ZitatP.S. Ein verwandtes Thema könnte sich hier anschließen, denn hier im Forum gibt es noch einen offenen Thread über den Menschen, geschaffen im „Bild u. Gleichnis Gottes“.
Adam wurde im Bild u. Gleichnis Gottes geschaffen, Seth aber in Adams Bild u. Gleichnis. (1.Mo.1,26; 1.Mo.5,1-3)
Es ist interessant und lehrreich, da mal in die Tiefe zu gehen. Vielleicht macht es ja einer/mehrere, sonst wird es unser nächstes Studium ...
Der Mensch – im Bild und nach dem Gleichnis Gottes erschaffen. Wie ist das eigentlich zu verstehen?
Hallo @ all,
unsere obige Ankündigung ist tatsächlich schon ein Jahr her... Na ja, was lange währt, wird doch noch mal getan … Hier unsere gemeinsame Ausarbeitung:
1. Mose 1, 26.27: „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt! Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; Mann und Frau schuf er sie.“
Immer wieder wird man in dieser Frage unter Christen mit der Auffassung konfrontiert, dass mit „in unserem Bild/nach unserem Gleichnis“ die Meinung verbunden wird, es handle sich nicht nur um Wesensgleichheit oder Wesenszüge Gottes, sondern auch um das äußere Aussehen, mit dem der Mensch „Gott gleich sei“.
Naiv gesprochen also ein Körper, wie wir ihn besitzen, mit Armen und Beinen, ein Kopf mit Nase, Mund, Augen, Ohren etc.
Sieht Gott also wirklich so aus wie wir? Müssen wir das unter der Aussage Gottes verstehen, als er die Menschen schuf?
Was sagt uns die Bibel über Gott?
Joh. 4, 24: „Gott ist ein Geist ...“
1. Tim. 1, 17: „...dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen Gott ...“
Kol. 1, 15: „... der das Bild des unsichtbaren Gottes ist, ...“
Physikalische Körper wie die menschlichen besitzen Eigenschaften, d.h. sie haben eine Ausdehnung, sie besitzen Gewicht, eine Dichte ist vorhanden. All dieses kennzeichnet einen Geist nicht, denn er hat keinen stofflichen Leib.
Die Begriffe „Bild und Gleichnis“ können also nichts mit dem Leib des Menschen zu tun haben. Der Mensch unterscheidet sich in seiner „Konstruktion“ ja auch nicht so wesentlich von den höheren Säugetieren, doch nur bei ihm wird gesagt, dass er „im Bild“ und „nach dem Gleichnis Gottes" geschaffen wurde.
Wenn also in der Schrift von Augen, Mund, Hand oder Finger Gottes gesprochen wird, so ist das als eine Bildersprache zu verstehen, die für uns Gottes Handeln, Gottes Reden verständlich macht.
(2. Chr. 16, 9; Jos. 9, 14; 2. Mo. 31, 18; Dan. 5, 5; 5. Mo. 2, 15 u.v.a.)
Der Mensch aber musste für den besonderen Zweck seines Lebens auf der Erde einen stofflichen Körper haben. Er sollte u. a. über die ebenfalls stofflichen Tiere herrschen, dazu mussten sie ihn sehen, erkennen. So hat Gott sich also dazu etwas ganz Besonderes einfallen lassen.
Wenn wir die Bedeutung von „in seinem Bild“ und „nach seinem Gleichnis“ also nicht in der äußerlichen Erscheinungsform finden, müssen wir danach im Geistigen suchen.
Was bedeuten nun diese beiden Wörter?
Das Wort „Bild“ (hebr. zèlem) ist direkt, wie wir aus vielen Stellen im AT ersehen können, mit dem Wort „Abbild“ verwandt. Ein Bild oder Abbild stellt immer etwas vor oder gibt etwas wieder, d.h. es repräsentiert etwas. Wenn sich z.B. die Menschen damals ein Götzenbild bauten, dann war das nicht ein Porträt, das dem Götzen glich, sondern es repräsentierte ihn lediglich.
Ein „Bild“ ist also nur eine Darstellung, aber nicht die getreue Wiedergabe eines etwaigen vorhandenen Aussehens.
Adam und Eva, geschaffen im Bilde Gottes stehen also als Verwalter und Vertreter in der von ihm geschaffenen Schöpfung. Dazu gab er ihnen die Herrschaft über die Tierwelt. Das erste Menschenpaar waren die sichtbaren Repräsentanten der unsichtbaren Macht, die Gott über seine Schöpfung hat. Daher hatten sie auch als einzige irdische Geschöpfe direkte Verbindung mit Gott, indem sie mit ihm ohne eine Zwischenschaltung reden konnten.
Auch nach dem Sündenfall bis in unsere heutige Zeit ist der Mensch noch dieser Repräsentant Gottes, vergl. 1. Kor. 11, 7, aber eben nur in unvollkommener Weise wegen des Sündenfalls.
Trotzdem hat der Mensch noch im weitesten Sinn seine Überlegenheit gegenüber der Tierwelt.
Das Wort „Gleichnis“ (hebr. demut) bedeutet „Aussehen“, „Anblick“, „Gestalt“. Es kommt von dem Verb her, das „gleich sein“, „gleichen“ oder „ähneln“ bedeutet. „Dies sieht aus wie das“, so könnte man es etwa anwenden. Das Eine zeigt also identische Merkmale mit dem Anderen, das nicht dasselbe ist.
Weiter kann das Wort „Gleichnis“ auch „Modell“, „Nachahmung“ oder „Kopie“ bedeuten. In diesem Vers bedeutet Gleichnis also „Übereinstimmung“ oder „Ähnlichkeit“.
Wenn der Mensch nur vor dem Sündenfall „nach Gottes Gleichnis“ geschaffen war, so bedeutet das, dass Adam vorher Gott glich, indem er moralisch rein war, die Sünde nicht kannte und somit auch die Möglichkeit zur praktischen Gemeinschaft mit Gott hatte.
Allerdings können wir nicht sagen, dass Adam heilig war, denn heilig sein bedeutet, dass man unangreifbar für die Sünde ist, also nicht dazu fähig ist, sie auszuüben. Wie die Bibel aber berichtet, ist genau das bei Adam eingetreten.
Anhand des Neuen Testaments sieht man, dass der Mensch nach dem Sündenfall zwar noch das Bild Gottes ist, aber nicht mehr das Gleichnis Gottes trägt. (Repräsentant, aber nicht mehr sündlos)
Jesus Christus, der Sohn Gottes, wird zwar als das Bild Gottes bezeichnet (Kol. 1, 15), aber es wird nicht gesagt, dass Er nach dem Gleichnis Gottes ist, denn Er ist ja selbst Gott: „und das Wort war Gott“ (Joh. 1, 1), „Gott geoffenbart im Fleisch“ (1. Tim. 3, 16). Das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.
Der Mensch war und ist also das Bild Gottes, aber er hatte das Gleichnis.
Dazu haben wir uns die Präpositionen „in“ und „nach“ angeschaut, da sie wirklich wichtig sind.
Das Wort im hebräischen Grundtext, was hier mit „in“ übersetzt ist, kann auch „als“ oder „zum“ bedeuten. Das macht deutlich, dass Gott uns Menschen als sein Bild auf die Erde gesetzt hat.
Das Wort „nach“ kann auch „übereinstimmend“ oder „ähnlich“ bedeuten. Daraus können wir schließen, dass Gott den Menschen schuf, damit er Gott gleich sei.
In 1. Mose 5, 3 geht es übrigens um Adams Bild und Gleichnis, nicht um Gottes. Das ist wohl der Grund, dass die Präpositionen hier „vertauscht“ sind.
Der Sohn, den der nun sündige Adam zeugte (wie auch Kain und Abel zuvor), war ein genaues Gleichnis seines Vaters und hatte nur noch eine schwache Übereinstimmung mit dem Bild, in dem Gott Adam ursprünglich geschaffen hatte.
Der Sohn war ein Sünder wie sein Vater und stand genau so unter dem Gericht Gottes. Der Mensch hatte von da an eine Natur, die in Übereinstimmung mit der Familie ist, zu der er gehört.
Gott kennt in dem Sinne nur 2 Familien:
a) Menschen in Verbindung mit IHM durch Jesus Christus und
b) Menschen mit der Natur eines gefallenen Sünders, fern von Gott. 1. Kor. 15, 45
Damit die Familie Gottes (a) nach dem Sündenfall überhaupt möglich werden konnte, ist Jesus Christus in die Welt gekommen und hat unsere stoffliche, menschliche Gestalt angenommen.
Phil. 2, 7: „... indem er (Jesus Christus) in GLEICHHEIT der Menschen geworden ist.“
Rö. 8, 3: „... indem er seinen eigenen Sohn in GLEICHGESTALT des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend ...“
Dabei war er nicht besonders attraktiv, sondern das Gegenteil wird in Jes. 53, 2b.3 geschildert. Es ging um die göttlichen Eigenschaften, und darin hat er uns den Vater „gezeigt“. An seinem Leben in wahrer Heiligkeit, Gerechtigkeit und Liebe können wir den Vater „sehen“:
Joh. 1, 18: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, ..., der hat ihn kundgemacht.“
Joh. 14, 9: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen, …“
Jesus Christus, der „letzte Adam“, das wahre Bild Gottes, der vollkommene Ausdruck und Vertreter Gottes.
In 1. Kor. 15 wird dieses Thema behandelt. Daraus V. 49:
„Und wie wir das Bild dessen vom Staub getragen haben (Adam), so werden wir auch das Bild des Himmlischen (Jesus Christus) tragen.“ Das betrifft den „neuen“ Menschen, die „neue Natur“, Gott gleichend.
Eph. 4, 23.24: „…, aber erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung und angezogen habt den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.“
Es macht echt Freude, sich miteinander über das Wort Gottes auszutauschen und dann auch tiefer zu graben, um den Aussagen mal mehr auf den Grund zu gehen. Nachahmung empfohlen!
Mit liebem Gruß von Vroni und Michael
P.S.: Wie immer sind Korrekturen und Ergänzungen erwünscht.