Hallo Ben, hallo zusammen,
deine Frage hat mich auch oft schon beschäftigt. Ich möchte im folgenden einen Überblick darüber geben, was die Bibel über Reichtum und Christsein und über radikale Nachfolge sagt. Ich werde also nicht direkt auf alle deine einzelnen Fragen eingehen, aber ich denke doch, dass diese damit wenigstens ein bisschen beantwortet werden. Ein direktes Ja oder Nein kann man eh nicht zu allen deinen Fragen geben (zu einer schon), aber Empfehlungen kann man doch geben.
Zu meinem Beitrag nehme ich das Buch "Wahre Jüngerschaft" von William MacDonald zur Hilfe. Ich kann dieses absolut jedem empfehlen. Es ist meiner Meinung nach eine absolute Pflichtlektüre. Zum Betrachten eines praktischen Beispiels der Aussagen dieses Buches kann ich wiederum das Tagebuch von Jim Elliot empfehlen: "Im Schatten des Allmächtigen". Ebenso eine Pflichtlektüre. Er hat wahre Jüngerschaft ausgelebt. So weit meine Vorrede.
Zunächst möchte ich etwas allgemein zur radikalen Nachfolge sagen und dazu auf einen schon einmal von mir geschriebenen Artikel zurückgreifen:
"Wenn jemand mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf täglich und folge mir nach." (Lukas 9,23)
"Also nun jeder von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, kann nicht mein Jünger sein." (Lukas 14,33)
"Trachtet aber zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden." (Matthäus 6,33)
Diese drei Verse, drei Zitate des Herrn Jesus, sind einerseits beeindruckend andererseits stellen sie uns aber auch vor Verantwortung. Der Vers aus Lukas 14,33 ist möglicherweise der unbequemste Bibelvers für einen Christen. Viele haben versucht diesen Vers die Absolutheit zu nehmen, aber wir sollten ihn doch so absolut dastehen lassen, wie er dasteht.
Dieser Ausspruch des Herrn Jesus fordert uns auf, ALLEM zu entsagen, was wir haben. Das bezieht sich sowohl auf die materielle Werte als auch direkt auf unserer Lebensführung. Wenn wir allem entsagen, dann bedeutet das zunächst einmal, dass Christus den ersten Platz in unserem Leben bekommen sollte. Wie leicht rücken wir IHN auf Platz 2 oder sogar noch weiter nach hinten und wie leicht hat sich bei uns ein "normales" Leben eingeschlichen. Wir sollten IHM doch 100 % geben, alles was wir haben und sind, denn wenn wir fragen: "Was hat Christus für uns getan?", dann wird uns klar, dass er ALLES für uns getan hat, er hat sein Leben für uns gegeben. Als Konsequenz daraus müssen wir dann einfach ziehen: Wir sollten dem HERRN auch alles geben!
Das meint der Herr auch mit "der verleugne sich selbst". Wenn wir uns selbst verleugnen, dann existiert unser "Ich" überhaupt nicht mehr. Es ist eigentlich tot. Wir bestimmen dann nicht mehr, was wir tun, sondern Christus bestimmt gewissermaßen unser Leben. Unser Leben gehört so vollständig IHM.
Daraus ergibt sich dann die Konsequenz, dass wir IHM auch unsere materiellen Werte geben. Wenn wir wirklich bereit sind, IHM ALLES zu geben, dann fällt es uns auch nicht mehr schwer, alles, was wir an Geld und Besitz haben, IHM zu geben.
Vielleicht möge man hier einwenden: "Aber ich brauche doch noch etwas Geld um zu leben.". Dann sollten wir uns einfach den Vers aus Matthäus 6,33 verdeutlichen. Der Herr sagt doch hier, dass wenn wir nach dem Reich Gottes trachten, dass wir uns doch dann keine Gedanken mehr um unser alltäglichen Sachen zu machen brauche, denn das wird der Herr uns dann geben.
Lasst uns uns doch ermuntern IHM mit aller Entschiedenheit zu folgen. Der Herr Jesus wünscht keine halbherzigen Nachfolger, sondern Nachfolger, die bereit sind für IHN ihr Leben hinzugeben. Lasst uns doch wie Jim Elliot sagen: "Vater, nimm mein Leben, ja mein Blut, wenn Du willst, und verzehre es in Deinem Feuer. Ich will es nicht behalten, denn es ist nicht mein, dass ich es für mich behielte. Nimm es, Herr, nimm es ganz. Gieß mein Leben aus als eine Opfergabe für die Welt. Blut ist nur von Wert, wenn es von Deinem Altar fließt."
So weit dieser Artikel. Wir haben also gesehen, dass der Herr Jesus alles von uns fordert. Unser ICH, unser Willen, unser Leben, also auch unser Geld. Natürlich haben wir Verantwortung, aber wenn wir nahe beim HERRN leben, wird er uns zeigen, wie wir damit umzugehen haben. Zum einen sollten wir natürlich sparsam leben, ohne Luxus, um so möglichst viel dem HERRN zu geben.
Nun möchte ich eine These aufstellen, der mancher vielleicht auf den ersten Augenblick widersprechen möchte. Aus 1. Timotheus 6,8 ("Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.") und dem oben zitierten Vers aus Lukas 14,33 können wir doch den Schluss ableiten, den auch William MacDonald in seinem Buch zieht: Alles, was nicht lebensnotwendig ist, sollte für den HERRN eingesetzt werden.
Eine weiterer Gedanke, den Matthäus 6,19-21 ausdrückt: "Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Rost zerstört, und wo Diebe durchgraben und stehlen; sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost zerstört, und wo Diebe nicht durchgraben noch stehlen; denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein." Demzufolge würde ich nun auch nicht mit Aktien handeln, da wir damit Schätze sammeln und auch unser Herz - durch vermehrtes Beschäftigen mit Aktienständen etc. - dem weihen.
Eine weitere Sache sollten wir bedenken: Wir wissen nicht, wann der Herr Jesus wiederkommt. Können wir da denn Reichtümer auf unseren Konten ansparen und Aktien besitzen, und aufeinmal kommt der HERR wieder! Wir hätten diese für IHN einsetzen sollen, aber wir haben das Geld aufbewahrt und nun ist es vollständig nutzlos! Das wäre doch schade.
Noch mehr zu verwerfen sind dann doch Gewinnspiele, Lotto etc. wo es doch nur darum geht, Geld zu gewinnen und reich zu werden.
In Bezug auf Lebensversicherung weiß ich leider auch keine Antwort. Wie weit sollten wir hier unseren Verstand einsetzen? Und wie weit spielt hier Verantwortung eine Rolle? Vielleicht hat noch jemand anderes eine Antwort darauf.
Ich hoffe eine kleine Hilfe gegeben zu haben. Man möge mir die Länge des Beitrags verzeihen, aber über dieses Thema könnte ich noch einiges schreiben, da es mir oft sehr zu Herzen geht, wie wenig wir dies befolgen - und das sage ich mir zuerst. Vielfach wird heute auf Dinge geachtet, die wir zwar aus dem Wort Gottes herleiten können, aber die im Gegensatz zu diesem Thema, das oft im Neuen Testament erwähnt wird, "relativ unwichtig" sind und Dinge wie diese werden sehr vernachlässigt. Der HERR möge uns doch Kraft schenken zu einer radikalen Nachfolge, ganz gleich, was Christen um uns her machen.
Viele Grüße
Christopher