar und vor allem umfassend ausgedrückt habe. Sorry, ich habe einfach vorausgesetzt, dass du weißt, von welcher Basis ich ausgehe. Da aber ja auch andere User lesen, ist es gut, wenn wir noch einmal grundsätzlich darüber schreiben.


    Du schriebst:

    Zitat

    Wir sind dem Gesetz gestorben und es ist in keiner Weise unsere Lebensregel. Sicherlich gibt es eine Menge sittlich-moralisch-ethische Grundsätze, die Gott ganz generell hat, die er auch(!) im Gesetz erwähnt, aber die wir nicht halten sollen, weil sie im Gesetz stehen, sondern Gott zeigt sie uns in der Bibel außerhalb vom Gesetz.


    Deiner Aussage kann ich nur zustimmen, ich habe keine andere Meinung dazu. Ein paar Verse aus Gottes Wort:


    „Denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ Joh 1, 17


    „… ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade.“ Rö 6,14


    „Denn Christus ist das Ende des Gesetzes, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit.“ Rö 10,4


    Es ist völlig klar, dass ein Christ nicht das alttestamentliche Gesetz in dem Sinne zu seiner Lebensregel macht, um dadurch vor Gott gerecht zu werden. Das ist sowieso unmöglich, denn kein Mensch konnte es halten. Es zeigte ihm nur, was Sünde war und dass er in den Augen Gottes ein verlorener Sünder war. Nur einer konnte es in allen Stücken halten, das war unser sündloser Herr, der uns durch seinen Sühnetod von dem Fluch des Gesetzes freigekauft hat.
    ---------
    Zu dem, was das Gesetz für uns heute unter der Gnade „bedeuten“ soll, auch einige Bibelstellen:


    „Seid niemand etwas schuldig, als nur einander zu lieben; denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn das: „Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren“, und wenn es irgendein anderes Gebot gibt, ist in diesem Wort zusammengefasst: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe die Summe des Gesetzes.“ Rö 13, 8-10


    „Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder; nur gebraucht nicht die Freiheit zu einem Anlass für das Fleisch, sondern durch die Liebe dienet einander. Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Gal 5, 13.14


    Wir haben also sinngemäß 2 Gebote durch den Herrn selbst (Mt 22, 37-40; Joh 13,34 u.a.), in deren Umsetzung wir die 10 Gebote vom Sinai „mithalten“. Aber es sind eben keine Vorschriften mehr, sondern wir dürfen sie als Kinder Gottes freiwillig unter seiner Gnade und mit der Liebe, die Gott selbst in unsere Herzen ausgegossen hat (Rö 5,5) tun, weil wir unseren Herrn lieben.
    ------------------------------
    Du schriebst:

    Zitat

    Wir können nicht hergehen und die Gebote aus dem Gesetz nehmen, in zwei verschiedene Kategorien unterteilen (sittlich-moralisch und rituell), und dann die eine Hälfte halten.


    Was rituelle Anweisungen anbelangt … Ich denke, die sollten ausschließlich nur auf den Herrn hinweisen. Durch sein Kommen sind sie aber alle hinfällig geworden, da erfüllt. Also gelten sie auch nicht mehr für uns.


    „… die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist des Christus.“ Kol 2, 17


    Ich schrieb:

    Zitat

    m AT gibt es neben den 10 Geboten vom Sinai unzweideutige göttliche Gebote, die auch für uns gelten, denn sie werden im NT angeführt.


    ...werden im NT angeführt. (Aber auch nicht als ein halten müssen, um vor Gott gerecht zu werden, denn wir sind gerechtfertigt!)
    Beim 1. Apostelkonzil wurde wegen der Beschneidung überlegt, wenn einer sich bekehrte, aber kein Jude war. Das wurde fallengelassen, aber es wurde beschlossen, dass sich die Nationen vom Blut, Ersticktem und von Hurerei enthalten sollten. Bei der Hurerei müssen die Inzest-Regeln, Homosexualität und was da noch angeführt wird, enthalten sein, denn Ehebruch als solches war hinlänglich schon durch die Reden des Herrn bekannt. (schon erwähnt) Aber das z.B. Ehebruch mit dem Tod bestraft wurde, wurde durch die Gnade hinfällig, wie die Begegnung mit der Ehebrecherin und dem Herrn klar beweist.


    Was übrigens die 2 verschiedenen Stoffe anbelangt, die du anführst … Ich finde eine Unterweisung dazu nirgends im NT, deshalb trage ich munter Kleidungsstücke, die diese Norm nicht erfüllen.
    Wenn ich jetzt so überlege, fällt mir grad auch nichts ein, was wir als Gebot nehmen und wo die Anweisung sich nur im AT findet. Ich lasse mich aber gerne berichtigen, fällt dir etwas ein?


    Lieben Gruß, Vroni :]

  • Lieber Christopher,


    wäre dann deiner Interpretation nach heute auch Pädophilie, Sodomie etc. erlaubt? Wenn du konsequent wärst, müsstest du diese Aussage bejahen, denn im weiteren Verlauf des Textes in 3. Mose 18 wird auch das verboten.


    Wir haben bisher gesehen, dass wir bezüglich der Geltung des Gesetzes in unseren Tagen weitestgehend konform gehen: Es gilt heute nicht mehr! (Röm. 6,14; Gal. 3,17.19.24; Eph. 2,15; Kol. 2,14)


    Wenn ich oben schrieb, „dass alle sittlich-moralisch-ethischen (inneren) Grundsätze aus dem AT (bzw. Gesetz, dass Gott den Kindern Israel gab) auch uns heute ohne Ausnahme gelten“, dann habe ich mich anscheinend ein bisschen unglücklich ausgedrückt.
    Im Gesetz selbst und Neuen Testament auch wird nämlich keine Trennung zwischen Geboten mit moralischem und zeremoniellem Charakter gemacht. Zwar lassen sie sich in diesen zwei Gruppen führen, grundsätzlich haben sie aber keine Bedeutung mehr für uns, da das System des Gesetzes als Ganzes der Vergangenheit angehört. Soweit klar.


    Auch wenn diese moralischen Vorschriften heute aus der Sicht der Gnade nicht mehr gelten, so denke ich doch, dass sie uns einen guten Rahmen geben, Dinge zu sehen und zu beurteilen, wie Gott es tut. Und weil sie im Neuen Testament aufgegriffen werden, ist dieser Rückschluss IMHO nicht verkehrt, solange wir sie auf der Grundlage der Gnade und aus Liebe zu unserem HERRN Jesus tun und bewahren.


    Ergänzend zu Vronis Beiträgen, möchte ich noch auf die im Grundtext verwendeten Begriffe hinweisen, die die Aussagen Vronis und meiner bestätigen (siehe oben). Auch ohne Verweis auf den griech. Grundtext ist die Tatsache aus 1. Korinther 5 im Zusammenspiel mit 3. Mose 18, die Vroni und ich anführten, das beste Argument dafür, dass Inzest auch heute, in der Zeit der Gnade, von Gott unerwünscht ist.


    Zu den verwendeten Begriffen gehören: Hurerei, Ehebruch, Unzucht, Knabenschänder, ggf. weitere. Im griechischen Grundtext stehen dafür die Ausdrücke: porneia, moicheia, aselgeia, arsenokoits. Die Ausdrücke kommen an folgenden und etlichen anderen Stellen des NT vor:


    Mt. 5,32; 19,9: „Ich aber sage euch: Wer irgend seine Frau entlassen wird, außer auf Grund von Hurerei, macht, dass sie Ehebruch begeht; und wer irgend eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.“


    Mt. 15,19/Mk. 7,22: „Denn aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästerungen;“


    Röm 13,13: „Lasst uns anständig wandeln wie am Tag; nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid;“


    1. Tim 1,10: „Hurer, Knabenschänder, Menschenräuber, Lügner, Meineidige, und wenn etwas anderes der gesunden Lehre zuwider ist,“


    Schauen wir uns nun an, was die Ausdrücke im Einzelnen bedeuten:


    porneia
    Von Porneuo (G4203); Hurerei (darunter Ehebruch und Inzest); bildlich Götzendienst: - Unzucht.


    Porneuo (G4203)
    Von Porne (G4204); auf Hure machen, als Hure auftreten, sich wie eine Hure benehmen, das heißt, (buchstäblich) sich rechtswidrig der Lust hingeben (beiderlei Geschlechts), oder (bildlich) Götzendienst praktizieren: - ehebrechen (Unzucht).


    Porne (G4204)
    Feminine von Pornos (G4205), eine Dirne (Prostituierte); bildlich ein Götzendiener: - Dirne, Hure.


    Pornos (G4205)
    Von perne mi (zu verkaufen; ähnlich der Basis von G4097), eine (männliche) Prostituierte (wie käuflich), das heißt, (analog) debauchee (Lüstling): - Hurenbock, Freidenker, Freigeist.
    trivial


    moicheia
    Von Moichos (G3432); Ehebruch zu verpflichten: - Ehebruch.


    Moichos (G3432)
    Vielleicht ein primäres Wort, eine Geliebte (männlich); bildlich Abtrünnige: - Ehebrecher.


    aselgeia
    Aus einer Verbindung von G1 (als negative Teilchen) und einem vermuteten selge s (der unsicheren Ableitung, sondern scheinbar Sinne Kontinent); Liederlichkeit (manchmal auch anderen Lastern): - dreckig/schmutzig, Wollust, Wollust.


    arsenokoits
    Aus G730 und G2845, ein Homosexueller: - der Täter (das Ergebnis) selbst mit den Menschen.


    (Quelle der Strongs: e-Sword (frei übersetzt))


    Ich denke, die Ausdrücke sprechen für sich und müssen nicht weiter erläutert werden.


    Du darfst gerne so frei sein und auf die Beiträge eingehen.


    Liebe Grüße,
    Michael

    Du möchtest die Bibel näher kennenlernen, weißt aber nicht recht wie du vorgehen sollst? Vielleicht kann dir dabei ein Fernbibelkurs Hilfe sein. Interesse? www.dasleben.info

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!