Fundamentalismus muss nichts mit Gewalt zu tun haben.
Der Glaube beruht auf der Grundlage einer absoluten Wahrheit, also einer Letztbegründung, zum Beispiel der Bibel.
Die, die ich als Fundamentalisten anspreche, sind also diejenigen unter euch, die in der Bibel das unfehlbare Wort Gottes sehen und ihr Leben nach einer wortgetreuen Auslegung richten.
Wie kommt man darauf, die Wahrheit in einem zweitausend Jahre alten Buch zu suchen und woher nimmt man die Gewissheit, dass es das Wort Gottes ist? Weil es in der Bibel steht? Zirkelschluss...
Irgendeinen überzeugenden Grund muss es haben, die eigene Autonomie und Entscheidungskraft aufzugeben und das Leben nach strikten, scheinbar göttlichen Maßstäben auszurichten.
Einen Grund, der überzeugend genug ist, gibt es meiner Ansicht nach nicht. Vielmehr sehe ich lauter Menschen die in fast kindlicher Angst vor ihrer eigenen Verantwortung fliehen und Schutz in einer einfachen, strukturierten, geregelten Welt suchen. Der einfachere Weg durchs Leben ist der, der mir all die schweren Entscheidungen abnimmt. Auf dem die einzige Schwierigkeit die ist, eine passende Stelle im Fundament meines Glaubens zu finden, die mir sagt was ich tun muss.
Aus Angst selbst zu denken, überlässt man es gänzlich einem anderen; einem Menschen, einer Ideologie oder einem Buch.
Hat man einen Gewissenskonflikt, sucht man einfach eine passende Stelle aus der Bibel hinter der man sich verstecken kann und nennt das dann Gottes Willen.
Man kann zu jedem Thema seine Meinung haben, man darf sich aber nicht anmaßen, damit für Gott sprechen zu wollen.
Eine - das lässt sich kaum abstreiten - ganz schön kleine, einfache Welt ist das, in der die Wahrheit auf dem Schreibtisch zu finden ist.
Mfg Johannes