Hallo zusammen!
Wenn heute viel von Seelsorge gesprochen wird und Seelsorge heute wirklich immer wichtiger wird, auch gerade unter Jugendlichen, dann stellt sich auch automatisch die Frage, was Seelsorge wirklich ist, aus Sicht der Bibel. Gerade wir Jugendliche sind Situationen ausgesetzt, wo wir wirklich ganz fest stehen müssen, um nicht zu fallen, aber auch Situationen in denen wir gefallen sind und wo unsere Seele wirklich krank ist.
In den vorigen Beiträgen wurde einige Male auf die Fußwaschung nach Johannes 13 hingewiesen. Deshalb möchte ich dazu einige Ausführungen machen, denn es ist richtig, dass wir in diesem Kapitel viele praktische Voraussetzungen, Ratschläge und Prinzipien in Bezug auf Seelsorge finden, die der HERR selbst gibt. Also schauen wir uns das einmal an:
In Johannes 13 ist der Herr mit seinen Jüngern zusammen, sie essen zusammen zu Abend. Auf einmal steht der Herr auf, um seinen Jüngern die Füße zu waschen. Dieser Dienst, den er jetzt an seinen Jüngern tat, war durch absolute hingebungsvolle Liebe gekennzeichnet, „er liebte sie (die Seinen) bis ans Ende (oder bis zum Äußersten)“. Das Erste was sich hieraus ableiten lässt ist, dass er den Dienst der Fußwaschung an den Seinen tat, das finden wir auch bestätigt wenn der Herr sagt: “Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen.“
Es geht also darum, dass dieses Beispiel der Seelsorge an den Menschen getan wird, die zu Gott gehören, also gläubig sind. (Allerdings gibt es auch das missionarisch-seelsorgerliche Gespräch an Ungläubigen, das aber jetzt hier nicht Gegenstand ist.)
Weiter ist es wirklich grundlegend, dass der Herr den Dienst an denen tat, die er liebte, er liebte sie bis ans Äußerste, bis zum Tod. Wenn du Seelsorge tun willst, dann muss dein Motiv auch die Liebe sein, du musst für dein Gegenüber die göttliche Liebe (agape) empfinden, um ihn mit der Hilfe des Herrn wieder voll auf den Weg der Nachfolge zurückzubringen, falls er davon abgewichen ist. Vielleicht musst du ihm auch Trost zusprechen bei einem schweren Verlust, Mut machen zum Weiterleben, die Probleme können verschiedenster Art sein.
In Vers 4 legt der Herr die Oberkleider ab, um ihre Füße zu waschen, das spricht auch ganz praktisch zu uns. Wenn ich Seelsorge üben will, dann muss ich wirklich auch alles ablegen, was mich hindert, mich auf die Ebene meines Gegenübers zu begeben. Dann muss ich vielleicht meinen noch so tollen Job, mein Auto, meine teure Markenkleidung oder andere Umstände vergessen, um wirklich auf meinen gläubigen Bruder oder meine gläubige Schwester eingehen zu können. Angenommen du willst Seelsorge üben und kreuzt bei deinem Freund in deinem besten Anzug auf, vielleicht so als der „Obergeistliche“, dann wird es so sein, dass bei deinem Freund ganz schnell alle Schotten dicht sind und du keine Chance bei ihm hast.
Jetzt bindet sich der Herr ein leinenes Tuch um, gießt Wasser in das Waschbecken und fängt an den Jüngern die Füße zu waschen. Hier möchte ich kurz auf das Wasser eingehen. Wasser ist in der Bibel ein Bild vom Wort Gottes selbst.
„… sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“ - Epheser 5, 26
Wir lernen also, dass in der biblischen Seelsorge nichts ohne das Wort Gottes geht! Wir können noch so viele, toll formulierte Sätze und Phrasen aneinanderreihen, aber wenn wir nicht das Wort Gottes sprechen lassen, dann ist unsere ganze Sorge um die Mitgeschwister nutzlos. Wir helfen ihnen damit nicht, sondern machen vielleicht nur noch alles schlimmer. Oft kann ein kurzes Wort Gottes mehr in dem Herzen bewirken als viele eigene Worte.
„Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, um zu wissen, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt.“ - Kolosser 4, 6
Ganz wichtig ist es also auch, dass wir das Wort Gottes gut kennen, sonst kommen wir nicht weit. Hier geht es nicht um ein bloßes theoretisches Kennen der Bibel, sondern um wirklichen Herzensbesitz.
„Er fängt an, den Jüngern die Füße zu waschen“; Bei der Fußwaschung handelt es sich um einen ganz persönlichen Dienst. Ich kann mir gut vorstellen, wie der Herr den Jüngern einzeln nacheinander die Füße gewaschen hat. So muss es auch bei uns sein, Seelsorge ist keine Sache, die an die große Glocke gehangen wird, sondern eine persönliche Sache. Der Herr kannte jeden der Jünger persönlich sehr gut und so können auch wir nicht an irgendwelchen wildfremden Menschen den Dienst der Fusswaschung ausüben – das heißt, wir müssen unser Gegenüber kennen, um auf seine eventuellen Fragen und Bedürfnisse eingehen zu können. Und wir sollten uns wirklich davor in Acht nehmen, solche Gespräche in die Öffentlichkeit zu bringen. Seelsorge bedeutet Vertrauen, durch Geschwätzigkeit zerstören wir das und verletzen die Seele des Betroffenen noch mehr.
Nach dem der Herr die Füße gewaschen hat, trocknet er sie ab, er lässt sie nicht nass, nein er kümmert sich weiter um die Jünger. Auch wir dürfen eine Person, bei der wir Seelsorge geübt haben, nicht einfach wieder fallen lassen. Wir müssen uns weiter um sie kümmern. Der Dienst der Fußwaschung kann „Wunden“ hinterlassen, dann können wir unseren Freund nicht damit alleine lassen.
„Treu gemeint sind die Wunden dessen, der liebt, und überreichlich des Hassers Küsse.“ - Sprüche 27, 6
Was auch noch sehr bemerkenswert ist: Der Herr wäscht die Füße, nicht den Kopf! Dazu musste er sich tief bücken, sich unter die Jünger begeben. Wenn wir an einen Dienst der Seelsorge mit der Einstellung herangehen, dem Freund mal „richtig Eins auszuwischen“ und uns vorher schon zurecht legen, was wir unserem Gegenüber jetzt mal so richtig „aufs Brot schmieren“, dann sollten wir uns überlegen, ob unser Dienst nicht viel mehr mit einer Kopfwäsche gleichgesetzt werden kann. Kopfwäsche ist nicht, denn damit machen wir alles kaputt. Wir müssen uns bücken, damit wir dienen, denn wir herrschen NICHT über unser Gegenüber.
Als letzten wichtigen Punkt möchte ich noch die Aufforderung des Herrn an seine Jünger anführen, die auch uns gilt:
„Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. “ - Johannes 13, 14
Wir werden vom Herrn selbst aufgefordert, den Dienst der Fußwaschung auszuüben, jeder persönlich. Der Herr appelliert hier ganz eindeutig an unsere, an deine, an meine Verantwortung. Sehen wir noch wo Seelsorge nötig ist, oder ist unser Glaubenleben selbst so abgeflacht, dass wir dafür keinen Blick mehr haben? Wir müssen uns die Frage stellen: Was ist zu tun, wenn wir selbst auf unserem Weg durch die Welt verunreinigt werden? - Und es kann ja wohl niemand sagen, dass so etwas nicht täglich vorkommt. Schon scheinbar simple Dinge können der Auslöser sein. Vielleicht Werbung, die unsere Blicke immer wieder auf sich zieht und uns sündige Gedanken eingibt … Wir sind deshalb schuldig uns gegenseitig, im Bild gesprochen, die Füße zu waschen.
„Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, auf dass, gleichwie ich euch getan habe, auch ihr tut.“ - Johannes 13, 15
Lieben Gruß
Christian