Das Werk "hinausführen"

  • Hallo zusammen!


    Geht es euch nicht auch oft so, dass wir bei bestimmten Formulierungen, die in der Versammlung bei Gebeten oder Vorträgen gebraucht werden, nicht weiter darüber nachdenken, was sie bedeuten und sie sogar in unser eigenes Gebetsleben übernehmen, wo sie zu Floskeln werden und dann jeden Tag wie selbstverständlich mitgebetet werden? Mir geht das jedenfalls manchmal so.


    Zu diesen Redewendungen, die öfters in Gebeten fallen und über deren Bedeutung ich mir bis vor kurzem (weil in der Jugendstunde dieses Thema kurz angesprochen wurde) keine Gedanken gemacht habe, gehört:


    "Der Herr Jesus hat das Werk 'hinausgeführt.'"


    Deswegen frage ich mich, wieso dies immer gebetet wird. Was bedeutet "hinausführen"?


    Sicherlich hat es etwas mit "hinausführen" zu tun, weil der Herr Jesus aus Jerusalem nach Golgatha geführt wurde, um dort zu leiden. Andererseits hat es auch etwas mit "ausführen" zu tun, denn der Herr Jesus hat das Werk auch ausgeführt, das ihm vom Vater gegeben wurde.


    Nun wurde letzten Sonntag in der Anbetungsstunde auch folgene Bibelstelle aus Hebräer 13 gelesen, dort heißt es in Vers 12 und 13:


    "Darum hat auch Jesus, auf dass er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, außerhalb des Tores gelitten. Deshalb laßt uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend."


    Nun würde ich mal gerne eure Meinungen zu meiner Frage hören und dazu anregen, dass wir in unseren täglichen Gebeten bewusster beten und nicht nach einem irgendwann einmal gefundenen Muster ein Gebet "runterleiern".


    Einen lieben Gruß,


    Dennis

  • Zitat

    Original von Dennis
    Sicherlich hat es etwas mit "hinausführen" zu tun, weil der Herr Jesus aus Jerusalem nach Golgatha geführt wurde, um dort zu leiden. Andererseits hat es auch etwas mit "ausführen" zu tun, denn der Herr Jesus hat das Werk auch ausgeführt, das ihm vom Vater gegeben wurde.


    Hallo Dennis,


    ich hab jetzt gerade nicht viel Zeit, jedoch denke ich, dass uns bei der Definition von "hinausgeführt" zwei Dinge helfen:


    1.) andere Bibelübersetzungen als die alte Elberfelder
    2.) gutes Überlegen


    Wenn ich jetzt den zweiten Punkt anwende, dann glaube ich nicht, dass der erste Ansatz Deiner Erklärung richtig ist. Er macht im Gesamtzusammenhang des Bibeltextes keinen Sinn. Den zweiten Teil halte ich da schon für schlüßiger, wobei die Frage ist, ob das abschließend richtig ist.

    Schönen Gruß
    Thorsten

  • Ich kenne die Formulierung "das Werk hinausgeführt" eigentlich insbesondere aus einer Liedpassage aus "Befiehl Du Deine Wege" von Paul Gerhardt. Ob das altes Deutsch oder eine dichterische Umschreibung von "vollständig ausgeführt" ist, kann ich nicht sagen. Jedenfalls ist der Gebrauch der Formulierung sicher in diesem Sinn zu verstehen. Mit "hinausgeführt werden" hat das wohl nichts zu tun.


    Aus der alten Elberfelder stammt die Redewendung wohl nicht, jedenfalls habe ich bei einer Suche da nur auch heute noch gängige Formulierungen mit "hinaus" gefunden. Überhaupt bietet die alte Elberfelder mit Ausnahme einzelner Wörter oder Formulierungen gar kein so altes Deutsch wie manchmal unterstellt wird. Man vergleiche das nur mal z. B. mit der Luther 1912.


    Ich nehme an, es handelt sich lediglich um eine Formulierung, die sich vielleicht bei einzelnen Brüdern gewohnheitsmäßig eingeschlichen und von anderen möglicherweise übernommen wurde. Ich persönlich habe zwar die Formulierung auch schon mal irgendwo gehört, kann aber nicht finden, dass diese allgemein verbreitet wäre (insbesondere nicht bei jüngeren Generationen). So etwas kann übrigens auch eine lokale oder regionale Besonderheit sein.


    Ein bestimmter Sprachgebrauch infolge von Gewohnheit schleicht sich immer gern ein. Das ist nicht nur ein Phänomen der älteren Generationen. Daher kann ich dem letzten Satz von Dennis nur beipflichten.

    2 Mal editiert, zuletzt von RCM ()

  • Hi Dennis,


    Zitat

    Nun wurde letzten Sonntag in der Anbetungsstunde auch folgene Bibelstelle aus Hebräer 13 gelesen, dort heißt es in Vers 12 und 13:


    "Darum hat auch Jesus, auf dass er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, außerhalb des Tores gelitten. Deshalb laßt uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend."


    Inhaltlich hat diese Stelle m. E. nach zunächst nichts damit zu tun, auch wenn sich die Begriffe annähern. Allerdings wäre es sicher dienlich und gewinnbringend, sich einmal über diese Stelle auszutauschen!


    Da ich kein Philologe bin, wusste ich zunächst auch nicht, wo diese Formulierung herkommt. Demzufolge habe ich mich erkundigt und bin zu Ralf Christians Entdeckungen entsprechenden Ergebnissen gekommen, ich fasse einfach nochmal zusammen:


    1. schon vor 400 Jahren hat Paul Gerhardt diesen Begriff verwendet. Er schien damals nicht nur in kirchlich-christlicher Gesellschaft verwendet worden zu sein, auch wenn man heute über das Wort per se in säkularer Literatur nicht viel findet:


    Ihn, ihn lass tun und walten, er ist ein weiser Fürst
    und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst.
    Wenn er, wie ihm gebühret, mit wunderbarem Rat
    das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat.
    (aus „Befiehl du deine Wege“ von Paul Gerhardt)


    2. hinausgeführt bedeutet dem- und sinngemäß nichts anderes als ausgeführt: Der Herr Jesus hat das Werk (vollkommen) ausgeführt/zu Ende gebracht/ist nicht auf halbem Weg stehengeblieben.


    3. es mag sein, dass der Ausdruck in späteren („brüdergemeindlichen“) Generationen Anklang fand, stark geprägt wurde, sodass er etwa im 19./20. Jahrhundert unbeabsichtigt zur „kanaanäischen Terminologie“ hinzugenommen wurde. :] Daher kann es vorkommen, dass er heute noch im Sprachgebrauch älterer Brüder oder auch Schwestern vorhanden ist und verwendet wird - was leider zu Missverständnissen bei jüngeren Altersgruppen führen kann. :]


    Liebe Grüße,
    Michael



    P.S.: Vielen lieben Dank meinem Vater und insbesondere Vroni, die mir bei der Recherche sehr hilfreich waren!



    P.S.: Brauchen wir bald einen Ausleger, da unser Wortschatz schon solche Ausmaße angenommen hat, dass wir ihn selbst nicht mehr verstehen? - das kann leicht passieren.
    Daher hier ist noch eine kleine hilfreiche Liste, einmal seine Formulierungen zu überdenken:


    Du möchtest die Bibel näher kennenlernen, weißt aber nicht recht wie du vorgehen sollst? Vielleicht kann dir dabei ein Fernbibelkurs Hilfe sein. Interesse? www.dasleben.info

  • Zitat

    Dennis: Nun wurde letzten Sonntag in der Anbetungsstunde auch folgene Bibelstelle aus Hebräer 13 gelesen, dort heißt es in Vers 12 und 13:
    "Darum hat auch Jesus, auf dass er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, außerhalb des Tores gelitten. Deshalb laßt uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend."


    Michael: Inhaltlich hat diese Stelle m. E. nach zunächst nichts damit zu tun, auch wenn sich die Begriffe annähern. Allerdings wäre es sicher dienlich und gewinnbringend, sich einmal über diese Stelle auszutauschen!


    Und? :rolleyes:
    Wann gedenkt hier einmal einer aus der männlichen Fraktion was dazu zu schreiben? Schon 5 Tage verflossen ... Kein Plan? Kein Interesse? Keine Zeit? Oder siegt die Höflichkeit, der weiblichen Hilfe den Vortritt zu lassen? :D

  • Hi Vroni,
    ich lasse dir gerne den Vortritt, bist ja auch älter. :D
    Also, ich fand den letzten Satz von Michael einfach klasse!


    Zitat

    Besser eine sprachlich ungeschliffene, aber echt und aufrichtig empfundene Äußerung als eine Aneinanderreihung bis zum Überdruss bekannter Floskeln!


    Allerdings sah ich jetzt darin keine Aufforderung zur Diskussion.
    Meine Meinung: Leider bekommt man oft nicht mit, wenn man in Floskeln redet - oder anders gesagt: dass man gewisse Worte ananderreiht. Ansich sind sie noch sehr verständlich, (kein Altdeutsch oder so) aber irgendwie voll abgegriffen.
    Aber bei anderen Leuten hört man das schnell raus. Bei einem gut bekannten hört man ganz doll diese Sprachweise seines Vaters raus. Habe mich dann schwer getan, ihm das mal zu sagen.
    Gruß
    Axel

  • Hi Axel,


    1. danke für das Lob! Alllerdings gebührt es nicht mir, sondern dem weiter oben angegebenen Verfasser: M. Schneider. Leider hatte ich vergessen, es ordnungsgemäß zu zitieren...habe es schon nachgeholt. Trotzdem: nochmals vielen Dank! :D


    2. Der dir ins Auge "gesprungene" Satz sollte nicht zur Diskussion anregen, sondern zum Nachdenken. Vroni bezog sich in ihrer Aufforderung auf folgende Aussage von mir, die sie übrigens auch zitierte:


    Zitat

    Original von Michael
    Inhaltlich hat diese Stelle m. E. nach zunächst nichts damit zu tun, auch wenn sich die Begriffe annähern. Allerdings wäre es sicher dienlich und gewinnbringend, sich einmal über diese Stelle auszutauschen!


    Lieben Gruß,
    Michael

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  • „Lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend.“ (Hebr. 13,13)


    Hallo @ all,


    was lange währt, wird (hoffentlich) endlich gut … ;) Deshalb will ich mal Vronis und auch meiner eigenen Aufforderung Folge leisten und zu der angegebenen Bibelstelle etwas verfassen.
    Dazu ist es nötig, die vorherigen Verse mit einzubeziehen, bzw. auch einen kurzen Überblick über den Brief an die Hebräer zu geben.
    Ich erhebe wie immer keinen Anspruch auf Absolutheit. Ein jeder soll prüfen, was er liest, nachdenken, korrigieren oder ergänzen.


    Was sind die Grundzüge des Briefes an die Hebräer?
    Die Bezeichnung Hebräer wurde für Juden in Palästina verwendet, die sich aus dem Judentum zum Christentum bekehrt hatten. Sie lebten unter großen Verfolgungen ihrer eigenen Landsleute. Einer der wichtigsten Aspekte des Briefes ist der Appell, nicht müde und schlaff im Glauben zu werden. Ein Rückfall in das gesetzliche Judentum, weg von der Gnade Gottes, wäre die drohende Folge, und einige der Hebräer erwägten sogar bereits real diesen Gedanken. Deshalb ist oft die Rede von „Ausharren“ und „den Glauben festzuhalten“. Sehr ernst wird auch von denen gesprochen, die sich formal zum Christentum bekannten und dann wieder in das Judentum zurückkehrten. Sie konnten keine Gnade mehr finden.


    Worum geht es in diesem Abschnitt aus Kapitel 13?
    Hier spricht der Schreiber noch einmal spezielle Ermahnungen an die Hebräer aus. Darunter auch die besagte aus V. 13, „aus dem Lager hinauszugehen und „Christi Schmach zu tragen“.


    Hier ein kurzer Überblick über die Verse 8-14, um den Zusammenhang besser zu verstehen:


    Vers 8 macht deutlich wer es ist, der derselbe gestern, heute und in Ewigkeit sein wird: Jesus Christus, der Mittelpunkt ihres und unseres Glaubens. Er ist unser Herr in einem einzigartig vertrauten, persönlichen Verhältnis, nicht ein unpersönlicher, ferner Gott.


    Vers 9 Wenn der HERR der alleinige Mittelpunkt unseres Glaubens ist, wie können wir uns dann von „mancherlei und fremden Lehren“ fortreißen lassen? Der HERR kann niemals das Zentrum von verschiedenen Lehren sein. Die wahre Erkenntnis des Herrn Jesus befestigt die Herzen eines jeden Gläubigen, wodurch andere Dinge ihre Anziehung verlieren und wir bewahrt bleiben vor der Entfernung unseres Glaubensmittelpunktes, dem Herrn Jesus.
    Wäre dies bei den Hebräern der Fall gewesen, hätte der Heilige Geist uns die Aussagen ab Vers 9 vielleicht nicht mitgeteilt. Aber umso besser für uns, dass wir so warnende und ernstzunehmende beispielhafte Personen für unser Glaubensleben haben dürfen.


    Die Hebräer standen auch in der Gefahr, fremde Lehren aus ihrer früheren „Religion“, dem Judentum, mit der „gesunden Lehre“ des Evangeliums zu vermischen. Darauf deuten die „Speisen“ hin. In 3. Mose 7 lesen wir, dass nicht nur die Priester das Vorrecht besaßen, Stücke von den Opfern zu essen, sondern auch die, die die Opfer darbrachten. Das liegt in dem Ausdruck „sie aßen vom Altar“.
    Nun mag es im frühen Christentum, vor 70 AD, Juden gegeben haben, die ihre zum Christentum konvertierten Landsleute, also wahre Gläubigen, die das bessere Teil erwählt hatten, ärgerten, indem sie ihnen aufzeigten, dass sie nun nicht mehr einen Anteil an den Opfern auf den Altären in Anspruch nehmen konnten.


    Vers 10 macht aber dann unverkennbar klar, dass die wahren Gläubigen und damit auch wir, ebenfalls einen Altar haben, der aber nicht visuell wahrnehmbar ist, da er geistlich gesehen wird. Er ist immateriell, aber zum besseren Teil gehörend - der Tod Jesu Christi.
    Die Altäre der Patriarchen und Juden, die allein von Gott genehmigt und gewünscht waren, waren Abbilder von Jesu Tod am Kreuz. Wir essen insoweit von dem Altar, als dass wir jede geistliche Segnung von ihm entgegennehmen und ebenso sein Fleisch und Blut trinken, d. h., seinen Tod uns geistlich angeeignet haben (Joh 6,54). (Das Mahl des HERRN ist übrigens lediglich ein Bild dieser geistlichen Aneignung des HERRN Todes.)
    Von diesem Altar und den übrigen christlichen Privilegien haben wiederum die Juden kein Anrecht zu essen, ausgenommen, es liegt schon eine innere Umkehr zum „besseren Teil“ vor, dem Glauben an den Herrn Jesus Christus! Dann essen auch sie zugleich - im Bild - von „unserem“ Altar.


    Vers 11 erinnert uns daran, dass unter Gesetz am Versöhnungstag bestimmte Tiere geschlachtet und ihr Blut dann durch den Hohenpriester ins Allerheiligste getragen wurde, während ihre Leiber außerhalb des Lagers verbrannt wurden.


    Im Vers 12 finden wir ein Indiz dafür, dass diese Opfer typologisch auf den HERRN hinwiesen, wenn es heißt „darum hat auch Jesus…“. Der HERR litt außerhalb des Lagers, um dort durch sein Blut das Volk zu heiligen. Während des Wüstenirrens des Volkes Israel galt dieser Bereich allerdings als unheilig. Doch obwohl wir durch die Verbindung des Christus nach altem Bund eigentlich unheilig werden müssten, sind wir geheiligt.


    Deshalb werden sie in Vers 13 schließlich aufgefordert den Ort außerhalb des Lagers, also auswärts des Judentums, wo Christus sich aufhält, stets aufzusuchen und seine Schmach zu tragen. Nur dort können sie sich mit Christus identifizieren.


    Schließlich finden wir in Vers 14 noch den Hinweis, dass wir hier keine bleibende Stadt haben, sondern die zukünftige suchen. Das heißt, dass wir hier auf der Erde kein geographisch festgelegtes geistliches Zentrum haben, wie es das innerhalb des Lagers ist, sondern dass wir uns nach der himmlischen Stadt, dem neuen Jerusalem sehnen.


    Anwendung auf uns heute
    Wie können wir den Vers heute auf uns beziehen, wenn er doch vom Judentum und dessen religiösem Zentrum spricht? Ganz einfach: Mit dem Lager können wir auch derzeit alle religiösen Verführungen identifizieren, die z. B. eine Erlösung von Sünden auf Werken oder Ritualen oder ähnlichen Vorstellungen basierend, lehren. Alle Elemente, die das moderne Kirchensystem enthält und buchstäblich gegen das Wort Gottes reden, können mit dem Lager charakterisiert werden - von dem wir uns trennen sollen!


    Liebe Grüße,
    Michael



    Bibliographie
    Hole, F. B., Grundzüge des Neuen Testaments (Bd. 5: Hebräer - Petrus)
    MacDonald, William, Kommentar zum Neuen Testament
    Prof. Zane C. Hodges, Kommentar zum Hebräerbrief (Walvoord Bibelkommentar)

    Du möchtest die Bibel näher kennenlernen, weißt aber nicht recht wie du vorgehen sollst? Vielleicht kann dir dabei ein Fernbibelkurs Hilfe sein. Interesse? www.dasleben.info

  • Hallo @ all!


    Hier melden sich Damaris und Vroni. :] Wir saßen gemütlich beisammen und unterhielten uns über das Thema dieses threads: „Zu Ihm hinausgehen, seine Schmach tragen.“ Unser Admin hat ja schon eine „grundsätzliche Anwendung“ gegeben, aber da kann man sicher noch etwas beisteuern.
    Deshalb hier mal unsere Gedankengänge:
    „Zu ihm hinausgehen“, d.h. wir verlassen also den „religiösen Sektor“. Dadurch kamen wir direkt auf „Absonderung“, einem als Reizwort unter Christen nicht zu unterschätzenden Ausdruck ... aber Gott gebraucht es und gibt dazu etliche Anweisungen. Daraus mal einige Verse aus dem 2. Korintherbrief 6,14-7,1:


    Zitat

    Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.
    Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch aufnehmen; und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige.
    Da wir nun diese Verheißung haben, Geliebte, so lasst uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.


    Wir überlegten, dass die Hebräerstelle „zu ihm hinausgehen“ damit zu tun haben muss. Dann fragten wir uns, wie „schriftgemäße“ Absonderung in unserem Leben aussehen kann und bei welchen Gelegenheiten wir sie praktizieren müssen.
    Die Verse zeigen ja verschiedene Gebiete auf, bei denen es für den Gläubigen heißt, sich abzusondern: Böses, Finsternis, Belial (=der Teufel), Götzen, Ungläubige ...


    Wir nehmen mal etwas davon heraus.
    Im 14. Vers spricht Paulus von einem ungleichen Joch, in dem wir nicht sein sollen. Bezogen auf die Stelle in Hebr.13 würde das sozusagen heißen, dass man nicht mit dem einen Fuß im Lager und mit dem anderen Fuß außerhalb des Lagers stehen kann. Kippeligkeit ist vorprogrammiert, Standfestigkeit passé.


    Ungleiches Joch = fremdartig, verschieden wie bei einem Rind und einem Esel, zu finden in 5. Mo 22,10. Damals war das Rind ein reines Tier, der Esel ein unreines. Ihre Zugkraft und Stärke ist eindeutig unterschiedlich, die Schrittweise unterscheidet sich, selbst ihre Lautäußerungen sind anders =).
    Kein kluger Landwirt würde also Rind und Esel gemeinsam vor seinen Pflug spannen, das gibt nur Murks und keine Effektivität, nur Anstrengung und Ärger.
    Dagegen sagt unser Herr: „Nehmet auf euch MEIN Joch … mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ (Mt11,29.30)
    Mit ihm gemeinsam gehen, außerhalb des Lagers, das ist eine Sache, die Freude und Frieden bringt. :]


    Beim ungleichen Joch dachten wir natürlich zuerst an die Ehe mit einem ungläubigen Ehepartner, und das ist sicher richtig. Aber wie sieht es aus mit einer geschäftlichen Beziehung „ … und Co“? Können die Interessen mit der gleichen Ethik, den gleichen biblischen Maßstäben vertreten werden, oder fängt schon bei der Steuererklärung eine verschiedene Denke an?
    Können wir in religiösen Gemeinschaften unseren Platz haben, wo nicht das Wort Gottes die Grundlage ist und der Herr an der ersten Stelle steht?


    Dann die Aufforderung von V 17. Darf man sie gebrauchen, um Gläubigen anderer Gemeinschaften aus dem Weg zu gehen? Nein, sondern wir sollen die Einheit des Geistes bewahren durch das Band des Friedens, denn da ist ist EIN Leib und EIN Geist. Eph 4, 3.4
    Kann man die Stelle verstehen, um Ungläubige links liegen zu lassen? Schule, Arbeit, Nachbarn …
    Ganz bestimmt nicht, die Bestätigung fanden wir z.B. im 1. Kor 5, 9-13. Paulus sagt hier ausdrücklich, nicht Ungläubige zu meiden, „sonst müsstet ihr ja aus der Welt hinausgehen“.


    Heißt das dann, dass wir alles mitmachen können? Ne, is nich …
    Mit unseren Mitmenschen sollen wir klar Kontakt halten in unserer Eigenschaft als Kinder Gottes. Unser Herr möchte, dass wir Menschen für ihn gewinnen, aber das wird nicht klappen, wenn wir nur mit ihnen schwofen gehen. Im Suff hat schon mancher bereut, aber das sind leider keine echten Tränen, es zeigte sich am nächsten Tag beim Kater. ;(


    Kurz gesagt: es darf nicht darauf hinauslaufen, dass von uns gesagt wird: „Die sind echt in Ordnung, die sind nämlich genauso wie wir!“ Das wäre ein Schuss, der nach hinten losgeht.


    Ständig gekürzt, und doch noch so lang! Hier mal ein Schnitt, die 2. Hälfte kommt in einem separaten Beitrag.


    Liebe Grüße von Damaris und Vroni :]

  • Weiter geht's:


    Zu ihm hinausgehen ist also damit verbunden, „seine Schmach zu tragen“. Schmach ist gleichzusetzen mit Spott, und wir brauchen uns überhaupt nicht anzustrengen, um diesen als Christen ernten zu können ... dachten wir.
    In der Apostelgeschichte ist das ja überhaupt keine Frage. Nehmen wir nur mal Kap 5,41. Da werden die Apostel von der bestehenden Obrigkeit geschlagen, weil sie sich zu Christus bekennen, und sie sind voll Freude, weil sie „gewürdigt worden waren, für den Namen des Herrn Schmach zu leiden.“
    Vor ein paar Tagen schauten wir uns gemeinsam eine Verfilmung über die wahre Geschichte eines Stammes aus Indien an. Das gläubige Stammesoberhaupt wurde von der Regierung mit Stöcken geschlagen, doch selbst mit aufgeplatzten Striemen blieb er bei seinem „Ja“ zu Jesus und seinem „Nein“ zur bestehenden Kirche.


    Schmach/Spott zu tragen, dazu werden wir in der Bibel ausdrücklich aufgefordert. Dazu kommt noch, dass wir seine Zeugen sein sollen, Licht der Welt, Salz der Erde, ein lebendiger Brief … Das heißt, dass wir uns in keinster Weise verkriechen sollen. Wie kann ein Licht scheinen, wenn es abgedeckt ist?


    Tja, und dann überlegten wir, wo wir in unserem Leben schon mal so richtig spürbar Spott geerntet haben … ?( Schläge gab’s noch nie, aber auch der Spott hielt sich in Grenzen. Gut, es gab auch mal laute Worte, echtes Anschimpfen, wie blöd die Christen sind, Nickeligkeiten hintenrum, ein Ignorieren unserer Person, aber so richtig offene krasse Feindschaft kann man das nicht nennen, denn mit diesen Erfahrungen konnten wir trotzdem ziemlich gut umgehen.
    Inwieweit kann es dann für uns gelten, die „Schmach des Christus“ zu tragen? Unser Zeitalter ist von Toleranz gekennzeichnet, von „leben und leben lassen“. Jedem das Seine, basta. Schlimmer als offene Feindschaft?


    Aber muss es denn so sein, dass nur Spott, den wir selbst erfahren, bedeutet, die Schmach des Christus zu tragen? Wenn uns in der Art etwas geschieht, dann ist es für unseren Herrn wie ihm selbst getan, wiederholt sagt er es in seinem Wort.
    Und umgekehrt? Trage ich den Spott gegen ihn auch ganz persönlich mit? Wie ist es, wenn er in den Medien verunglimpft wird? Wenn Filme gedreht, Bücher geschrieben werden, in denen man ihm eine Liebesbeziehung andichtet? Ihn zum Vater einer Tochter macht? Aufzählung endlos …. :(
    Rieselt das an uns ab oder spüren wir mit ihm mit als der (noch) Verachtete und Verworfene in dieser Welt? Tragen wir auch darin die „Schmach des Christus“, als wenn es uns selbst getroffen hätte?


    Als ich, Vroni, vor einiger Zeit den Spiegelreport las „Der Kreuzzug der neuen Atheisten – Gott ist an allem schuld“, da dachte ich eigentlich nur daran, wie vermessen diese Würstchen sind, große Worte in den Mund nehmen, 10 neue Anti-Gebote erstellen und damit erreichen wollen, die Existenz und den Glauben an einen Gott in unserem Land radikal auszurotten. Mir fiel dazu nur als Reaktion der Ps 2,4 ein. „Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet IHRER.“
    Wenn man aber diese Worte liest, die diese Atheisten von sich geben, diese 10 umgewandelten Gebote anschaut, wie empfindet man dann? Vielleicht auch Zorn?


    Ist Zorn überhaupt biblisch? (Neues Thema) :]


    Was denkt ihr darüber?


    Lieben Gruß von Damaris und Vroni.

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