Schuld oder nicht?

  • Also:


    Ein Mensch (Teeny vielleicht, kann aber auch jeder andere sein) hat was gemacht (z.B. ein Auto beschädigt, so dass es nicht mehr fahrbereit ist und repariert werden muss), aber nur, weil jemand anderes vorher ein Versprechen nicht eingehalten hat. Hat der Mensch jetzt die Schuld und muss den Schaden zahlen, oder der erste, der sein Versprechen nicht eingehalten hat?

  • Ist das eine juristische Frage ? Wenn ja, dann ist der z.B. Teeny für den z.B. Schaden am PKW verantwortlich.


    Grüße


    Kai

  • Hallo Kai,


    die Frage ist vielschichtig - sowohl als auch.


    Also erstmal danke für die klare (juristische) Antwort.
    Dann bezieht sich die Frage aber auch auf die Beziehung zwischen z.B. Mutter oder Vater - Kind (Teeny).
    Konkret: Der Teeny ist nur mitgefahren, weil vorher klargestellt wurde, dass ein bestimmter Radiosender ausgeschaltet bliebe. Es wurde aber nicht explizit vereinbart, ob diese Vereinbarung auch für die Rückfahrt gelten würde.
    Auf selbiger wurde dann der Sender eingeschaltet, der Teeny plädierte auf Lüge und Vertrauensburch etc.
    Es kam zu eienm Handgemenge, während dessen immer wieder der jeweilig bevorzugte Sender eingeschaltet wurde.


    Daraufhin wurde ein unvorhergesehender Zwischenhalt bei Verwandten gemacht. Der Teeny blieb im Auto und beschädigte selbiges (wenn auch wohl nicht so beabsichtigt). Das Auto musste in die Werkstatt.


    Der Teeny steht auf dem Standpunkt: Da du ja unehrlich/unredlich warst, und die Vereinbarung nicht eingehalten hast, bist du es selber schuld, denn wenn du das Radio ausgeschaltet gelassen hättest, wäre ja gar nichts geschehen.


    Eine ziemliche Zwickmühle, oder?


    Gruß mikros

  • Um so länger ich jetzt über deine Frage nachdenke, desto "komischer" kommt mir diese ganze Situation vor^^ Wir Menschen sind manchmal echt eigenartig =)
    Ich weiss, dass ich von einem Teenie kein "normales" Verhalten erwarten kann aber ich denke bestimmt von den Eltern ( wer die in diesem Fall auch sein mögen ;) )


    Wenn die Eltern in diesem Fall wissen, dass das Anschalten des, wie ich meine, "Oldie-Senders" zu Unfrieden im Auto führt, verstehe ich nicht, warum ewachsene Menschen (Christen?) auf ihr Recht pochen müssen, was sollte man dem Teenie dadurch beweisen?? Wenn man sich nicht auf einen Sender einigen kann, bleibt das Radio einfach aus. Inwiefern das Kind dadurch zum "Zorn gereizt wurde", kann ich nicht beurteilen, jedenfalls haben sich die Eltern nicht gerade weise verhalten und sollten wissen, dass dies ungewollte Gefühlsschwankungen bei dem Kind auslöst... was natürlich kein Grund ist etwas kaputt zu machen.


    Was Schuld und Schadensausgleich angetrifft, denke ich dass von beiden Seiten nicht richtig gehandelt wurde.

  • Ich sehe das wohl ähnlich wie lakost. Keine Ahung was die Erziehungsberechtigen dazu getrieben hat einen Konflikt zu provozieren...


    ABER : Ich kann auf die Raektion die dieser Teeny wohl zeigt überhaupt nicht. Auch Unrecht ist keine Legitimation für eigenes Unrecht !


    In der politischen und öffentlichen Debatte wird genau das debatiert, meistens aber mit "verständnis Pädagogik".


    Nehmen wir doch z.B. die Ermordung von Christen im Jemen. Da war sich die öffentliche Meinung einig : Hätten die Christen nicht missioniert wären sie nicht ermordet worden - selber schuld !
    Oder der tapfere Palästinenser der eine israelische Disco in die Luft jagt. Ja, der Arme wurde ja unterdrückt, da kann man doch verstehen das er Jugentliche am Samstagabend töten muss....


    Ja - es gibt Ursachen für Kriminalität, und für Kriege und für Terror. Und ja, die Welt ist nicht gerecht ! Und es ist auch richtig und wichtig sich mit den Motiven der Täter zu befassen - die eigentliche URSACHE ist aber ALLEIN die Entscheidung des Betroffenen. ICH trage die Verantwortung für MEIN Tun !
    Dieses "...der hat aber ..." ist Kindergartenniveau, und ich weiß wovon ich schreibe. Und was bei einem fünf Jährigen nachvollziehbar ist, sollte für einen 15 Jährigen kein Thema mehr sein. Erwachsen zu werden bedeutet nicht nur mehr Rechte, sondern auch mehr Pflichten / Verantwortung !!!


    Sorry für die vielen Ausrufezeichen - aber dieses Thema steht bei mir sehr weit oben auf der Agenda ;)


    Grüße


    Kai

  • Im Großen und Ganzen gebe ich Kai völlig Recht und kann mich seinen Ausführungen voll und ganz anschließen.


    Finde es nicht korrekt, wenn man eigenes Fehlverhalten dadurch rechtfertigt (oder es zumindestens versucht), dass man auf die Fehler von anderen Menschen zeigt. "Ich habe nur so gehandelt, weil Du mich entspreched provoziert hast."


    Es ist klar, dass unsere Reaktion oft eine Antwort auf eine Aktion des Anderen ist (Aktion = Reaktion). Aber trotzdem bin ich voll und ganz für mein Handeln selbst verantwortlich. Auch wenn mir Unrecht widerfährt, wenn ich unfair behandelt werde, kann ich mich nicht "gehen lassen". Und wie das so häufig bei Konflikten ist - eine Seite ist nie alleine schuld.


    Möchte ein Zitat aus Hebräer 10:24 aufführen: "... und laßt uns aufeinander achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken..."

    "Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch — Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme."


    Epheser 2:8+9

  • Wobei -


    ich frage mich bei eurer Argumentation, dass auch der Erwachsene sich schuldig gemacht hätte, doch recht heftig:


    Habe ich als Erwachsener Mensch nicht das Recht, in meinem PKW zu schalten wie ich will?
    Also auch nach Belieben das Radio einzuschalten?
    Für mich galt die Abmachung nur für die Hinfahrt. Gut - der Jugendliche war darob empört - aber kann er deshalb einfach meine Hand vom Radio wegschieben und seinen Sender einschalten??? Und das wiederholt???


    Nachdem er argumentiert hatte, die Abmachung würde selbstverständlich auch für die Rückfahrt gelten (warum eigentlich, und wieso muss ich mir das überhaupt gefallen lassen - würde er das andersherum tun??) , hatte ich gedacht, ich mache nur mal kurz an, höre eben die Nachrichten und höre noch kurz rein und frage ihn, ob er die Musik nicht vielleicht doch aushalten kann - aber dazu ließ er es gar nicht kommen, sondern wurde handgreiflich. Also wie gesagt, schob meinen Arm einfach weg und machte seine Mukke an(fürchterliches Geschrei in meinen Augen) .


    So, und wer muss jetzt wem gehorchen??? Oder sich unterordnen? Wieso hat der Erwachsene Schuld?


    War Jesus nicht seinen Eltern untertan als 12jähriger (wie lange wohl noch)?

  • Hallo Mikros,


    ich habe versucht darzustellen, dass bei einem Konflkt selten (oder meistens nie) nur eine Seite schuld ist. Natürlich hast du als Eigentümer das volle Recht, über den Gebrauch deines Eigentums voll zu bestimmen.


    Ich denke aber, dass man in jedem Fall berücksichtigen muss, welche Konsequenzen mein Handeln hat. Und wenn ich durch mein Tun, Dulden oder Unterlassen meinen Nächsten zum Zorn reize, handle ich unkorrekt. Auch die Herangehensweise spielt eine Rolle. Man kann autoritär auftreten, den Anderen von oben herab behandeln, etc. Es ist aber auch möglich, die gleiche Forderung über die "sanfte Schiene" zu transportieren, erklären warum man es nicht möchte, um Verständnis werben, den anderen "für voll nehmen", usw. usf. Der Ton macht die Musik.


    Natürlich ist es leicht, aus der Ferne Ratschläge zu geben. Kann selber berichten, dass es mir auch nicht immer gelingt. Habe aber die Erfahrung gemacht, dass es durchaus möglich ist, Strenge und Liebe miteinander zu kombinieren. Es fällt (gerade Kindern) viel einfacher gehorsam zu sein, sich zu unterordnen, wenn man mit Respekt und Liebe behandelt wird. Wenn auf ein wiederholtes "Warum?!?" eine begründete Antwort erfolgt und nicht der Spruch "Weil ich es dir sage" o.ä. Als ich noch klein war, habe ich auch oft Entscheidungen von Erwachsenen hinterfragt und kritisiert. Aber die Erwachsenen, die mich ernst nahmen und ihre Beweggründe darstellten, vor denen hatte ich echt Respekt.


    Wünsche Dir alles Gute und Gottes Beistand!


    Tim

    "Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch — Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme."


    Epheser 2:8+9

  • DANKE!!!
    Habe mich über alle eure Beiträge zum Thema gefreut. - Vielen Dank, Kai, ist fand es super, dass du ganz klar gemacht hast, was die Schuldigkeit betrifft. -


    Aber auch vielen Dank Tim (und andere), denn es ist ja richtig, was die (Er-) und Beziehung betrifft, da muss man an sich selbst arbeiten, du hast Mut dazu gemacht!


    Gruß mikros

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!