Hallo Damaris,
ich möchte versuchen eine Antwort auf deine Frage zu geben, dazu zitiere ich erst nochmal die beiden angeführten Verse aus Mt 16:
„18 Aber auch ich sage dir, daß du bist Petrus (= Stein); und auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen. 19 Und ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was irgend du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was irgend du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein.“
Der 18. Vers ist ein sehr inhaltsreicher Vers und gibt uns heute den Plan oder das Grundgerüst der Versammlung (Gemeinde) Gottes. Ich greife einfach einmal ein paar Punkte heraus:
1.Die Offenbarung der Versammlung
In Vers 17 finden wir die Tatsache, dass es Gott der Vater war, der Petrus offenbart hatte, dass der Herr Jesus der „Sohn des lebendigen Gottes sei“ - Hier kommt die Offenbarung des Geheimnisses der Versammlung vom Herrn selbst.
2.Das Material, die Bestandteile der Versammlung
Nicht Petrus ist die Grundlage der Versammlung, sondern er ist ein Stein, sowie heutzutage alle wahren Kinder Gottes „lebendige Steine“ am Haus Gottes sind.
„werdet auch ihr selbst, als lebendige Steine, aufgebaut, ein geistliches Haus“ - 1.Petrus 2,5
Nur wer ein lebendiger Stein ist, gehört zur Versammlung Gottes, d.h. nur wer wiedergeboren ist und göttliches Leben besitzt.
3.Die Grundlage der Versammlung
Hier ist es noch einmal bestätigt, Petrus ist ein Stein, „der Fels aber ist der Christus!“ Wenn die katholische Kirche heute davon spricht der Papst sei ein Nachfolger Petrus`, dann geht es wie schon erwähnt auf das Missverständnis dieser Stelle zurück.
Was mir hierbei ganz wichtig geworden ist, ist die Tatsache, dass ganz oft, wenn von der Versammlung die Rede ist, wir einen Hinweis darauf finden, dass die Existenz der Versammlung in Verbindung steht, mit dem Tod des Herrn am Kreuz.
So haben wir hier beispielsweise einen Hinweis auf den Felsen, der geschlagen werden musste, ein Bild vom Tod des Herrn! (2. Mose 17,6)
4.Die Zeit der Versammlung
Zu diesem Zeitpunkt war die Versammlung noch zukünftig, aber der Herr würde seine Versammlung zu Pfingsten bauen (Apg. 2). Zur Versammlung Gottes gehören alle wahren Kinder Gottes von Pfingsten bis zur Entrückung (1.Thess 4).
5.Der Bauherr der Versammlung
In der hier angeführten Stelle ist der Herr selbst der Bauherr. Wenn der Herr selbst baut, ist das was gebaut wird vollkommen. Wenn die Gläubigen jedoch mit in die Verantwortung genommen werden, kommt es oft dazu, dass auch „Holz, Heu und Stroh“ (1. Kor 3) verbaut werden, Dinge die keine Standfestigkeit und keinen Ewigkeitswert haben.
6.Der Eigentümer der Versammlung / Die Bestimmung / der Zweck der Versammlung
Der Herr hat sich die Versammlung selbst erworben, er hat einen hohen Preis dafür bezahlt. Er hat alles verkauft was er hatte, um sich wie der Kaufmann in Matthäus 13, diese eine sehr kostbare Perle zu erwerben.
Der Herr hat die Versammlung so geliebt, dass er sich selbst für sie hingegeben hat. (Eph. 5,25)
7.Die Sicherheit der Versammlung
Der Versteil „und des Hades Pforten, werden sie nicht überwältigen“ macht die unbeschreibliche Sicherheit der Versammlung Gottes klar. Die Versammlung Gottes ist ganz allgemein gesehen dem Verfall ausgesetzt. Wir haben längst nicht mehr so gute Zustände, wie in der Zeit der ersten Christen, aber trotzdem, wird es der Teufel nie schaffen, die Versammlung zu zerstören.
Wenn du das so genannte Schlüsselgeheimnis aus Vers 19 angeführt hast, dann ist es in der katholischen Kirche eine Weiterführung des Missverständnisses aus Vers 18. Der Herr gab Petrus den Schlüssel des Reiches der Himmel. Er gab ihm, jetzt einmal ganz salopp gesagt, nicht den Schlüssel zum Himmel, wie die katholische Lehre immer wieder zum Ausdruck bringt. Das Reich der Himmel beschreibt einen Bereich auf dieser Erde und nicht im Himmel. In diesem Bereich befinden sich alle christlichen Bekenner, ob wirklich errettet oder auch nicht. Eine gute Erklärung darüber, wer sich im Reich der Himmel befindet, findet man speziell in den Gleichnissen zum Reich der Himmel (z.B. Mt 13).
Petrus macht ganz speziell in der Apostelgeschichte von seiner „Schlüsselgewalt“ Gebrauch. Hier schließt er nacheinander den verschiedenen Nationen das Reich der Himmel auf, zuerst den Juden, dann den Samaritern und später auch den Heiden (Apg. 2, 8 und weitere).
Es geht bei dem angeführten „Binden“ und „Lösen“ nicht darum, dass Petrus Sünden für die Ewigkeit vergeben konnte, wie das heutzutage vom Papst praktiziert wird, wenn er speziell zu Ostern seinen Segen „Urbi et Orbi“ ausspricht, um den Kirchgängern einen Sündennachlass für das scheinbar bevorstehende Fegefeuer zu erlassen. Die Aufgabe Petrus' bezieht sich vielmehr auch auf den Bereich der Erde, in dem er die Möglichkeit hatte, Sünden auf eine Person zu binden oder auch wieder von einer Person zu lösen. In Apostelgeschichte 5 (Ananias und Saphira) finden wir ein erstes Beispiel davon, wie Petrus diese Macht ausübt - Ananias wird mit dem leiblichen Tod bestraft.
Ich hoffe, eine einigermaßen verständlich Erklärung gegeben zu haben!
Viele Grüße, Christian