Keine Bibel - kein Frühstück

... ich wollt doch schon sagen...: Auf das Frühstück könnte ich doch noch verzichten

Aber das was Vroni anspricht, kann man das nicht mit Fasten gleichsetzten? Fasten im Sinne, ich verzichte auf etwas (z.B. PC), um mehr Zeit für den HERRN zu haben. Das hatten wir vor nicht langer Zeit mittwochs in der Wortbetrachtung behandelt. Da möchte ich doch gerne die Frage weitergeben: Fasten, inwieweit ist das für uns heute noch "aktuell"? Ich habe gehört, manche sind strikt "dagegen", andere "dafür"... was meint ihr?

Liebe Grüße, Damaris

....zum Fasten hätte ich ma ne frage...
Warum fastet man eigentlich?? ISt es denn dazu da, dass man dem Herrn zeigen möchte, wenn man um etwas sehr doll betet, das man es wirklich ernst meint oder gibt es eine Stelle in der Bibel, wo das irgendwie gesagt wird, dass der Herr das Gebet dann eher erhören wird oder so?

Wäre echt lieb wenn mir jemand die Frage beantworten könnte.

Liebe Grüße

Hi,

zu euren Fragen zum Fasten zitiere ich einen aufschlussreichen Artikel von Benedikt Peters zu ebendieser Frage. Aufgrund der Kompaktheit erspare ich mir eine Zusammenfassung.

Zitat

Im Alten Testament wird zwar öfter von Fasten gesprochen, aber, und das mag zunächst erstaunen, es wird vom Gesetz nur in einem Zusammenhang andeutungsweise vorgeschrieben. Wir lesen einzig zum großen Versöhnungstag, dass man «die Seele kasteien» sollte, womit wahrscheinlich auch Fasten gemeint war (vgl. Ps. 35,13).

Verschiedentlich fastete das Volk aus freier Entscheidung als Zeichen der Demütigung vor Gott. Das wäre der Sinn des Fastens am Versöhnungstag, dem großen Buß- und Bekenntnistag Israels. (s. auch 1. Sam. 7,6; 1. Kön. 21,27), oder aber um sich vor entscheidenden Ereignissen besonders auf Gott auszurichten und von ihm alles zu erwarten (Esth. 4,3.16).

Sodann konnte Fasten ganz einfach Ausdruck des Schmerzes sein, etwa beim Tod einer geliebten Person (1. Sam. 31,13). Wir lesen, dass Könige ein allgemeines Fasten ausrufen konnten (2. Chr. 20,3), oder dass Propheten das Volk zum Fasten aufforderten (Joel 1,14).

Das verdeutlicht, dass das Fasten meistens eine spontane, nicht gesetzlich geregelte Angelegenheit war. Bereits in alttestamentlicher Zeit beginnt sich aber abzuzeichnen, dass das Fasten immer mehr institutionalisiert wurde, wie wir dem nachexilischen Propheten Sacharja entnehmen können (Kap. 7,3.5 und 8,19). Wir lesen bei ihm bereits von vier regulären Fastentagen. Von diesen zunächst jährlich vier abgehaltenen Fastentagen kamen die Pharisäer der Zeit Jesu schließlich auf wöchentlich zwei (Luk. 18,12)! Mit zunehmender Gesetzlichkeit wurde es damit auch zunehmend zu einer Sache religiöser Eitelkeit (Matth. 6,16).

Wie oft und zu welchem Zweck die Johannesjünger fasteten, und ob wir von ihnen darauf schließen dürfen, dass Fasten «zum alltäglichen Glaubensleben» gehörte, weiß ich nicht. Die Bibel sagt uns dazu nichts. Auf alle Fälle müssen wir auf dem Hintergrund sowohl der alttestamentlichen Hinweise als auch der pharisäischen Gepflogenheiten zum Fasten die Antwort Jesu an die diesbezüglich fragenden Johannesjünger verstehen: «Niemand aber näht einen Flicken von neuem Tuch auf ein altes Kleid» (Mark. 2,21). Damit wollte der Herr sagen, dass der durch ihn eingeführte Neue Bund (das «neue Tuch») im Gegensatz zum Alten Bund «alten Kleid» und erst recht im Gegensatz zum Judentum seiner Tage keinerlei Vorschriften zum Fasten kennen würde.

So viel ist also klar: Das Neue Testament kennt keine Verordnungen zum Fasten. Aber wir dürfen sicher auch weiter fragen, ob der Herr meinte, seine Jünger würden in der Zeit seiner Abwesenheit (Mark. 2,20) fasten im Sinne von Enthalten von Essen und Trinken. Müssen wir fasten nicht viel allgemeiner fassen? Nämlich als ein Verzichten auf Annehmlichkeiten, um sich umso konzentrierter dem Werk des Herrn widmen zu können? Oder als ein Ausdruck der Sehnsucht nach dem Herrn, so wie Paulus in 2. Korinther 5,6-8 sagt: «Wir möchten lieber ausheimisch vom Leib und einheimisch beim Herrn sein»?

Neben den bereits erwähnten Evangelien spricht nur noch die Apostelgeschichte von Fasten. Wir lesen, dass die Christen in Antiochien fasteten, als der Heilige Geist Saulus und Barnabas zum Dienst aussonderte (13,2.3), und dass die Apostel einmal fasteten, bevor sie in einer Stadt Älteste einsetzten (14,23). Man bekommt den Eindruck, dass es eine außergewöhnliche Sache war, dies umso mehr, als im Zusammenhang mit den dramatischen Ereignissen in den vorangegangenen Kapiteln der Apostelgeschichte von Fasten nie die Rede ist, nicht einmal dort, wo Jakobus enthauptet worden ist und Petrus im Gefängnis auf seine Hinrichtung wartet (Kap. 12).

Auch bei der Dämonenaustreibung in Apostelgeschichte 16 steht nichts von Fasten, weshalb es auch sehr fraglich ist, ob wir von Matthäus 17,14-21 her annehmen müssen, ohne Fasten könnten keine Dämonen ausgetrieben werden.

Mir scheint vielmehr, dass Jesus den Jüngern sagen wollte: «Gegenüber der Macht Satans seid ihr machtlos. Ihr müsst euch vollständig auf Gott werfen, euch vollständig von ihm abhängig machen, wenn er vor euch weichen soll.» Gebet ist der Ausdruck der vollständigen Hilflosigkeit und der umso bedingungsloseren Abhängig von Gott.

Auf alle Fälle können wir durch Fasten unsere Gebete nicht «erhörlicher» machen. Wir können Gott durch nichts umstimmen. Das wäre eine gänzlich heidnische Vorstellung, die uns an jene Männer erinnert, die mit ihrem Gelübde, nichts mehr zu essen und zu trinken, den Tod des ihnen verhassten Paulus erzwingen wollten (Apg. 23,12).

Zu Matthäus 17 kommt noch der Umstand, dass der Vers 21 wahrscheinlich nicht in den Text gehört. Auf alle Fälle fehlt dieser Vers in den besten Handschriften, weshalb in den neueren Auflagen des griechischen Neuen Testaments der Vers nur im so genannten textkritischen Apparat, also als Fußnote, aufgeführt ist.

In den Lehrbriefen finden wir ebenfalls keine Anweisungen zum Fasten. Wenn Paulus in 2. Korinther 6,5 und 11,27 sagt, dass er oft «In Fasten» war, dann war das oft wohl genauso unfreiwillig wie die anderen im gleichen Zusammenhang genannten Dinge wie «Streiche, Gefängnisse, Aufstände, Kälte und Blöße». Mit anderen Worten: Paulus musste umständehalber auf seinen langen Reisen oft hungern. In Matthäus 15,32 wird das Wort «fasten» auch so gebraucht, wenn der Herr sagt, dass er eine hungernde Volksmenge nicht als Fastende entlassen will, wie es im Griechischen wörtlich heißt (nästeis).

Zusammenfassend wollen wir festhalten: Das Neue Testament gibt seinem Wesen entsprechend «eine volle Freiheit vom, aber auch zum Fasten» (F. Rienecker, «Lexikon zur Bibel»).

(bp)

Quelle: Benedikt Peters und Bruno Schwengeler, 3 x 100 Fragen zur Bibel, Schwengeler, Berneck 2003, S. 230-232

Alles anzeigen

Liebe Grüße,
Michael

Hallo,
Danke für diesen hilfreichen Artikel. Er bestätigte das, was in der Wortbetrachtung vor einigen Wochen erläutert wurde. Zum besseren Verständnis wurde eine passende Stelle aus 1. Korinther 7,5 hinzugenommen:

Zitat

Entziehet euch einander nicht, es sei denn etwa nach Übereinkunft eine Zeitlang, auf daß ihr zum Beten Muße habet; und kommet wieder zusammen, auf daß der Satan euch nicht versuche wegen eurer Unenthaltsamkeit.

Einen schönen Abend, Damaris